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Teuerungszuschlag Anno 1817

Teuerungszuschlag anno 1817

Am 5. März 1817 wandte sich der städtische Waldhüter Thomas Haas (auch Haß geschrieben) mit einer Eingabe an den Stadtmagistrat, da er in den vergangenen drei Jahren weder sein Gehalt noch sein „Neujahrsgeld“ vollständig erhalten habe.

„Nachdem aber diese nie erlebte theure Zeit eingetreten [ist], so bittet er auch um Gotteswillen einen löblichen k. k. provisorischen Stadt-Magistrat um einen beliebigen Besoldungs Beytrag umsomehr, da die Feuerwächter einen erhalten haben, und mit fl. 1 30 xr [ein Gulden und 30 Kreuzer] der mahlen [sic] unmöglich mehr zu leben ist, sonderbar wenn er bey Tag, und Nacht, bey den rauhen zehrenden Ganwinden [sic] auf dem Stangen-Steig herumklettern muß.“

Im Innsbrucker Rathaus stieß der „dientsbefliessene, allzeit unterthänige“ Waldhüter mit seiner Eingabe auf Verständnis. Der Syndikus und Communal-Administrator Johann Anton Suitner bestätigte grundsätzlich Haas‘ Ansprüche, bemerkte aber auch, dass die „in den letzten Jahren sich ergebenen häufigen Waldexzessen [sic], und seine [Haas] nicht seltene Betrunkenheit […] den Referenten nicht bestimmen [konnten], auf seine Gehaltsergänzung, und das ehedem übliche Neujahrsgeld einzurathen. Nachdem aber heuriges Jahr nach dem Zeugnisse des Herren Stadtbaumeisters seine Verrichtungen ausgedehnter, und seine Diensteifer wirksamer geworden ist, so möchten ihm in dieser Rücksicht sowohl, als in jener der gegenwärtigen Theuerung die in den Jahren 1813-14 und 15 entgangenen 12 fl in Monathsrathen als Theuerungsbeytrag auszufolgen seyn.“

Daher wurde die „Communal Administration“ angewiesen, dem „städtischen Waldhüter Thomas Haas […] rücksichtlich der drückenden Theuerung aller Lebensmittel[1], und seiner besseren Dienstleistung“ für dieses Jahr zwölf Gulden in monatlichen Raten auszubezahlen. Ob Thomas Haas mit dieser Regelung einverstanden war, ist nicht überliefert.


[1] Siehe zu den Ursachen: Michael Kasper (Hrsg.), Die Hungerjahre 1814-1817 in Tirol. Eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Darstellung, verfasst von Josef Penz, Innsbruck 2016; und: Fabian Frommelt et al. (Hrsg.), Das Jahr ohne Sommer. Die Hungerkrise 1816/17 im mittleren Alpenraum, Innsbruck 2017.

(StAI, COML 1817 Nr. 377)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Der arme Mann übertrieb vermutlich ein wenig, wenn er „bey Tag, und Nacht, bey der rauhen zehrenden Ganwinden [sic] auf dem Stangen-Steig herumklettern musste.“
    Trotzdem war die alte Zeit oft nur im Rückblick gut. Besonders diese offizielle Beamtenwillkür mutet heute seltsam an, und war – je nach Betrachtungsseite – nicht selten ungerecht. Vieles wurde tatsächlich besser, vieles – und das muss auch gesagt sein – aber auch nur anders.

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