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In Stein Gemeißelt (XI.)

In Stein gemeißelt (XI.)

In den bisherigen Artikeln hat die Heiratspolitik Maximilians bereits eine Rolle gespielt, jedoch stets mit der Frage, wen er selbst heiraten würde. Hier zusehen ist hingegen die Hochzeit seines Sohnes, Philipps des Schönen, mit Johanna von Kastilien. Die doppelte Heiratsverbindung zwischen dem Haus Trastámara und den Habsburgern war das Ergebnis langer Verhandlungen, die sich v.a. um den Konflikt der beiden Mächte mit Frankreich drehten. Ferdinand II. war viel daran gelegen, die Einkreisung Frankreichs durch eine Allianz mit Maximilian, der englischen Krone und auch der Bretagne zu betreiben – schließlich trat man sich in Italien und in den Pyrenäen auf die Füße und gleichzeitig war er in einen Konflikt in Südspanien um Granada verwickelt. Um die Allianz gegen Frankreich zu fördern, wurde Katharina von Aragon mit dem ältesten Sohn Heinrichs VII., Arthur, verheiratet – bald sollte sie jedoch dessen jüngeren, ursprünglich für die geistliche Laufbahn vorgesehenen Bruder Heinrich heiraten. Die Spanier vermittelten immer wieder im Interesse der gemeinsamen Allianz zwischen den Tudors und Maximilian, was nicht immer einfach war.

Der Kaiser beherbergte an seinem Hof nämlich einen Erben des Hauses York, der Ansprüche auf die englische Krone stellte, etwas, das Monarchen in der Regel ein wenig persönlich nehmen. Um die Geschichte etwas kurioser zu machen, handelte es sich bei dem im Exil lebenden Prätendenten nicht um einen York, sondern einen Hochstapler, der seine Rolle jedoch so gut beherrschte, dass er lange Unterstützung für seine Ambitionen erhielt. Er gab sich als einen der Söhne Edwards IV. aus, einen der im Tower of London ermordeten Prinzen, bis er bei seiner zweiten Landung in England in Gefangenschaft geriet und hingerichtet wurde.

Maximilian war lange nicht sicher, ob die Verbindung mit Spanien die beste Option für seine Politik war – er erwog auch, sich im Osten mit den Jagiellonen zu alliieren oder seine Position im Reich durch eine Verbindung mit Bayern zu stärken.  Es kam auch zu Zerwürfnissen mit Spanien, so etwa als Maximilian die Erbtochter der Bretagne heiratete. Südlich der Pyrenäen und nördlich des Ärmelkanals war man über die mangelnde Absprache nicht sonderlich glücklich, da man vereinbart hatte, dass die Herzogin zur mit gegenseitiger Zustimmung ehelichen würde.

Nach dem Einfall der Franzosen in Italien wurde jedoch bald ein Vorvertrag geschlossen, den Maximilian in Antwerpen unterzeichnete. Margarete, die zuvor am französischen Hof leben musste, sollte nun, nachdem sie vom französischen König zugunsten der bretonischen Erbtochter verstoßen wurde, den Prinzen Johann von Asturien heiraten, den einzigen Sohn von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon. Maximilians Sohn Philipp (der Schöne) würde ihre Tochter Johanna heiraten. Maximilian war jedoch weiterhin unentschlossen, wie so oft war er hin und hergerissen zwischen Osten und Westen und ihm war nicht ganz wohl dabei, sein gesamtes Heiratskapital gewissermaßen auf ein Pferd zu setzen. Erst drei Monate nachdem der Vorvertrag unterzeichnet war, wurde er im April 1495 auch ratifiziert. Letztlich jedoch entschied sich Maximilian dafür und die Ehen wurden erst prokuratorisch geschlossen, die Heirat Philipps mit Johanna von Kastilien, die in diesem Relief zu sehen ist, wurde am 20. Oktober in Lier (heutiges Belgien, Südöstlich von Antwerpen) gefeiert. Die Hochzeit Margaretes mit Johann fand ein halbes Jahr später in Burgos statt.

(Signatur Ph-A-10171-012)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Auf der Tumba des Maximilian-Kenotaphs sind genau 24 Marmorreliefs, also bald Halbzeit bei dieser Serie! Die Relief wurden erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, also lange Zeit nach Maximilians Tod angefertigt wurden.
    Die Vorzeichnungen zu den Reliefs befinden sich interessanterweise im Schloss Ambras.

    Von den wunderbaren Reliefs stammen nur die Nummern 21, 22 und 23 von den Brüdern Abel, alle anderen sind vom bekannten Bildhauer Alexander Colin.

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