Einmal mit vertauschten Rollen
Normalerweise sitze ich hier und überlege mir, was man über ein Bild sagen könnte, was die geneigte Leserschaft interessieren könnte. Hin und wieder verliert man sich bei der Recherche einen Abend lang in ganz anderen Themen. Gelegentlich legt man bei einem Rätsel eine verdeckte Fährte. Ganz, ganz selten soll eine Spur auch ein bisschen in die Irre führen. Angeblich…
Diesmal möchte ich einmal in die Rolle des staunenden Lesers schlüpfen. Ich habe den Verdacht, dass der ein oder andere unserer Stammleser schon einmal in der Pradlerstraße war. Vielleicht schon vor einigen Jahren. Und ich würde mich freuen, wenn diese Ihre Erinnerungen mit uns teilen würden.
Ich bin ganz sicher, dass auch die übrige LeserInnenschaft sich schon auf zahlreiche Beiträge freut.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: So-34-6)
Als alter Pradlerstraßler (wenn auch von weiter drunten) wüsste ich natürlich viel zu erzählen, aber ich warte einmal lieber ab, was da alles von anderen kommt. Vielleicht findet sich sogar ein Kollege, der in der oberen Pradlerstraße aufgewachsen ist??
Klar, dass ich eine mords Freude mit dieser Aufnahme / Ansichtskarte habe. Eine Frage: Können Sie uns ein Datum sagen, aus welcher Zeit sie stammt oder ob/wenn sie gelaufen ist?
Eine zeitliche Einordnung lässt sich natürlich auch über den Schöpfer der Fassadenmalerei dieses Eckhauses durchführen, der ja nur einige Häuser weiter drunten lebte (Pradlerstraße 32)!
Das abgebildete Eckgeschäft werde ich immer assoziieren mit meiner Volksschulzeit. Beim Schreibwarenladen „Ghedina“ wurde ich jeden September mit allen Schulutensilien eingedeckt. Der gemütlich-behäbige Chef war selbst in den Bedienung. Nach dem Einkauf gab es eine Fleischkässemmel beim VonStadl (etwas weiter die Straße hinunter). Was war wohl zur Zeit der obigen Aufnahme an dieser Ecke für ein Geschäft?
Es ist für mich an der Grenze der Lesbarkeit, aber die Überschriften der Tafeln an den beiden Seiten der Türe an der Straßenecke würde ich als Pension interpretieren.
Ja genau, beim Ghedina hamma die Schulheftln samt die durchsichtigen Plaschtikeinbänd u.v.m. kafft, da drin hats immer so gut grochn. Heit is der Frisörweltmeischter Schang Piääär Schwamm drin
die auffällig grossflächigen Fassadenmalereien stammen von Rafael Thaler und stellen die Personifikation von Handel und Gewerbe dar, Pradlerstr. 38, beim scharfen Eck.
Am Haus Nr. 36 ist übrigens ein ebenso grossflächiger Salnter dargestellt…sehenswert!
Und das Haus Nr. 32 hat ihm gehört, hier hatte er sein Atelier, hier wohnte er.
Von dieser Gegend gab es schon einmal etwas: http://innsbruck-erinnert.at/wie-kann-ein-eck-rund-sein/ und http://innsbruck-erinnert.at/eine-sehr-harte-nuss-2/ – auch über den Saltner von Herrn Geisler war einmal etwas zu lesen, ich finde es nur nicht!
Außerdem für Haus Nr. 38 https://gis.tirol.gv.at/kunstkatasterpdf/pdf/74309.pdf
Da es anscheinend keine weiteren „Pradlerstraßler“ gibt, die hier etwas schreiben wollen, muss halt doch ich wieder einspringen, damit der Wunsch vom Herrn Dr. Morscher halbwegs erfüllt wird.!
Im Beitrag http://innsbruck-erinnert.at/top-secret/ konnten wir erfahren, dass es in der Pradlerstraße 30 einen Privat Detektiv gab.
Pradlerstraße 30 ist das Eckhaus Pradlerstraße – Gaswerkstraße, das man auf diesem Bild am Ende der Häuserflucht sieht. Es war für uns das „Müllerhaus“ nach dem Besitzer Heinrich Müller sen. Er war einer der vielen Metzger in der Pradlerstraße. Für uns Altpradler war es der „Obere Müllermetzger“ (im Gegensatz zum „Unteren Müllermetzger“ auf Pradlerstraße 1).
Heinrich Müller hatte das Ladengeschäft für Fleisch- und Wurstwaren direkt am Eck, ich musste da öfters Semmel ausliefern, Mir kommt vor, als ob es einen Zutritt sowohl von der Pradler- als auch von der Gaswerkstraße gab, jeweils mit einigen Treppenstufen zur Eingangstüre des doch ziemlich über den Straßenniveaus liegenden Geschäftes. Heutzutage sieht man davon nichts mehr, nach Auflassung der Metzgerei wurde alles zugemauert bzw. ein Geschäft im Straßenniveau errichtet. Als ich 2006 im Rahmen einer Pradler Fotorunde ein Foto machte, war in diesem Geschäft der „Pradler Antikmarkt“ untergebracht Existiert der noch? Ob es von diesem Haus noch alte Bilder gibt? Solch eine Ansichtskarte von Nord nach Süd wäre für mich interessant.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der in http://innsbruck-erinnert.at/eine-kurze-geschichte-der-pradler-feuerwehr/ genannte Pradler Feuerwehrkommandant Heinrich Müller (1931 – 1939) nicht auch der Metzgermeister war.
Sicher bin ich mir aber, dass die Metzgerei später vom Sohn, der ebenfalls Heinrich hieß, weitergeführt wurde. Dessen Schwester lebt noch und ist mit ihren 105 Jahren die älteste Pradlerin!!!
Das Haus visavis am anderen Straßeneck ist der östlichste Teil der Rhomberg’schen Fabrikshäuserzeile in der Gaswerkstraße. Diese Häuser bedeuteten den Beginn der Ausweitung des Dorfes Pradl nach Süden. Man sieht das besonders gut auf der Panoramaaufnahme im Beitrag http://innsbruck-erinnert.at/immer-wieder-faszinierend/ . Heute steht hier das Hotel Alpinpark (Pradlerstraße 28)
Den Abschluss der Pradlerstraße von diesem Blickwinkel aus bildet die alte Pradlerkirche, die 1941 abgerissen wurde http://innsbruck-erinnert.at/alte-pradler-pfarrkirche/ und der „Villerbauer“ Pradlerstraße 14 http://innsbruck-erinnert.at/in-alt-pradl-iii/ . Auch die „Knaben- und Mädchen Volksschule Pradl“, heute Leitgebschule kann man ausmachen.
Zunächst habe ich mich über das schöne Farbfoto gefreut.
Dann habe ich mir jene Personen, welche die Pradlerstraße bevölkern, am Bild genauer angesehen. Da das Foto, der Rocklänge der Frauen nach, jedenfalls vor 1920 aufgenommen worden sein muß, handelt es sich also um ein „koloriertes“ Foto. Weiß eh jeder. Aber ich finde erwähnenswert, wie liebevoll der Herr – oder die Dame – welcher – oder welche – diese Arbeit durchgeführt hat, sich der Malereien von „unserem“ Rafael Thaler gewid- met hat – eine Farbenpracht sondergleichen auf dieser Postkarte.