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Wenn Ein Schotte Eine Reise Tut…

Wenn ein Schotte eine Reise tut…

Wir schreiben das Jahr 1830. Es ist jenes Jahr, in welchem ein schottischer Reiseschriftsteller mit Namen Henry D. Inglis Tirol und Bayern bereist. Der entsprechende Bericht erscheint drei Jahre später. In ihm beschreibt der Schotte Stadt und Land, wobei er einen besonderen Schwerpunkt auf die Kultur und die Menschen Tirols legt. Auch über die Innsbrucker Gastronomie weiß er zu berichten:

„In den Gasthöfen zu Innspruck ist theures Leben. Nicht ohne Erstaunen fand ich meine Rechnung so ansehnlich, wie sie im besuchtesten und vornehmsten Hotel der Schweiz ausgefallen sein würde. Tyrol, hatt’ ich immer gehört, ist ein wohlfeiles Land, und erwartete demnach dort halb umsonst zu reisen. […]“

Was würde er wohl zu den heutigen Preisen sagen? 😉 Allerdings schwenkt er wenig später in seiner Meinung um, beziehungsweise erklärt den Leser*innen die Gründe für die hohen Preise:

„Allein – wie der Gastwirth in Innspruck richtig bemerkte, als ich ihn über die ansehnliche Zeche zur Rede setzte, in einem Lande wie Tyrol, welches nur in den Sommer-Monaten, und auch dann blos von einer beschränkten Anzahl Reisender besucht wird, die meistens gut bedient zu sein wünschen, muß sich der Wirth ungewöhnlich bezahlen lassen, damit er es den Winter durch mit ansehen kann. „Ich weiß, daß die Rechnung stark ist,“ setzte er ehrlich genug hinzu; „allein wenn sie billiger wäre, würde ich Ihnen kein so anständiges Quartier und keine so gute Bedienung anbieten können.“ Dazu kommt noch, daß die Nahrungsmittel, welche der Reisende zu finden erwartet, in Tyrol nicht wohlfeil sind. […]“

Auch über die Bewohner*innen der Stadt weiß er einiges zu berichten – Achtung: Stereotypen und Verallgemeinerungen inbegriffen:

„Die Bewohner von Innspruck und Ober-Tyrol würde ich als ehrbare, ernste Leute bezeichnen. Sie haben nichts Leichtsinniges, ja kaum etwas Fröhliches in ihrem Aeußern. Ihr Betragen ist zurückhaltend, aber höflich, ihre Sitten sind rein. Von allen Seiten hört’ ich, daß es von ehelicher Untreue beinahe kein Beispiel gebe. Ein Hospital, mit welchem eine Anstalt für Findlinge verbunden war, wurde von dieser Seite her nur selten in Anspruch genommen. Die vornehmeren Klassen sind durchgängig gewissenhaft in Befolgung ihrer religiösen Pflichten, und die unteren können ohne Bedenken abergläubig genannt werden. Ich habe noch kein Land betreten, wo so viel Kreuze, Heiligenbilder und Betkapellen am Wege gestanden hätten. Selten kommt der Reisende an den letzteren vorüber, ohne Leute darin zu sehen, die fußfällig ihre Andacht verrichten, und kein Bauer geht ohne Kniebeugung, Gebet und zuweilen nicht ohne Fußfall, vor einem Kreuze oder Heiligenbilde vorüber. Selbst in Spanien hab’ ich diese Verehrung der Heiligen nicht weiter treiben sehn.“

(Stadtarchiv Innsbruck, 04.02.15 Innsbruck; Zitate aus Henry David Inglis. Tyrol und ein Blick auf Baiern. Leipzig 1833. online: Literatur-Land-Karte Tirol/Südtirol (Ausschnitte), sowie Landesbibliothek Teßmann (Volltext).

Autorin: Sabrina Schober

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Eine der vielen Spielfiguren in Paul Rittingers Sindbadspiel ist „Der Engländer“. Sein spezieller und das Spiel mit ihm beeinflussender Charakterzug ist „immer die Wurzen“ zu sein. Wie wahr, wie war.

    Das Bild ist ein Augenbad, und im Gegensatz zum vorhin gezeigten Innsbruck auf italienisch, wo geradezu nichts stimmte, ein Suchbild nach Details, die NICHT stimmen. Sogar die Berge erkennt man wieder und der Schießprügel blieb zu Hause.

  2. Sollte es diese Aussichtsplattform tatsächlich gegeben haben, wovon auszugehen ist, stand sie wohl beim heutigen – und vielleicht auch schon damaligen – Schöneck.

  3. Ich vermute, Frau Schober, dieses schöne Titelbild stammt nicht aus dem erwähnten Reiseführer. Liege ich mit dieser Annahme richtig? Falls ja, wissen Sie von wem bzw. von wann dieser Stich stammt? Ist er vielleicht dem hier bereits empfohlenen, unlängst veröffentlichten Buch von Peter Adelsberger „Die Stadtvedute Innsbrucks in der Druckgraphik“ entnommen?

    Und eine weitere Frage: Ich konnte bislang keinen Hinweis auf das Erbauungsjahr des Ansitzes Zederfeld/Cederfeld finden, nur die Jahrzahl 1874 für einen Umbau. Ist das Jahr der Errichtung im Stadtarchiv bekannt? Ich sage jetzt schon mal vielen Dank!

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