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„Eine Führende Persönlichkeit Der Sozialdemokratischen Frauenbewegung“

„Eine führende Persönlichkeit der sozialdemokratischen Frauenbewegung“

Wer gelegentlich in Kufstein umherschlendert, dem ist sicherlich die Inschrift für Opfer des Widerstandes am Gefallenendenkmal des Stadtfriedhofs aufgefallen. Seit 1987 ist dort der Name Adele Stürzl (1892-1944) zu lesen.

Die gebürtige Wienerin übersiedelte als junge Frau nach Kufstein, wo sie sich zunächst für die SPÖ engagierte. Unter anderem trat sie 1919 der Frauenorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Kufstein bei und übernahm das Frauenreferat, nachdem sie in den Parteiausschuss gewählt wurde. Dass sich die Männer sowohl innerparteilich als auch außerhalb über die politische Tätigkeit einer Frau echauffierten, schien sie nicht zu stören. 1932 trat sie der KPÖ bei. Unter dem Dollfuß-Regime wurde die KPÖ verboten, was Stürzl jedoch nicht davon abhielt weiterhin für die kommunistische Partei zu arbeiten. Es folgten mehrere Inhaftierungen: Das erste Mal im Jahr 1933, 1934 für ein halbes Jahr und schließlich 1935 nochmal für zwei Monate.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten unterbrach Adele Stürzl vorläufig ihre Arbeit für die Partei, da sie in Kufstein als Kommunistin zu bekannt war. Als sie im Juni 1942 verhaftet wurde, hing man ihr eine unendlich Liste mit „Straftaten“ an: sie soll einen Deserteur bei der Flucht unterstützt und eine „Hungerdemonstration“ organisiert haben sowie Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe gewesen sein. Zwar ging sie keinen organisatorischen Aufgaben nach, aber sie versuchte tatsächlich einen Deserteur bei seiner Flucht in die Schweiz zu unterstützen sowie eine „Hungerdemonstration“ zu organisieren, bei der Hausfrauen mit leeren Einkaufskörben sich am Kufsteiner Stadtplatz versammeln sollten.

Am 11. November 1942 verurteile das Sondergericht Innsbruck Stürzl zu vier Jahren Zuchthaus wegen der versuchten Fluchthilfe. Sie wurde in die Innsbrucker Haftanstalt überführt. Im April 1944 wurde Adele Stürzl zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am Schafott im Gefängnis Stadelheim in München.

Dies war vorerst mein letzter Beitrag für „Innsbruck-erinnert“. Es hat mir viel Freude bereitet Sie in die Welt der Innsbrucker Frauengeschichte zu entführen und Ihnen Persönlichkeiten vorzustellen, die womöglich bereits in Vergessenheit geraten sind. An welche Innsbruckerin können Sie sich noch erinnern bzw. welcher Artikel ist Ihnen im Gedächtnis geblieben? Das würde mich noch brennend interessieren.

(Verena Kaiser)

(Überschrift: Innsbrucker Nachrichten, Nr.89, 18.04.1934, S.7)

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