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Gut Zum Druck!

Gut zum Druck!

JedeR, der einmal in einer Druckerei war, kennt den typischen Geruch von Druckerschwärze, den in der Luft schwebenden Papierstaub, die Wärme der Maschinen und deren rhythmisches Stampfen. Dazwischen das Surren der Schneidemaschine und das Tackern der Heftmaschine. Ganz zu Schweigen von den mannigfaltigen Gerüchen der Leime… [Ich könnte noch weiter davon berichten, habe ich doch viele Jahre in mehreren Druckerei so nebenbei gearbeitet. Wenn jetzt jemand an Schwarzarbeit denkt, so bezieht sich das nur auf die Druckerschwärze.]

Hier ist es von der Ausgangslage aber ganz anders: Wir blicken in die Setzerei der Druckerei der Verlagsanstalt Tyrolia im Jahr 1918. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges waren die meisten wehrfähigen Männer an die diversen Fronten geschickt worden. Drucker wurden zudem für die zahlreichen propagandistischen Schriften benötigt. Das verbliebene Personal war nicht erfahren und das Material, vor allem das Zeitungspapier, wurde immer schlechter. Sie können das Ergebnis mit zahlreichen Satzfehlern auf grindigem Papier bei uns im Stadtarchiv anschauen. Ein trauriges Dokument einer trostlosen Zeit. Insofern ist die Menschenleere auch symptomatisch.

Doch zurück zu dieser Aufnahme aus der Tyrolia. Ich habe auch schon versucht, den Monatsnamen auf dem Kalender zu lesen. Vergeblich. 15.06 Uhr oder 15.07 Uhr ist es. Hilft aber auch nicht weiter.

Es ist heute noch beachtlich, welche Mengen an Drucken eine solche Druckerei auf die Welt bringen konnte. Wo befand sich damals die Druckerei der Tyrolia eigentlich noch? (Nicht das erste Mal, dass ich danach frage). Und wo druckt der Verlag eigentlich heute?

Und noch eine Notiz für die Literatur-Interessierten: Friedrich Torberg erzählt in den „Erben der Tante Jolesch“ meine liebste Drucker-Geschichte überhaupt. Ein kleiner Tipp: Es geht um Wahlen in Wien – ich glaube – 1922. Den Rest überlasse ich Ihrer Recherche… Mehr kann ich aus Gründen des Anstands nicht sagen…

Jetzt wäre ein erfahrener Druck gefragt, der uns die ganzen Setzkästen und Bleilettern erklären kann. Vor allem aber auch, warum es so viele Setzkästen brauchte. Am meisten würde uns aber interessieren, wie das mit dem Bleisatz eigentlich funktionierte. Diese Herren würden es auch wissen, aber da sind wir zu spät.

Danke für die schönen Bilder an Monika Resler.

(Firmenarchiv Tyrolia)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

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