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„… Für Tirol Fast Ausnahmslos Unerfreulich.“

„… für Tirol fast ausnahmslos unerfreulich.“

Franz Heinz Hye, der ehemalige Leiter des Innsbrucker Stadtarchivs, charakterisierte die Herrschaft Ferdinand Karl folgendermaßen: „[…] selbst von verschwenderischen und selbstzufriedenen Charakter, war Ferdinand Karl Regierungszeit für Tirol fast ausnahmslos unerfreulich.“[1] Vermutlich nicht das Resümee, das man sich als Landesfürst wünschen würde.

Dieses harsche Urteil brachte sich der Erzherzog vor allem durch seine aufwendige Hofhaltung ein, die so weit ausuferte, dass er Teile seiner Herrschaft verkaufte oder verpfändete; auf diese Art gingen den Habsburgern ihre Besitztümer im Prättgau und im Unterengadin verloren. Gleichzeitig versuchte der absolutistische Fürst die Landstände soweit wie möglich von der Herrschaft fernzuhalten, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 berief er bis zu seinem Tod 1662 keinen einzigen Landtag ein.

Ferdinand Karl, Sohn Leopolds V. und Claudia de Medici, trat seine Herrschaft bereits 1646 mit nur 18 Jahren an. Im selben Jahr heiratete er Anna de Medici, die sowohl väterlicher-, als auch mütterlicherseits seine Cousine war, somit hatten beide Ehepartner dieselben vier Großeltern[2]tu felix Austria nube tuas cognatas? Die Hochzeit war natürlich kein bescheidenes Fest. Die Stadt Innsbruck stellte eine Schützenkompagnie als Ehrengarde für die Feier ab, es gab ein großes Feuerwerk und einen Fackelzug, die Jesuiten führten die Komödie „Hoffnung der goldenen Zeit“ auf.

1655 wurde in Innsbruck die Konvertierung der Königin Christine von Schweden (1626–1689), Tochter von Gustav II. Adolph, zum katholischen Glauben gefeiert. In der Hofkirche wurde ein Te Deum gesungen, welches mit Glockenläuten und Kanonenschüssen begleitet wurde. Obwohl dem Hof in Innsbruck bereits drei Residenzen mit großen Sälen für Ball, Theater und Oper (in Schloss Ambras, der Hofburg und Schloss Ruhelust), sowie ein Ballhaus und das kürzlich errichtete Theater am Rennweg zur Verfügung standen, hatte Ferdinand Karl noch ein weiteres Comedihaus in neuester venezianischer Mode errichten lassen. Dort wurde im Zuge der Feierlichkeiten die Oper L’Argia von Anontio Cesti (1623–1669), den der Erzherzog mit einem Haus und dem stattlichen Gehalt von 900 Gulden nach Innsbruck gelockt hatte, uraufgeführt. Die Premiere dauerte ganze sechs Stunden! Das Fest zog mehr Menschen an, als alle Herbergen der Stadt unterbringen konnten.

1658 veranstaltete der Erzherzog ein großes Schießen im Hofgarten, anlässlich dessen er auch die „Ordnung der Schützenmeister“ bestätigte. Er widmete den Schützenmeistern Silbergeschirr im Wer von 1200 Gulden. Auch die Sattler, Schmiede und Schneider bekamen ihre Handwerksordnungen bestätigt, die Zinngießer wurden von ihm unterstützt, indem der Verkauf von Zinnwaren von fremden Herstellern verboten wurde.

Die prunkvolle Hofhaltung des Erzherzogs brachte wie anfangs erwähnt massive Schulden mit sich. Nach seinem frühen Tod 1662 wurde ein großer Teil des Hofes – Sänger, Komponisten, Maler, Gardisten – entlassen.

(Signatur Ph-30682)


[1] Brigitte Hamann (Hrsg.), Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, S. 116.

[2] Karl II. und Maria Anna von Bayern; Ferdinando de Medici und Christine von Lothringen

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