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Die Straßen Von Innsbruck – Die Wilhelm-Greil-Straße

Die Straßen von Innsbruck – die Wilhelm-Greil-Straße

Die Wilhelm-Greil-Straße ist ein Sonderfall was Straßennahmen betrifft, denn ihr Namensgeber war nicht nur noch am Leben als sie nach ihm benannt wurde, sondern sogar noch im Amt (ähnlich wie bei der Karl-Kapferer-Straße).

Wilhelm Greil lenkte ganze 26 Jahre als Bürgermeister die Politik der Stadt Innsbruck, eine Amtszeit, die in der jüngeren Geschichte nur von Alois Lugger übertroffen wurde (Bgm. von 1956–1983). Sein Vater war Kaufmann, ein Beruf in dem ihm sein Sohn nachfolgte. Das Tuchhaus der Familie befand sich in der Maria-Theresien-Straße. Mit 35 Jahren wurde 1885 erstmals in den Gemeinderat gewählt – danach machte er rasch politische Karriere. Im folgenden Jahr wurde er Vizebürgermeister, im Jahr darauf zum Bürgermeister. 1902 wurde er schließlich auch Landtagsabgeordneter, allerdings nur für zwei Jahre.

Seine lange Amtszeit des energetischen Bürgermeisters hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Stadt. Er stärkte die wirtschaftlichen Kompetenzen des Gemeinderates und trieb den Ankauf von neuem Grund durch die Stadt an. Unter seiner Führung entstand das Kinder- sowie das Epidemiespital, ebenso das sog. Siechenhaus. Die imposante Bahndirektion geht ebenfalls auf seine Amtszeit zurück. Im Bereich der Bildung entstanden in seinen 26 Bürgermeisterjahren drei Volksschulen, sowie die höhere Töchterschule (ein Realgymnasium für Mädchen).

Zu seinem 70. Geburtstag wurde die Karlstraße, bis dahin nach einem Statthalter Tirols, Erzherzog Karl Ludwig (1833-1896) benannt, zu seinen Ehren umbenannt.

(Bürgermeister Wilhelm Greil, Signatur Ph-M-12215)

(Titelbild: Blick durch die damalige Karlstraße in Richtung Landesmuseum, Signatur Ph-6968)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Anlässlich der Ehrung mit der Straßenumbenennung hielt Wilhelm Greil im Mai 1919 eine sehr ergreifende Dankes-Rede im Gemeinderat, welche sein ganzes Wirken, Schaffen und Denken wunderbar illustriert und auch heute noch ein anschauliches Bild der damaligen Zeitumstände vermittelt:

    „Sichtlich ergriffen führte Bürgermeister Greil so­
    dann aus: Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die
    Ehrung, die Sie mir zuteil werden ließen. Ich habe
    durch 23 Jahre hindurch die Geschäfte eines Bürger­-
    meisters geführt: wenn es gelungen ist, Vorteile für
    die Stadt zu erreichen, wenn wir so manches durch­
    führten, was uns in unserer Jugend vorgeschwebt hat,
    so ist dies nur dem einträchtigen Zusammenwirken Aller
    zuzuschreiben!
    Im Jahre 1885 bin ich das erstemal in den Gemeinde-
    rat gewählt worden. Schon bei der ersten Sitzung wurde
    ich vom damaligen Bürgermeister Dr. Falk aufmerksam
    gemacht, daß man zu einem Gegenstande nur zweimal
    das Wort ergreifen darf. Ich stellte damals den An­-
    trag, die Gasfabrik in das Eigentum der Stadt zu
    übernehmen. Ich bin natürlich mit diesem Anträge glän-
    zend durchgefallen. Bald darauf habe ich mich erkühnt,
    einen Antrag einzubringen, es sei das Elektrizitätswerk
    zu kaufen. Mit diesem Antrage ist es mir noch schlech­-
    ter, als mit dem erwähnten, gegangen. Der damalige
    Herr Bürgermeister erklärte, daß er für den Fall der
    Annahme dieses Antrages seine Stelle zurücklege, da
    eine Stadtgemeinde seiner Ansicht nach nicht berufen
    sei, industrielle Unternehmungen zu führen. Solcherart
    waren damals die Ansichten im Gemeinderate. Infolge
    dessen sind wir junge Leute gewissermaßen in die Oppo-
    sition gedrängt worden. Die Opposition hat sich kei­-
    neswegs gegen die Person des Bürgermeisters Falk,
    sondern gegen das Falk’sche System gerichtet. Sein
    System bestand darin, alles allein zu machen, alle
    Anträge selbst zu stellen, alle Referate selbst zu führen.
    Als dann Dr. Falk im Jahr 1893 die Stelle eines
    Direktors der Sparkasse übernahm, trat man zum ersten
    Male, nachdem ich durch sieben Jahre hindurch Bürger-
    meisterstellvertreter gewesen war, mit dem Antrage an
    mich heran, Bürgermeister zu werden. Ich habe aber
    abgelehnt und zwar deshalb, weil ich niemals die Ab-
    sicht hatte, Bürgermeister zu werden, weil ich einen zu
    großen Respekt hatte vor den Aufgaben und der Ver-
    antwortung eines solchen. Infolge dieser meiner ableh­-
    nenden Haltung wurde Dr. Merz gewählt. Erst im
    Jahre darauf musste ich dem Drängen meiner Freunde
    nachgeben und so habe ich mich entschlossen, die Stelle
    eines Bürgermeisters anzunehmen. Es war dies ein
    großes Ereignis und wurde auch von der ganzen Be­-
    völkerung als solches aufgenommen. Durch Jahrzehnte
    hindurch war ein Jurist Bürgermeister, ausgenommen
    die Zeit von 1861 bis 1868, und daher fand man es für
    unerhört, daß einem Kaufmanne nunmehr zugemutet
    werden sollte, die Geschäfte der Gemeinde zu führen!
    Ich war weiters damals auf der linkesten Seite im
    Gemeinderate, ich war ein Radikaler und der erste
    deutschnationale Bürgermeister von
    Innsbruck. So etwas haben viele Kreise für un-
    möglich gehalten. Die altkonservativen Kreise haben in einer
    Versammlung dargelegt, es sei eine Schande für Stadt
    und Land, daß in Innsbruck ein Deutschnationaler
    Bürgermeister werde. Im Jahre 1900 sollte die Staats­-
    polizei eingeführt werden, weil man in die Geschäfts­-
    führung eines deutschnationalen Bürgermeisters kein
    Vertrauen gesetzt hat….. “ –

