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Szenen Einer Schulkarriere

Szenen einer Schulkarriere

Der letztwöchige Beitrag zeigte die 1912 geborene Brunhilde Paul als kleines Mädchen auf dem Schoß ihrer Mutter und warf Fragen nach dem weiteren Lebensweg auf. In ihrem Nachlass finden sich 14 Zeugnisse und Schulnachrichten aus den Jahren 1919 bis 1931. Zwölf Lebensjahre, in denen Brunhilde vom 7-jährigen Mädchen zur 19-jährigen jungen Frau heranreifte. Lassen Sie das kurz sickern, denken Sie an Ihre eigene Schulzeit zurück: Was war das für eine Zeit, was haben wir da alles erlebt, wie viele Erinnerungen! Im Archiv – zumindest in diesem Nachlass – bleiben meist lediglich die Zeugnisse erhalten. Was sagen Sie aus? Wir werden wahrscheinlich übereinstimmen: Für die Gesamtheit unserer persönlichen Erfahrungen all dieser Jahre eher wenig.

In diesem Fall belegen sie, dass Brunhilde Pauls Start in der ersten Klasse der „Allgemeinen Mädchenvolksschule in der Fischergasse“ zu Ende des Ersten Weltkriegs unter widrigsten Bedingungen erfolgte: Wie der eigens angefertigte Stempel zeigt, unterblieb im ersten Vierteljahr 1918/19 die Beurteilung der Leistungen „wegen Sperrung der Schulen (Grippe-Epidemie, – Demobilisierung.)“

In den folgenden Jahren zeichnen die Zeugnisse das Bild einer unauffälligen und guten Schülerin. Im „Betragen“ (ab 1927/28 in der Bundes-Lehrerinnenbildungsanstalt „Sittliches Verhalten“ genannt) und im „Fleiß“ bekam sie ausnahmslos ein „sehr gut“. Auch in den Fächern gab es – von zwei Ausnahmen abgesehen – für Brunhilde nur sehr guten und guten Erfolg.

Die Ausnahmen? Als im zweiten Volksschuljahr in der „Öffentlichen Mädchen-Bürgerschule“ in der Wiltener Schulstraße, erstmals „Freihandzeichnen“ auf dem Lehrplan stand, setzte es ein Genügend. Wohl eine Kinderkrankheit? In allen nachfolgenden Jahren auch hier Gut oder gar Sehr Gut. Anders im „Gesang“. Schon im ersten Schuljahr lediglich ein Befriedigend, für den Rest der Volksschulzeit zwar immer ein Gut, in den Jahren der Lehrerinnenbildungsanstalt von 1927 bis 1931 jedoch ausnahmslos nur Genügend. Ob Brunhilde es mit Gelassenheit nahm oder sie dieser Makel wurmte? Im 2. Halbjahr 1928/29 belegte sie auf jeden Fall an der „Schule des Musikvereines Innsbruck“ Chorgesang mit einem 1er in Fleiß und einem 2er in Fortgang.

Im Juni 1931 erhielt Brunhilde Paul das „Zeugnis der Reife für Volksschulen“ und wurde „zur Anstellung als provisorische Lehrerin an allgemeinen Volksschulen und als Lehrerin für weibliche Handarbeiten an allgemeinen Volksschulen mit deutscher Unterrichtssprache befähigt erklärt.“ Interessant auch folgender Vordruck auf Seite drei im Zeugnis: „Der Prüfling hat während der Bildungsdauer ein Stipendium im Gesamtbetrage von S. 45 [handschriftlicher Eintrag] bezogen und ist verpflichtet, sich nach bestandener Reifeprüfung wenigstens sechs Jahre dem Lehramte an öffentlichen Schulen in Österreich zu widmen.“

Ob und wo sie diese Auflage erfüllte, wäre noch nachzurecherchieren. Es ist anzunehmen, dass dieser Umstand dazu führte, dass Brunhilde Paul ihren späteren Mann, den Berufschullehrer Michael Knaller kennenlernte…

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 06.93.05 NL Brunhilde Knaller, geb. Paul)

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