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Auf Der Autobahn?

Auf der Autobahn?

Spätestens nachdem durch Hitlers und Mussolinis Absprache im Oktober 1936 die „Achse Berlin – Rom“ eine Annäherung der beiden Mächte auf dem Plan stand, wurde dem großflächigen Verkehrsausbau in Tirol besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die „vier Einfallspforten im Norden Tirols“ (O-Ton in Allgemeine Bauzeitung: Fachzeitschrift für die Interessen der Bau-Branche, 30.4.1938, 7), namentlich der Achenpass, der Fernpass, die „Inntallinie“ über Kufstein und Mittenwald/Scharnitz wurden auf ihre Autobahntauglichkeit untersucht und die Frage gestellt, wie sie am besten mit dem Brenner in Verbindung gesetzt werden könnten. Problem: Alpenpässe, eh kloa. Damals ging man davon aus, dass ein Autobahnbau über den Brenner nicht möglich sei. Vorschläge gab es verschiedenste, es galt jedoch immer, eine Nord-Süd Verbindung über den Brenner mit der Ost-West verlaufenden „Inntallinie“ zu verbinden. Diese hatte den Vorteil, dass sie i.d.R. flach am Inn verlaufen konnte, ganzjährig befahrbar war und über Kufstein/Rosenheim an die bereits bestehende Reichsautobahn auf heutigem Deutschen Gebiet angeschlossen werden konnte. Für die Routenführung über diverse Pässe wurde eher eine schmalere Autostraße „gemischten Verkehrs“ (IN vom 13.2.1937, S. 5) diskutiert. Ein besonders wichtiges Argument für die Inntallinie präsentiert Baurat Franz Keßler (fett gedruckt und abgehoben vom restlichen Text) im selben Zeitungsartikel:

Für uns Tiroler ist es von besonderer Bedeutung, daß die Strecke Rosenheim – Innsbruck mit 80 Kilometer [sic!] in Tirol liegt, was bei der Linie über Mittenwald nur auf 30 Kilometer der Fall ist.

Na bumm. Wie sich dieser Diskussionspunkt wohl in heutigen Transitdebatten machen würde? 😉

Tatsächlich wurde in der NS-Zeit auf keiner der Routen eine Autobahn gebaut. Das kam erst viel später. Aber dazu mehr beim nächsten Mal…

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-35795)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ideen für eine Autobahn von Berlin nach Rom hatte in den 1930er-Jahren bereits der italienische Senator und Tiefbauingenieur Piero Puricelli. Das Salzburger Volksblatt vom 15. April 1937 titelt sogar „Braucht Tirol eine Autobahn?“ und schreibt:

    „Die zuständigen Stellen haben sich mit dem Plan des ita­-
    lienischen Senators Puricelli, eine Autostraße von Berlin nach
    Rom zu führen, noch nicht beschäftigt, weil amtliche Aufträge
    noch nicht eingelangt sind. Der Plan wird aber im Lande leb­-
    haft erörtert und insbesondere ist es die Trassenführung, die
    eine Reihe technisch interessanter Fragen aufwirft. Nach den
    bekannt gewordenen Mitteilungen soll die Autobahn bei Mit­-
    tenwald österreichisches Gebiet betreten, über Innsbruck füh­-
    ren und am Brenner auf italienisches Gebiet überleiten. Ge­-
    genwärtig führt über Scharnitz—Seefeld und über den in
    Kraftfahrerkreisen einigermaßen gefürchteten Zirlerberg die
    Bundesstraße nach Innsbruck. Ob die Autobahn diesem
    Straßenzug folgen können wird, hält man in Fachkreisen für
    ausgeschlossen, da der Zirlerberg mit seiner fast 23-pro-
    zentigen Steigung und seinen scharfen Kehren ein beträcht-
    liches Hindernis ist. Er wird umgangen werden müssen und
    so nimmt man an, daß die Autobahn von Seefeld aus über das
    westlich gelegene freie Hochplateau von Leutasch gelegt wer­-
    den wird, um dann vom südlichen Rande der Hochfläche in
    zwei sanften Kehren bei Telfs das Jnntal zu erreichen. Erst
    vor kurzem wurde dieses landschaftlich schöne Gebiet östlich
    des Wettersteins und der Mieminger Berge durch einen
    Straßenzug erschlossen, der heute zur Not für Kraftwagen
    auch vom Inntale befahrbar ist. Wird die Trasse der Auto­-
    bahn so geführt, so sind von der deutschen Reichsgrenze bis
    Innsbruck ungefähr 45 Kilometer zu bauen. Die Bundes-
    straße ist nur 35 Kilometer lang: der Umweg von 10 Kilo­-
    meter fällt aber in Anbetracht der Schwierigkeiten, die beim
    Zirlerberg zu überwinden wären, nicht in die Waagschale.
    Ein Problem für sich, ist die Führung der Trasse bei
    Innsbruck. Durch die Stadt selbst kann die Straße nicht
    geführt werden, eine Reihe von Hindernissen steht dem ent­-
    gegen. Die Trasse wird die Stadt Innsbruck westlich und süd­-
    lich umgehen müssen und in der Gegend des Sonnenburger­
    hofes in die Brennerstraße münden, um dann im allgemeinen
    auf dieser Straße bis zur österreichischen Grenze gegen Italien
    zu führen. In diesem Teil der Strecke wird allerdings nicht
    überall die normale Breite eingehalten werden können, denn
    insbesondere am Schönberg und bei Gries sind Engstellen, die
    nur mit sehr erheblichen Mitteln verbreitert werden könnten.
    Auch etliche Straßenobjekte größeren Ausmaßes sind da er­-
    forderlich.
    Legt man diese Trassenführung zugrunde, so wird die Autobahn
    in einer Länge von ungefähr 80 Kilometer über österreichisches
    Gebiet führen. Im Vergleich zu der Gesamtlänge von 1440
    Kilometer ist das nur ein kleiner Bruchteil; immerhin ent­-
    stehen Baukosten, für die bisher noch keine Quelle und keine
    Deckung gefunden ist. Es darf auch nicht verschwiegen werden,
    daß die Tiroler Fremdenverkehrs-Interessenten diesem Bau
    nicht durchaus mit Wohlwollen gegenüberstehen. Es wird—
    und vielleicht nicht mit Unrecht— befürchtet, daß Tirol dann
    nur mehr Durchzugsgebiet wird und Fremde, die sich sonst in
    Innsbruck zumindestens kurze Zeit aufgehalten haben, jetzt
    um die Stadt herumfahren werden. Arbeitsbeschaffung,
    etwaige strategische Notwendigkeiten und Fremdenverkehrs­
    interessen werden in Übereinstimmung zu bringen sein.“

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