Ein Frühlingstag in Mariahilf
Gleich zwei Gasthäuser sind auf dieser Postkarte, die am 6. Jänner 1933 gelaufen ist, zu erkennen: Es handelt sich dabei um den Gasthof „Mondschein“ im Haus Nr. 6 und den Gasthof zum „Weißen Lamm“ im Haus Nr. 12. Der Gasthof „Mondschein“ wurde 1607 erstmals mit Matthias Pranger als Wirt und Eigentümer urkundlich erwähnt. Im Laufe der Zeit kam es zu zahlreichen Besitzerwechseln. 1902 kam der Gasthof in den Besitz von Anna Frick aus Sterzing, die das Gebäude ihrem Sohn Karl übertrug. Der Gasthof „Mondschein“ blieb dann einige Jahrzehnte im Besitz der Familie Frick bis er 1976 von der Familie Ischia, die das Gebäude in weiterer Folge zu einem Vier Sterne Hotel umbaute, erworben wurde.
Als „Wirtstavern zum Weißen Lampl“ wurde 1677 der Gasthof zum „Weißen Lamm“, der sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz von Elisabeth Pranger und Konrad Höß (auch Hess) befand, beschrieben. Nach dem Tod von Konrad Höß heiratete Elisabeth Pranger Ulrich Sprenger, der drei Mal Bürgermeister von Innsbruck war. Eine Zeit lang gehörte das Gebäude den Grafen Sardagna, weshalb es auch als Ansitz Sardagna bezeichnet wurde. Die Grafen Sardagna bewirtschafteten den Gasthof aber nicht selbst, sondern übergaben ihn einem Pächter. Im Jahr 1809 befand sich das Wirtshaus im Besitz von Franz Preyer. Rudolf Granichstaedten-Czerva berichtet im zweiten Band seines Werkes „Alt-Innsbrucker Stadthäuser und ihre Besitzer“ über folgende Begebenheit, die sich zu dieser Zeit zugetragen haben soll: „Nach den Sardagna kam das Haus in den Besitz des Joachim Angerle (geb. 1709, gest. 1796), dessen Tochter den Franz Preyer ehelichte. Während dessen Besitzzeit war das „Weiße Lamm“ der Schauplatz heftiger Kämpfe der Tiroler am 12.4.1809. Damals verirrte sich eine Kugel eines Bauernschützen in ein Fenster des dem Lammwirtshause gegenüber gelegenen Fleischbankgebäudes und traf dort den 16jährigen Karl von Luterotti (geb. 17.2.1793 in Bozen, gest. 20.7.1872 in Imst) den bekannten Dichter, Sohn des Kreishauptmannes Johann Maria von Luterotti (gest. 1796). Karl litt zeitlebens an den Folgen dieses unglücklichen Schusses und blieb hinkend.“ Am 7. Juni 1903 wurde am Gasthof zum „Weißen Lamm“ eine Gedenktafel für die Höttinger Freiheitskämpfer vom 12. April 1809 angebracht. Auch am Haus Mariahilfstraße 4 erkennt man auf diesem Foto – neben einem Fenster im 3. Stockwerk – eine Aufschrift, die an die kämpferischen Ereignisse vom 12. April 1809 erinnert.
Bemerkenswert an dem Bild ist wohl auch der Polizist mit Pickelhaube auf der linken Bildseite im Vordergrund. Er steht auf einem runden Podest und regelt den recht überschaubaren Verkehr: Immerhin zwei Pferdekutschen warten auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-4-312)