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Nichts Für Schwache Nerven

Nichts für schwache Nerven

Unter der Führung von Branddirektor Ing. Thomas Angermair erwarb sich die Innsbrucker Berufsfeuerwehr in Österreich, aber auch darüber hinaus einen exzellenten Ruf. Dies galt insbesondere für die Verwendung von Hubschraubern im Feuerwehrdienst – ein Thema, das Branddirektor Angermair ganz besonders am Herzen lag. Demenstprechend wurde in Innsbruck viel mit den Möglichkeiten experimentiert und auf diese Weise die Grundlagen für den Einsatz von Hubschraubern bei Hochhaus- und Waldbränden geschaffen. So konstruierte die Berufsfeuerwehr in enger Zusammenarbeit mit der Bundesheer-Hubschrauberstaffel Schwaz (Kdt. Major Prader) zwei Außenlastgehänge mit denen drei bzw. sechs Personen befördert werden konnten (unser Titelfoto zeigt das große Außenlastgehänge; unten ist die kleine Ausführung zu sehen).

Drei Berufsfeuerwehrmänner hängen an der Allouette III des Bundesheeres, aufgenommen bei einer Übung im O-Dorf.

Über die Entstehungsgeschichte und technischen Details schrieb BD Angermair in einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Brand Aus“ (1975/3) u.a.:

„Wie Hochhausbrände auf der ganzen Welt zeigten, ist die Flucht auf die Hochhausdächer der vom Brand überraschten Menschen oft der einzige Ausweg. Die Feuerwehr konnte ihnen in vielen Fällen mit den herkömmlichen Rettungsgeräten weder von innen noch von außen rechtzeitig helfen – sie muß mußten ­verbrennen. Bei den spektakulären Hochhausbränden in Sao Paulo gelang es, rund 300 auf die Hochhausdächer geflüchteten Personen, welchen die Flucht nach unten nicht möglich war, im Zuge mehrstündigerRettungeinsätze mit elf Hubschraubern zu retten. Aus diesem Grund bemühte sich die Feuerwehr Innsbruck, die in ihrem Bereich vorhandenen Möglichkeiten zur wirkungsvolleren Menschenrettung bei Hochhausbränden auszunützen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse als Basisarbeit für alle in Österreich mit den selben Problemen ringenden Feuerwehren zu veröffentlichen. Die unter Leitung von Major Prader stehende Bundesheer-Hubschrauberstaffel ­Schwaz besitzt Hubschrauber der Type Allouette III, welche sich schon hundertfach bei Bergunfällen aller Art bewährt haben. Die Männer dieser Hubschrauberstaffel besitzen die notwendigen Erfahrungen bei der Bergung ­Verletzter sowie im Umgang mit Außenlasten. Darüber hinaus sind an diesen Hubschraubern die für die Bergung von Menschen erforderlichen Einrichtungen bereits montiert. Zum Hubschrauberstützpunkt Schwaz besteht schon lange bester Kontakt und mehrmals führten Hubschrauber dieser Staffel zur Unterstützung der Feuerwehr bei Waldbränden Lastentransporte in unwegsames, felsiges Gelände erfolgreich durch. Nach eingehender Erörterung des Problems zwischen Bundesheer und Feuerwehr wurde festgestellt, daß ein besonders konstruiertes Außenlastgehänge zur Aufnahme von drei bzw. sechs Personen – längenverstellbar – hergestellt werden muß, um die Übungen durch durchführen ­zu können. Zwei Außenlastgehänge wurden in der Folge von der BF Innsbruck gefertigt.
Technische Daten der Außenlastgehänge:
Ein Stahlrohrring mit Versteifung, Durchmesser ca. 1 m, dient als Distanzring, an welchem bis zu sechs Rettungsgurte und die längenverstellbaren Stahlseile für die Aufhängung am Hubschrauber befestigt sind. Bisher wurden zwei Gehänge mit einer Länge von 6 und 14 m hergestellt. Die Länge der Gehänge spielt deshalb eine große Rolle, um bei starker Rauchentwicklung, Hitze, Dachaufbauten und Antennen – je nach Notwendigkeit – dem Hubschrauber vom festen Objekt den erforderlichen Höhenabstand zu ermöglichen. Die derzeit verwendeten Rettungsgurte sind nach Feuerwehrvorschrift geprüfte Rettungsgurte, welche, um die Brust gelegt, mittels einer zuziehbaren Schlaufe fixiert werden können. Für die Flughelfer bzw. für bewußtlose Personen oder für Kinder werden geprüfte Rettungsgurte verwendet (Sitzgurt des Roll-Gliss-Rettungsgerätes bzw. Offner-Bergungsgurte).“

(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Fotoarchiv der BFI / NL BD Ing. Thomas Angermair)

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