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Im Flurnamenparadeis

Im Flurnamenparadeis

In den Planschränken des Stadtarchivs schlummert ein besonders hübsches Exemplar aus dem Jahr 1840 mit dem Titel „Das Innthal von Zirl bis zur Bücke bei Volders“ und man kann die Karte hier als überblendbare interaktive Fassung aufrufen.

Wie immer gibt es allerhand zu entdecken. Besonders viel Mühe haben sich die Ersteller (federführend ein gewisser Hauptmann Urban) mit der Auskundschaftung der Hof- und Flurnamen der Mittelgebirge gegeben. Viele lokale Bezeichnungen haben die letzten 182 Jahre unbeschadet überstanden. Wenn man sich also nicht ganz sicher ist wo der Taxerhof ist, wie weit es da noch zum Hasental ist und ob man auf dem Weg überhaupt beim Schauflacker vorbeikommt – hier kann man es herauslesen. Auch wenn man erfahren möchte, wie viele Vogel- und Fischerhütten es rund um Innsbruck gab bietet diese Wanderkarte – auch wenn sie vielleicht eher für militärische Zwecke gedacht war – neben den altbekannten auch überraschende Bezeichnungen.
In der Stadt Innsbruck hat man es mit dem Maßstäben eher locker genommen, da passt sie nicht so satellitenfotogenau wie andere, zum Teil auch frühere Karten. Aber man sieht wie klein die Stadt war, Anpruggen, Altstadt, Neustadt, fertig.

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Zu meckern gibts doch immer was 😉 . Mein Haus steht auf dem Nachbargrundstück welches bis 1974 unbebaut war. Und der Flurname Seifens oder Soafns zwischen Natters und Edenhauser fehlt.

    Sehr interessant der schon damals identische Verlauf der Wege bzw. mit der Zeit abgegangene Verbindungen.

    Und: Wo bitte ist das eigentlich nur laut Hohenegg bestehende Akzishäusl? Einsam und an richtiger Stelle stehet die Kapelle, aber nix zu sehen is von dem Hause dem Akzis.

  2. Ich meckere nicht – ich bedanke mich bei Herrn Hofinger dass er diese Karte entdeckt, hier eingestellt und entsprechend unterlegt hat! Habe heute eine sehr unterhaltsame Zeit damit verbracht – mit einem speziellen Augenmerk auf Altpradl natürlich, eh klar!

  3. Ein besonderes Highlight auf dieser Karte ist die Schwimmschule in der Höttinger Au, welche damals erst ganz kurze Zeit, nämlich seit 1833 bestand.

    Bei der in der Milser Heide erkennbaren „Ruine Grüneck“ handelt sich um das im 17. Jahrhundert abgebrannte Jagdschloss Hirschenlust von Erzherzog Ferdinand II.

  4. Die Karte ist eine kolorierte Version eines aus 9 lithografierten Blättern bestehenden Kartenwerkes. Der ehemalige Landesarchivdirektor Prof. Dr. Fridolin Dörrer schrieb dazu folgenden Kommentar:
    „Das aus 9 Kartenblätter zusammengesetzte Werk zeigt das Gebiet, in welchem 1809 im Zuge der Bergiselschlachten Kämpfe oder Truppenverschiebungen stattgefunden haben:
    Das Inntal von Zirl bis zur Volderer Brücke, Hötting, die Mittelgebirgsplateaus südlich des Inntales und den nördlichsten Abschnitt des Wipptales (Unterberg, Schupfenwirt usw.). Das Werk Hauptmann Urbans und seiner Mitarbeiter, durchwegs in Innsbruck stationierter militärischer Chargen, könnte sich daher auf die Kämpfe 1809 bezogen haben; doch wird das in der Karte nirgends – weder in der Überschrift, noch durch Eintragungen gesagt. Es kann sich aber auch um eine bloße Umgebungskarte des Garnisonsortes Innsbruck ohne solche historische Zusammenhänge handeln. Jedenfalls sind in der Karte viele Örtlichkeiten ( auch kleinere, z.B. Vogelhütten usw.), die in den Kämpfen 1809 eine Rolle spielten, eingetragen, welche in anderen Karten fehlen.“ (F. Dörrer 1973)
    Da eine zeitliche Zuordnung auf der Karte nicht angegeben ist, erfolgte diese erst bei der Aufnahme der beiden Kartenversionen in das HIK:
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&map=2657&scale=144447.92746804966&centerx=1268835.3396956953&centery=5985468.318458447&centerspatial=102100
    und
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&map=2658&scale=144447.92746804966&centerx=1268835.3396956953&centery=5985468.318458447&centerspatial=102100
    Die Karte muss um 1840 entstanden sein. Der als Inhaber des Tiroler Jägerregiments genannte Kaiser Ferdinand regierte 1835-1848, General -Feldzeugmeister Ludwig Freiherr von Eckhard war seit 1822 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 59, Carl Urban 1841 Hauptmann des Infanterieregiments Nr. 59 (laut Militär-Schematismus 1841, S.221), der dargestellte Bauzustand der Stadt Innsbruck entspricht dem um 1840 (nach 1836 vor 1842!). Vergleiche dazu auch Fridolin Dörrer, Innsbruck um 1840, in: Veröff. d. Innsbrucker Stadtarchivs N.F.3, 1972, S. 23-38.