    Der Redner führt nun die Kämpfe in
    der Landesstube gegen die beabsichtigte Einführung der
    Staatspolizei an und bespricht nun seine Tätigkeit als
    Bürgermeister und die der Ausführung seiner Pläne
    entgegengestandenen Schwierigkeiten.
    Nach Aufzählung der wichtigsten Momente seiner
    Tätigkeit als Bürgermeister, die schon durch Herrn Dr.
    Erler entsprechend hervorgeboben worden war, gibt
    Redner dem kommenden Gemeinderate Winke für die
    durch ihn zu entfaltende Tätigkeit und meint: „Zu­
    nächst wäre es seine Aufgabe, die Ernährungsfrage zu
    lösen, damit die Bevölkerung eine ausreichende Er­
    nährung bekommt. Man darf die Ernährungsfrage nicht
    an die zweite Stelle setzen. Allerdings wird der Ge-
    meinderat Opfer bringen müssen, Opfer, die er
    nicht anschauen darf. Wenn der künftige Ge­-
    meinderat das erreicht, dann hat er alles getan. Wenn,
    wir durchsetzen, daß die Leute zur Arbeit zurückkehren,
    dann kehren sie auch zur Ruhe und Ordnung zurück.“

    In seinen weiteren Ausführungen hebt er als notwen-
    dige Voraussetzung für eine solche ersprießliche Tätigkeit
    das Zurückstellen der Parteizwistigkei-
    ten hervor und sagt, daß die wirtschaftliche Sicherstel­-
    lung, die wirtschaftliche Ordnung das erste und notwen­-
    digste ist.
    „Auch den Kulturkampf müssen wir zurückstellen.
    Erst wenn wir wieder erstarkt sind, wenn wir uns
    wieder erholt haben, dann werden wir wiederum auf
    unsere Parteigrundsätze zurückgehen können.“

    Zum Schlusse führte Redner noch an, daß er bei Amtsan­-
    tritt ein Vermögen von neun Millionen
    Kronen übernommen und nun sein Amt mit einem
    Vermögen von 32 Millionen Kronen zurücklegen könne.
    Mit dem nochmaligen Danke für die heutige Ehrung
    schließt der Bürgermeister, jedem der Herren Gemeinde-­
    räte die Hand reichend. Hiermit hatte die Feier ihr Ende gefunden.“
    So weit die Innsbrucker Nachrichten vom 26. Mai 1919!

  2. Das Haus links müsste das Eckhaus Karlstraße/Landhausstraße sein, welches Nikolaus Posch, dem Onkel von Marie Grass (später seiner Witwe Anna Posch) gehörte. Bei den doch einigen Reisen, die in Maries Tagebuch geschildert werden, hatte sie es jedenfalls nie weit bis zum Bahnhof. „Reisebouquet“ fällt mir in diesem Zusammenhang wieder ein, ein Begriff, den ich vor dieser Tagebuch-Serie noch nie gehört hatte.

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