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Ein Koffer Mit Geschichten 3

Ein Koffer mit Geschichten 3

Im dritten erhaltenen Brief vom 20. April 1945 beschrieb Ernst Muigg seinem „innigst geliebten Frauele“ die Kundgebung anlässlich des Führergeburtstags in nüchternen Worten. Darüber hinaus erzählt er von seinem besten Kameraden, dem Oberleutnant Martin Haum: „Uns zwei sieht man nur alleine, wenn es der Dienst erfordert, oder wenn wir schlafen müssen oder Privatbriefe schreiben.“ Dieser Kontakt gab ihm Halt, angesichts der schwierigen Lage, die er in diesem Brief wieder nur andeutete. Die ehrlichen Gedanken, die könnten sie höchstens persönlich besprechen, aber nicht schreiben.

Und doch wird Ernst dann wieder sehr klar. Er wolle „nicht zu sehr Pessimist sein […] Ich verstehe überhaupt die Welt bald nicht mehr und möchte fast sagen, wenn es nicht so ungeheuerlich wäre, daß ich selbst bald zu der Klasse der Zweifler zähle. Ich will aber immer noch glauben, denn man kann uns doch nicht so betrügen“. Wie schon zwei Tage zuvor zeigt sich hier wieder diese Mischung aus der Beteuerung, ans Regime zu glauben einerseits und den immer größeren Zweifeln andererseits.

Brief von Ernst Muigg an Rosa Muigg, 20. April 1945 (Ausschnitt)

(Bild: Privat; Soldaten aus dem Umfeld von Ernst Muigg posieren in ihrer Unterkunft, wohl bei einer (Faschings)Feier; Ort und Dargestellte sind unbekannt)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Die Beteuerung, an das Regime zu glauben, war l e b e n s w i c h t i g !!! Denn jeder Brief „aus dem Felde“ („in der Heimat“ wußte man ohnehin nicht, wo der Sohn / Gatte / Vater „umging“, denn man konnte nur an die jeweilige „Feldpostnummer“ adressieren). Jeder Brief, der „in der Heimat“ ankam, war ja z e n s u r i e r t worden – himmelblauer Diagonalbalken – und ein falsches Wort konnte einen Soldaten schon Kopf und Kragen kosten, wenn ein „scharfer Hund“ in der Zensurstelle
    dienst hatte…
    Das angeklagte Delikt lautete in diesen Fällen „Wehrkraftzersetzung“

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