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Anschlussprobleme

Anschlussprobleme

Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser war und ist eine zentrale Aufgabe der Stadtverwaltung. Im Mittelalter kam das Wasser über ausgehöhlte Holzrohre von den Quellegebieten der Nordkette in die Stadt. Mit dieser Technologie, die vielfach erprobt und angewendet wurde, konnte eine zumindest ordentliche Versorgung mit Wasser sichergestellt werden. Erst in den 1880er Jahren entschied der Magistrat ein gänzlich neues Trinkwasserversorgungssystem anzulegen, das sowohl eine neue Fassung im Quellgebiet oberhalb von Mühlau aus auch eine Druckleitung von dort in die Stadt umfasste. Dieses neue Leitungssystem brachte enorme Verbesserungen. Nun konnte mehr Wasser und noch dazu sicherer transportiert werden, außerdem war es nun möglich, das Wasser auch in höhere Etagen von Wohnhäusern leiten zu können.

Die neue Leitung brachte zudem eine neue Form der Abrechnung des Wasserverbrauchs mit sich. Bisher war es üblich gewesen einen Fixbetrag pro Jahr zu zahlen, der abhängig davon war, welchen Durchmesser die Zuleitung zum Hausbrunnen hatte, also wieviel Wasser man potentiell zur Verfügung hatte. Die kleinste Einheit war dabei 1/16 Zoll Durchmesser. Mit der neuen Leitung hatte man zwar weiterhin einen inkludierten Grundverbrauch, der für einen Hausbrunnen bei 3.500 Litern pro Tag lag, wofür pro Jahr 10 Gulden verrechnet wurden. Wollte man das Wasser zum Auslauf in einer Wohnung in oberen Stockwerken bringen, galt wiederum ein anderer Tarif, hier lag der Tageskonsum bei lediglich 1.000 Litern zu 10 Gulden jährlich. Unterschiedliche Tarife galten auch für Brunnen in Waschküchen, „Closets“, „Badeeinrichtungen mit und ohne Douche“, „Hof- und Gartenbrunnen“ sowie „Springbrunnen“. Für Bequemlichkeit musste man also mehr bezahlen. Neu war hingegen, dass der Verbrauch durch Wassermesser kontrolliert wurde und somit ein Mehrverbrauch auch festgehalten und in Rechnung gestellt werden konnte.

Anfangs führte dies immer wieder zu bösen Überraschungen, wenn etwa unerwartet hohe Rechnungen ins Haus trudelten. Auch gab es Beschwerden über falsche Angaben zur Zahl der Anschlüsse oder Zweifel an der korrekten Funktionsweise der Wassermesser, wie die Abbildungen zeigen. Im Titelbild sehen Sie eine Beschwerde des Ferdinandeums, das sich mit einer zu hohen Rechnung konfrontiert sah, weil vier anstatt drei Anschlüsse in Rechnung gestellt worden waren. Das zweite Bild zeigt ein Schreiben der Städtischen Rechnungskanzlei an den Magistrat, das eine Neuberechnung des Verbrauchs bzw. der Kosten für die Lokalbahn Innsbruck-Hall mitteilt. Hier erfahren wir auch den Wasserverbrauch, den die dampfbetriebene Bahn hatte: von Mai 1903 bis November 1904 hatte man 8595 Kubikmeter Wasser benötigt.

Wollen Sie mehr zu diesen und anderen Veränderungen der städtischen Infrastrukturen im 19. Jahrhundert lesen, dann sei Ihnen das Buch „Kanalisation ist eine ganz nette Sache…“ ans Herz gelegt.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Coml 1904/2, Brunnenzinse)

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