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So Amerikanisch Wie Kaugummi

So amerikanisch wie Kaugummi

Ich weiß nicht mit welchem Land Sie Kaugummi in Verbindung bringen, aber für mich sind es immer die USA. Fakt ist, dass die Verwendung von Kaugummi (seien es Harze etc.) bereits sehr viel älter ist als die USA, jedoch verdanken wir den Amerikanern die weltumspannende Verbreitung dieser formbaren Masse.

Unser Titelbild zeigt Ihnen eine Szene in Kufstein aus dem Jahr 1930. Zahlreiche Kinder versammeln sich vor einem Kleinlieferwagen der Firma Wrigley und warten nur darauf, diese amerikanische Kausensation in Ihre Finger zu bekommen. Das Bild hat also folglich nichts mit Innsbruck am Hut, aber ich habe es als zu Schade erachtet, Ihnen die Aufnahme nicht zu zeigen. Und um dennoch einen fadenscheinigen Bezug zu Innsbruck herzustellen, frage ich Sie liebe LeserInnen, was Ihre ersten Erfahrungen mit Kaugummis waren.

Etwas Interessantes möchte ich Ihnen noch über die Anfänge der Wrigley Company berichten. Die Firma wurde von William Wrigley Jr. im Jahr 1891 in Chicago gegründet und verkaufte anfänglich Seife. Um seine Seife besser zu verkaufen gab er als „Zuckerl“ noch Backpulver zum Kauf dazu. Er wechselte schließlich vom Verkauf von Seife zu Backpulver, da das Geschäft lukrativer wurde. Dasselbe Spiel mit dem „Zuckerl“ wiederholte sich nun ebenfalls – nur gab es diesmal Kaugummi dazu. Sie werden sich bereits denken können was als nächstes folgte. Die Beliebtheit bzw. Nachfrage des Kaugummi stieg so stark an, dass sich Wrigley schließlich einzig auf dessen Produktion fokussierte und bis heute dabei blieb. Das aktuelle Logo der Kaugummiverpackung gleicht übrigens immer noch sehr stark dem Logo der 1920er Jahre.

Wrigley Werbung aus dem Jahr 1920

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-3755)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. 1927 kostete eine Packung Wrigley Kaugummi mit 4 Stück den Betrag von 20 Groschen.
    In den zeitgenössischen Werbeinseraten im Tiroler Anzeiger heißt es:

    „Das Kauen gibt dem überarbeiteten, im Strudel von rasen-
    den Autos und Bahnen zermürbten Menschen Ablenkung und
    Beruhigung und erfüllt somit einen guten Zweck. Es ist
    bewundernswert, wie besonnen und sicher der Amerikaner
    in diesem Verkehrsgetobe bleibt— logischerweise müsste er
    verrückt werden —. Der vielgescholtene Kaugummi hilft,
    ihm, ist seinen Nerven Blitzableiter und Besänftiger, nimmt
    die Unruhe fort und gibt ein gewisses rhythmisches Phlegma.“

  2. Wie man an den Schriftzügen auf dem Auto und in den Zeitungen erkennen kann, wurden Wrigleys Produkte damals noch nicht als Kaugummi, sondern als „Kau-Bonbons“ vermarktet.

    1. Eher sowohl – als auch: Aus den Buchstabenfragmenten auf dem sichtbaren Türflügel lässt sich mMn die Aufschrift „P.K. Kaugummi“ rekonstruieren. 😉

  3. In Innsbruck ist dieses Auto sicher ebenfalls gestanden. Aber dann hätten wir schon wieder irgendwas zu Raten dabei gehabt.
    Nett die von Herrn Auer ausgegrabene Annonce mit dem Hinweis auf die beruhigende Wirkung des Kaugummis. Coca Cola warb umgekehrt mit dem aufputschenden Effekt seines Getränks.

    Kindheitserfahrungen? Die dünnen Wrigley Plättchen waren zum grauslichen Blasenmachen nicht so geeignet. Dafür gabs die rosaroten Bazookas. Die gabs auch in Automaten, Wrigleys meines Wissens nicht. In Papier gewickelt enthielten die Bazookas auch noch ein Zettelchen mit irgendeiner Kinderunterhaltung oder Belehrung, ich weiß es nimmer. Endlich ausgepackt konnte man sich entscheiden, nur die Hälfte zu konsumieren, eine Kerbe in der Mitte des Rosagummis lud dazu ein.
    Eine andere Quelle waren noch die Automaten mit den Kaugummikugeln. Vielleicht gibt es sie heute noch, es ist nicht lange zurück, daß ich noch einen gesehen habe. Man steckte wie bei den Kerzenautomaten am Friedhof einen Schilling (damals nicht billig) in eine Vorrichtung, drehte an einem zweiseitigen Griff und drei grauslich schmeckende Kaugummikugeln kollerten heraus. Der Gag war, dass anstelle einer Kugel auch kleine Plastikfigürchen und Pseudoschmuck nach dem Zufallsprinzip dabei sein konnte. Hinterher besehen ein geschäftsfördernder Trick, mit einem weiteren Schilling doch noch was „Gscheites“ heraus zu bekommen.

    Die Verwendung von Kaugummi war eine wellenförmige. Als Kind als die Sache an sich inklusive scheue Präsentation von „Schmuck“ aus dem Kugelautomaten an die erste unbewußt Angebetete. Später als Atemluftverbesserer für die bewußt Angebetete und Rauchgeruchkiller für die Erziehungsberechtigten (dafür waren die Wrigleys wieder besser) und zum Schluß bis zur ersten Zahnprothese als kleingeldvernichtende Angewohnheit.
    Als Ami haben wir Kinder uns nie gefühlt, die allenthalben auf dem Bazooka-Beipackzettel abgebildeten typisch amerikanischen boys and girls mit ihrer Igelfrisur und Pferdeschwanz kamen uns wie Gestalten vom andern Stern vor.

  4. Wrigleys Spearmint – der Grüne und mir am besten schmeckende, dann gabs da noch den weißen (ging noch) und den gelben (wäh!). Wrigley – der Moderne. War eher für die Gediegenen, Vornehmen.

    Demgegenüber der Bazooka – der Altvattrische (aber zum Blasen machen besser geeignet). Picksüß (Zucker war damals kein Thema), aber innen drein war ein kleiner Comicstrip (sogar in Farbe !), der unter dem Namen „Bazooka Joe und seine Bande“ firmierte. War eher für die Rattler.

    Aber ich – schon damals ambivalent – hab beide gern mögen.

    Und dann – aber viel später – Colalutscher (beim Salvenmoser oder beim Pobitzer in der Gumppstraße auch im Dreierpack erhältlich) und Eskimo-Eis namens Paiper, das man wie einen Automobilkolben mittels Stöckchen aus der Plastiverpackung herausschieben mußte (Aufschrift am Deckel: „Verkafts mei Gwand, i will an Paiper !“).

    In der Erinnerung gspür i de ganzen Sachen heut no auf der Zunge.

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