Aber bitte mit Sahne!

Auf der Suche nach einem geeigneten Beitragsbild in den Straßen meiner Kindheit, stieß ich auf das Café-Restaurant Claudia in der gleichnamigen Straße, der Claudiastraße Nr.7. Das Foto zeigt den beschilderten Eingang des Restaurants, sowie eine Reklametafel, etwas unscharf zu erkennen, an der Eckfassade der Villa St. Georg. Der Vorbau am linken Bildrand ist so in heutiger Form nicht mehr erhalten. Dieser wurde Abgetragen und der vorgelagerte Gastgarten dem Grundstück der Fischer-Villa angeschlossen.

Im Jahre 1898 als „Wohn und Gasthaus im Stile der Neorenaissance“, erbaut, wurde das Gebäude etwa fünf Jahre später an Hans Julino verpachtet, welcher hier das „Café-Restaurant Claudia eröffnete“. Pächter und Eigentümer wechselten die Folgejahre kontinuierlich ab, bevor Frau Marie Hagn, geb. Hammerle, nach dem 1 Weltkrieg als neue Eigentümerin aufscheint, „die den Gastronomiebetrieb jedoch nicht weiterführt“.

In den Untiefen der Gewerbeakten im Innsbrucker Stadtarchiv wurden wir fündig. Dort steht in einem Antrag vom 18.Dezember 1925, an die Gewerbebehörde I. Instanz des Stadtmagistrates Innsbruck geschrieben: „Die Endesgefertigte Frau Marie Hagn erlaubt sich hiermit um die Bewilligung der Einräumung einer Kaffeehausrestaurations-Konzession anzusuchen und führt diesbezüglich folgende Begründung an: Das mir gehörende Haus Claudiastrasse Nr.7 (ehemalige Restauration „Claudia“) hat alle Bedingungen und bauliche Einrichtungen, welche zum Betrieb einer Kaffeehausrestauration notwendig sind. Nachdem der ganze Bezirk „Saggen“ keine einzige solche Restauration besitzt und der Bedarf nach einer solchen vorliegt, resp. allgemein gewünscht wird, so hoffe ich, das einer Einräumung einer Kaffeehausrestauration auf mein Haus nichts im Wege stehen dürfte…“

So Sicher Frau Hagn schien, eine Konzession zum Ausschank von Speis und Trank zu erhalten, so niederschmetternd musste sich der Antwortbescheid der Stadt Innsbruck angefühlt haben:

„Das vorstehende Ansuchen der Frau Marie Hagn zur Verleihung einer Gastgewerbekonzession kann nicht befürwortet werden und zwar aus folgenden Gründen: Von Herrn Wöhry wurde seinerzeit das Haus Nr.7 in der Klaudiastrasse verkauft, ebenso die damals sich dort befindliche Gast-und Schankgewerbekonzession und zwar aus dem Grunde, weil das Gasthaus sich nicht mehr rentierte. Die Konzession wurde an Herrn Watzinger, Klaudiastrasse Nr.8 weiter verliehen, also in allernächster Nähe. Herr Watzinger hat heute seine Gastwirtschaft derart ausgebaut, dass dieselbe allen Anforderungen entspricht und wird auch der Betrieb tadellos geführt. Von einem weiteren Bedarf für eine Restauration in der Klaudiastrasse kann daher keine Rede mehr sein. Ferner ist kaum anzunehmen, dass die Frau Konservenfabrikantensgattin Hagn die Gastwirtschaft persönlich ausüben wird, vielmehr ist mit Sicherheit anzunehmen, dass es sich mehr um eine Spekulation, also darum handelt, eine Gastgewerbekonzession zu erhalten, um die Lokalitäten um teures Geld verpachten oder eventuell das Haus teuer verkaufen zu können.

Die gefertigte Genossenschaft müsste daher gegen eine etwaige Konzessionsverleihung energisch Stellung nehmen und ersuchen das Ansuchen abzuweisen.“

Nachfolgend verläuft sich die weitere Existenz des Café-Claudias in den Akten des Innsbrucker Stadtarchives. Um der Mythenbildung entgegenzuwirken werden wir weiterforschen und Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, mit Sicherheit wieder davon berichten.

Peter Walder-Gottsbacher: Vom Wirtshaus zum Grand-Hotel. Ein Spaziergang zu Innsbrucks historischen Gaststätten, S. 145, Innsbruck 2002.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-PL-93)

Autor: Lucas Brand