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Feurige Wassermühlen (II.)

Feurige Wassermühlen (II.)

Anscheinend wurde in der Pulvermühle am Sillkanal gut hundert Jahre lang ohne größere Zwischenfälle gearbeitet, um Schwarzpulver für das Arsenal seiner Majestät zu mahlen. 1608 allerdings endete diese Glückssträhne. Im Sommer dieses Jahres kam es zu einem Funkenschlag – die Ursache lässt sich natürlich nicht mehr feststellen; wurde das Pulver zu wenig angefeuchtet, das Gemisch zu stark gestampft? Jedenfalls explodierte die Mühle und legte ihre Umgebung in Schutt und Asche. Die Aufräumarbeiten waren nicht ungefährlich, denn es bestand die Gefahr, dass irgendwo verborgene Glutnester schwelten, die erneut eine Explosion auslösen konnten.

Immerhin 28 Jahre waren den Innsbruckern wieder gegönnt, ehe es zum nächsten Unfall kam. Obwohl es bereits im 16. Jahrhundert üblich war, Schwarzpulver aus naheliegenden Gründen nur in von Pulvermühlen fernliegenden Gebäuden zu lagern, wurde dieses Gebot der Vorsicht in Innsbruck nicht beachtet. Als im April 1636 die Pulvermühle in Flammen aufging, explodierte auch das nahegelegene Lager und setzte die Umgebung in Brand. Das Feuer verschlang unter anderem das aus Fachwerk errichtete Schloss Ruhelust am Rennweg.

Nach diesen zwei Großbränden hatten die Innsbrucker genug von der Mühle an der Sill – sie wurde als Tabakmühle wiederaufgebaut, in welcher bis 1828 Schnupftabak produziert wurde. Die Pulverherstellung wurde nach Kematen verlegt. Zweifelsohne zur großen Freude der dortigen Einwohner.

(Titelbild: Federzeichnung des Sillkanals von K. Grustner, 1736, Signatur Ph-14717)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Das gleiche Bild diente im Jahre 1981/82 als Motiv für das Ausstellungsplakat der Ausstellung „Die Kleine Sill – Innsbrucks ehemaliger Gewerbekanal“.

  2. Der Bote von Tyrol vom 31. Mai 1824 berichtet über den Brand von Schloss Ruhelust und die Explosion der Pulvermühle u.a.:

    „Man muß erstaunen, wie man so nahe an der Stadt,
    und zwar einer Residenzstadt, und an der Residenz selbst
    eine Pulvermühle erbauen, oder die erbaute dulden konn-
    te. Sie war zugleich gerade in der drohendsten Gegend,
    auf der Südseite der Stadt, angelegt, woher die zu
    Innsbruck so gewöhnlichen heftigen Südwinde auf die
    Stadt stürmen. Noch mehr staunt man über die Bei-
    behaltung der Pulvermühle an dem angezeigten Orte,
    und noch dazu in der Nähe eines Heu- und Strohbe-
    hältnisses, wenn man in der Geschichte der oberdeutschen
    Jesuiten-Provinz liest, daß diese Pulvermühle nebst der
    dabei gestandenen Wohnung des Pulvermachers schon im
    Jahre 1608 einmal abgebrannt ist, und vier Menschen
    dabei so beschädigt worden sind, daß sie alle davon ge-
    storben sind. Es bedurfte einer noch theurern Erfahrung,
    um zur Ueberzeugung zu gelangen, wohin Pulvermühlen
    gehören.

    Die Ruhelust ist, wie Herr Zoller sagt, mit
    allen ihren Schätzen zerstört worden. Man begreift leicht,
    daß in diesem Palaste und den übrigen abgebrannten
    landesfürstlichen Gebäuden ein äußerst großer Werth an
    Möbeln, Kostbarkeiten und Kunstsachen zu Grunde
    gegangen ist. Haimhofer giebt uns ein langes Ver-
    zeichniß von Seltenheiten und Schatzstücken, die er am
    Hofe zu Innsbruck gesehen hat; nur ist nicht ganz klar,
    was davon in der, alten Burg, und was in der Ruhe-
    lust sich befunden habe; und so läßt sich auch nicht zu-
    verläßig angeben, was davon in dieser Feuersbrunst ver-
    tilgt worden.“

  3. Tabakmühle kenn ich nur über den Umweg Karmeliterkloster, dort gab es eine. Aber das Kloster wollte wohl nichts zu tun haben mit irdischen Lastern und die Mühle verschwand.

    Aber es muß doch eine zweite gegeben haben. Wie eine dort in Wilten erfolgte Explosion die Ruhelust anzünden konnte könnte ich mir nur dadurch erklären, daß die Explosion heftig genug gewesen ist, daß brennende Teile bis über die Stadt geflogen sind.

  4. – stand diese Mühle nicht näher beim Zeughaus? Ich glaube mich da an den letzten Beitrag zu erinnern, in dessen Kommentare Herr Pascal Permann festhielt, daß diese Mühle ca. beim Boznerplatz stand. Da ist dann ein Funkenflug bis zum Hofgarten zwar immer noch sehr sportlich, aber bei Föhn durchaus möglich.

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