  5. Der Ansitz Taschenlehen, rechte Innseite auf Höhe Hall, befindet sich genau gegenüber der Villa Adlklaus, die aus den Beiträgen „8 Monate anno 1902“ bekannt ist.

    1. Die Angabe „genau gegenüber“ ist manchmal etwas irreführend, besonders wenn vorher von der rechten Innseite die Rede ist.
      Hier ist mit ‚gegenüber‘ unmittelbar die andere Straßen bzw. Wegseite gemeint. Im Plan das nächste Haus südlich.

  6. Die Karte zeigt interessanterweise schon die 1843 fertiggestellte Kettenbrücke. Vielleicht ist die Karte auch erst 1843 entstanden, oder man hat die Kettenbrücke bereits vor ihrer Fertigstellung im projektierten Endzustand eingezeichnet.

    Der als Lithograf genannte Kadett Eduard Gutrath von Altengutrath und Puchstein starb laut dem „Intelligenzblatt zur Salzburger Zeitung“ vom 8. Dezember 1848 bereits wenige Jahre später im Jahr 1848.

    1. Sie haben recht, ich habe daher auch in meinem Buch „Innsbruck im historischen Kartenbild“ die Urbankarte mit 1840/43 angegeben. Nachdem aber in der Karte die 1842 bereits fertiggestellten Gebäude an der neu angelegten Museumsstraße, vornehmlich das Ferdinandeum fehlen, wurde im HIK die Datierung auf „um 1840“ festgelegt.
      Im Übrigen möchte ich aber noch auf ein eher amüsantes Detail hinweisen: Offensichtlich aus Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten hat der Kolorist den Amraser See verkehrt herum eingefärbt. Statt des Sees ist die Insel blau ausgemalt!

  7. Meine Frage hat nur insofern mit dem Titelbild zu tun, als es ebenfalls um eine historische Karte und einen Flur- oder Hofnamen (?) geht. Bei einer meiner Suchen habe ich unlängst auf dieser Karte den Begriff „Gratzennatz“ im Bereich der heutigen Franz-Fischer-Straße gelesen:
    https://hik.tirol.gv.at/?category=Detailkarten_georef&basemap=bm0&scale=4513.99773337655&centerx=1268409.4237518026&centery=5984263.210298248&centerspatial=102100&map=2557

    Weiß vielleicht jemand, was es damit auf sich hat? Die Google-Befragung hat lediglich den Hinweis auf das Vorkommen eines Hahnenfußgewächses in „Innsbruck auf den Wiltauer Feldern beim Gratzennatz“ erbracht.

    Mein kläglicher Versuch einer Herleitung: Es handelt sich um den Vulgonamen eines Hofes, dessen Besitzer den Vornamen Ignaz (Naze) trug.

    An anderer Stelle auch „Kratzennatz“ geschrieben (Plan von Innsbruck und Umgebung 1802/03 von Hyronimus Mumb). Dazu hatte die Suchmaschine nur die Vermutung auf einen möglichen Schreibfehler meinerseits parat.

  8. Vielen Dank für Ihre rasche Antwort und die vielen Querverweise zu den Zeitungsartikeln, Herr Hofinger! Ich bin über diesen Kratzerbrunnen auch schon in einem anderen Zusammenhang gestolpert, er ist mir aufgefallen, weil ich noch nie davon gehört hatte.

    Ihre Herleitung kann ich nachvollziehen, ist sie doch meiner in Sachen Kreativität recht ähnlich 😉 Und auch wenn ich mich fast nicht getraue, einem Wilten-, Karten- und Sonstigen-Spezialisten zu widersprechen, wage ich es. Ich kann mir aus 2 Gründen nicht vorstellen, dass der Brunnen mit dem „Gratzennatz“- Eintrag ident sein soll. An so viel Abweichung – von der Franz-Fischer-Straße bis zum Bergisel (!) – kann ich nicht glauben, auch wenn hier schon öfter darauf hingewiesen wurde, dass die historischen Karten nicht immer ganz genau sind, und auch die unterschiedlich verwendeten Maßstäbe berücksichtigt werden sollten. Der 2. Grund, der Sie vielleicht eher überzeugt: Im Gross-Plan ist sowohl der Kratzerbrunnen am Bergisel als auch der Schriftzug Gratzennatz bei der Franz-Fischer-Straße (hier noch als sog. Saugasse) eingetragen.

    Ich habe schon überlegt, ob nicht in irgendeiner Form ein Zusammenhang mit einem Vorläufer vom GH Templ bestehen könnte, weil auf der Mumb-Karte der Schriftzug „Kratznatz“ bei einem Gebäude im Zwickel von Franz-Fischer-Straße und Templstraße steht. Womit wir wieder bei der Genauigkeit der Pläne wären. Und bei der Kreativität …

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