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Ein Tag Auf Der Überholspur

Ein Tag auf der Überholspur

Beim Umräumen im hauseigenen Chaos fiel mir ein kleines Fotoalbum in die Hände. Von tiefer Nostalgie ergriffen blätterte ich durch die Seiten und stieß auf ein Foto, das ich Ihnen nicht vorenthalten konnte. Die halbe Portion im coolen grauen Auto, die Sie hier sehen, das bin ich. Ich gehe gerade einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach, meiner guilty pleasure, die mich bis heute nicht losgelassen hat: Der Besuch von Freizeitparks. Der Innsbrucker Vergnügungspark war immer ein Highlight in meiner Kindheit und dieses fotografische Meisterwerk hat mich dazu animiert ein bisschen darüber zu recherchieren.

Die Geschichte von Freizeitparks ist lang. Ihren Ursprung haben sie in den mittelalterlichen Jahrmärkten, die ein beliebter Treffpunkt für Tänzer, Akrobaten oder auch den ein oder anderen Gaukler waren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten Vergnügungsparks auf der Bildfläche, in jener Form, wie wir sie heute kennen. Sie waren die neue Art des Volksfestes, ganz im Sinne des technischen Zeitalters.

Soviel zur allgemeinen Geschichte, aber wie entwickelte sich der Vergnügungspark in Innsbruck. Nun, ich habe in alten Zeitungen gestöbert und würde anhand der Berichte das Aufkommen des ersten Freizeitparks mit den frühen 20er-Jahren datieren. Er wurde in Kombination mit der Herbstmesse ausgetragen, wobei die Orte jeweils variierten. 1925 baute man den Park auf den Zelgergründen nahe der Triumphpforte auf, 1932 ist von einem Vergnügungspark in der Reichenau die Rede. Die Verlegung des Ausstellungsortes wurde damit begründet, dass der Lärm, den so ein Freizeitpark mit sich bringt, als störend empfunden wurde. Weiters könne sich der Vergnügungspark in der Reichenau auch besser entfalten. In einem Amtsblatt aus dem Jahr 1958 wird ein Beschluss des Stadtrates erwähnt, in dem die Freigabe des Vorgeländes nördlich der Sportplätze am Tivoli für den Vergnügungspark für ein weiteres Jahr abgesegnet wurden. Damit waren jedoch nicht alle einverstanden, die Gegner dieses Beschlusses forderten die Verlegung des Vergnügungsparks in die Reichenau. 1983 bewarb das Amtsblatt den Vergnügungspark  mit dem Standort Westgelände des Olympiastadions. Leider gab es bei meiner Recherche große zeitliche Lücken, die ich nicht ausfüllen konnte. Es wäre natürlich interessant zu wissen, wo der Vergnügungspark sonst noch aufgebaut wurde. Vielleicht könnten uns hierbei unsere treuen Leserinnen und Leser helfen?

Wenn wir heute am Vergnügungspark vorbeifahren, stechen uns vor allem die technischen Fahrgeschäfte ins Auge. In seiner Anfangszeit, also den 20er- und 30er-Jahren, erfreute der Park die Menschenmassen jedoch mit ganz anderen Attraktionen. Ich möchte Ihnen kurz meine persönlichen Favoriten aus dieser Zeit vorstellen: Karussells, eine Miniatur-Dampfeisenbahn, Feuerwerke, Varietévorführungen, ein Flohzirkus, ein lustiger Tiergarten, eine Autobummelbahn und das Teufelsrad. Mit seinen Attraktionen sorgte der Vergnügungspark allerdings auch für sehr fragwürdige Schlagzeilen. Ich zitiere aus dem Tiroler Anzeiger vom Oktober 1927:

„Am Sonntag nachts ereignete sich bei einer Schießbude auf dem Messe-Vergnügungspark hier durch unvorsichtiges Hantieren eines mit dem Laden der Gewehre beschäftigten Fräuleins, daß ein Schuß, seitwärts gehend, einen 26jährigen dem Schießvergnügen obliegenden Herrn traf. Der Schuß ging dem Betroffenen in den rechten Augenwinkel, diesen und das Augenlid verletzend.“

Tja, so ein Vergnügungspark steckt voller Überraschungen Im Übrigen wurde das ausgewählte Foto für diesen Beitrag zwischen 2002 und 2004 aufgenommen. Mittlerweile fahre ich richtige Autos und das, wenn man von zwei Parkschäden und einem abgerissenen Seitenspiegel absieht, sogar ziemlich gut.

(Verena Kaiser)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Und das AUtodrom? Dafür war das Madele aber noch zu klein. Ich habs übrigens auch nie benützt. Da hätt man warten müssen, bis man drankommt, das war mir zu fad. Aber das Funkensprühen des Stromabnehmers bei gleichzeitiger Harmlosigkeit hat mich fasziniert.

    1. Hallo Herr Hirsch,
      natürlich durfte das Autodrom nicht fehlen. Zum Zeitpunkt des Fotos bin ich natürlich noch mit Begleitung gefahren. Auf die Größe haben die Betreiber nicht wirklich geschaut. Mittlerweile fahr ich allerdings alleine 😉
      Liebe Grüße
      Verena

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