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Ein Wasserläufer Auf Dem Inn

Ein Wasserläufer auf dem Inn

Seit einigen Jahren (und auch aktuell) kann man am Inn neue Wassersportarten beobachten. Jeder Zeit ihre Moden und ihre bahnbrechenden Erfindungen, kann man dazu nur sagen.

Eine solche glaubte auch der pensionierte Kapitän Otto Großmann aus Halle an der Saale gemacht zu haben. Er erfand – und patentierte sich – seine „Wasserschuhe [aus] aus vier Meter langen, luftdicht verschlossenen Zinkblechröhren […] So schreitet der Sportsmann mit staunenerregender Sicherheit auf jedem Flusse oder jedem Binnenwasser einher, sogar auf der Ostsee ist er schon gewandert.“ Der Kapitän – der sich mit der Zahl an geretteten Personen rühmte – und es verstand, seine Werbetexte in den Nachrichtenteilen der Zeitungen unterzubringen, tingelte als „Wasserläufer“ quer durch Europa. Mit im Schlepptau, im wahrsten Sinne des Wortes, hatte er auch seine Frau Mathilda, die er zum zusätzlichen Showeffekt hinter sich in einem Boot nachzog. Das „Ehepaar hat die letzte Reise von Holland bis Linz a. d. Donau stets zu Wasser zurückgelegt“, warben die Innsbrucker Nachrichten am 18. März 1902. Tags davor war Großmann erstmals in Innsbruck zu sehen gewesen:

„Man denke sich den eigenartigen Anblick, wie ein Mann in aufrechter Stellung gleichgiltig umherblickendnd in aller Ruhe seine Cigarre rauchend, auf den Wellen daherschreitet, gänzlich unberührt vom nassen Elemente. Der kühne Wasserläufer ‚betrat‘ beim Prügelbau den Inn und verließ denselben wieder bei der ‚Kaiserkrone‘.“

Dieser erste Auftritt diente wohl vor allem dafür, Aufmerksamkeit zu erregen und Werbung für nachfolgende Auftritte zu generieren: „Morgen Nachmittag 3 Uhr wird er gegen geringes Entgelt seine Kunst mit dem interessanten Fahrzeuge in der Nähe des Löwenhauses zeigen. Dieses hier noch nie gesehene Schauspiel dürfte sicherlich viele Neugierige anziehen“ prognostizierten die Innsbrucker Nachrichten. Das Entgelt sollte dabei zu unerwarteten Komplikationen führen, wie die Innsbrucker Nachrichten bzw. Großmann am 20. März verlautbaren ließen:

Ob Großmann mit den Auftritten lediglich seinen Lebensunterhalt aufbesserte und die Aufmerksamkeit genoss, oder aber auch größere Stückzahlen seiner Erfindung verkaufen konnte, ist mir nicht bekannt. Ich bezweifle es, denn gute 10 Jahre später konnte einer seiner Landsmänner seine Wasserschuhe als „neuen Sport“ verkaufen. In die Massenproduktion schaffte es bekanntermaßen keiner der beiden…

(Bild: Interessantes Blatt, 28. Februar 1902)

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