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8 Monate Anno 1902 (41)

8 Monate anno 1902 (41)

Zu Maries Bekanntenkreis zählt auch Louise Schumacher, die bereits in Teil 19 und Teil 30 des Tagebuchs erwähnt wurde. Auffallend ist, dass sie ausnahmslos mit einem respektvollen „Fräulein“ angesprochen wird. Das gibt (wie bei Herrn Schmarl) bereits einen ersten Hinweis darauf, dass es sich eher um einen Kontakt von Nikolaus und Anna Posch handelte, und nicht um eine Freundin von Marie.

Luise Schumacher (die man in der Presse nur ohne „o“ findet) war zu dieser Zeit die Besitzerin des im Tagebuch erwähnten Ansitzes Taschenlehen in Ampass, den ihre Familie zumindest seit dem frühen 19. Jahrhundert erworben hatte (Austria Forum). Der denkmalgeschützte Ansitz, von dem ein Ausschnitt oben zu sehen ist, trägt übrigens die Adresse „Haller Innbrücke 17„, was ein Hinweis darauf sein könnte, warum sich Poschs und Frl. Schumacher kannten.

Nur wenige Monate nach dem letzten größeren Ausbau Taschenlehens 1835 kam Luise zur Welt, die am 4. Februar 1910 ebendort im Alter von 73 Jahren starb, wie einem Nachruf (ATA, 7. Februar 1910, S. 7) zu entnehmen ist. Die Einsegnung der Leiche erfolgte in Hall, die Beisetzung im Familiengrab in Innsbruck, woran „zahlreiche Vertreter von Behörden und Körperschaften, Mitglieder des Gemeinderates, der Handelskammer u. a., sowie viele Freunde der Verstorbenen und der Familie“ Anteil nahmen.

„Ein bekannter“ – aber nicht namentlich genannter – „tirolischer Dichter, der die dahingeschiedene Dame hoch schätzte, widmete der Toten folgendes, tiefempfundenes Ge­dicht“ (IN, 7. Februar 1910, S. 4):

Von ihren Geschwistern lebte zu diesem Zeitpunkt nur noch der Handelskammer-Altpräsident Anton von Schumacher-Marienfrid. Die Todesanzeigen für einen weiteren Bruder, den Advokaten Johann Schumacher zwei Jahre zuvor (IN, 11. Mai 1908, S. 16) und für Julie Schumacher, geb. Egger von Marienfreud (IN, 30. Juni 1890, S. 15) zeigen weitere Familienverbindungen auf, die wohl Stoff für ein ganzes Buch bieten würden…

16. August [1902], Samstag. Da uns gestern Frl. Louise Schumacher zu der in der Kapelle in Taschenlehen stattfindenden hl. Messe einlud, gieng ich heute hinunter. Es war sehr voll; anwesend waren die 3 Fremden, Frau v. Gasteiger, Frl. Louise, sämmtliche Airinger’s, etc. der Altar war anlässlich des gestrigen Festes wunderbar mit frischen Blumen geschmückt. Nacher begleitete ich Frau v. Gasteiger bis nachhause. Zuhause angekommen, machte ich mit l. Tante Anna u. Onkel Nicolaus einen Spaziergang zum Schönwehrer.

17. August [1902], Sonntag. Etwas trübes Wetter; morgens gieng ich mit Margreth nach Hall, u. nahte mich dem Tisch des Herrn. Bei Madeleine frühstückte ich u. wohnte noch dem Gottesdienst bei. Nacher traf ich wieder Madeleine, dann Martha. Mit lieben Onkel Nicolaus u. Tante Anna eilte ich dann nach Andlklaus. Nachmittags giengen wir drei nach Häusern. Manchmal sandten zwar die dunklen Wolken Regenströme ins Thal, doch wir kamen noch vor dem ärgsten nach unserm Ziel. Beim Haus des Pohl Anton machten wir Einkehr; seine Frau bewirtete uns mit Maibutter, Kaffee u. Gugelhupf. L. Onkel Nicolaus war beim Vorsteher anlässlich der Gemeindesitzung, wir giengen nachher auch einen Sprung hinunter, dann wanderten wir alle heimwärts, wo dann Anton mit uns nachtmahlte.

18. August [1902], Montag, Kaiser’s Geburtstag.

Wundervoll schönes Tag! – Ich gieng wieder in die Schumacherkapelle zur hl. Messe u. gedachte dort unseres großen Monarchen. „Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!!! –

Vormittags machten wir den für Samstag schon geplanten, wegen Abwesenheit der l. Mama aber auf heute verschobenen Besuch in der Villa Cornet. Wir trafen alle mit Ausnahme des l. Papa. –

19. August [1902], Dienstag. Gestern waren wir in Amtwald und giengen über Kienberg u. Grienbichl retour, heute machten wir die gleiche Partie, giengen aber über das Amtwaldsplateau heim. Am Heimweg nahm Onkel Nicolaus Herrn Schulleiter Schober u. Frau v. Gasteiger mit der kleinen Schar mit nach Andlklaus zu einer Flasche Weißwein.

19. August [1902]. (Ich glaub, es war das Gestrige)

20. August 1902; Donnerstag. Schönes, warmes Wetter; nachmittags beehrte uns Hw. Herr Pfarrer von Tulfes mit seinem Besuche. Er blieb ziemlich lange hier, ich stickte indessen an der Tischdecke.

Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)

Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Big-583 (Ansicht des Ansitzes Taschenlehen in Ampass aus dem Jahre 1869, Kohlezeichnung von Josef Gröber).

Hier geht es: Zum nächsten Eintrag (falls schon vorhanden), zum vorhergehenden Eintrag und zurück an den Beginn des Tagebuchs.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Für mich interessant ist der Name Schönwehrer vom Eintrag 16.8.
    Mein Vater, in unmittelbaer Nähe von Taschenlehn aufgewachsen, erwähnte immer wieder den Namen „Schwörer Franzl“. Mir ist dieser Franzl in Erinnerung mit einem BMW Dixi, mehr weiß ich dazu jedoch nicht mehr.
    In meinem späteren Berufsleben sprach ein Mitarbeiter, er war bei der ansässigen Feurerwehr tätig, immer wieder einmal von einem „Schawerer“. Nach meiner bescheiden Einschätzung wären diese Namensverunstaltungen auf den „Schönwehrer“ zurückzuführen, dieser müsste dann im Raum Sturmhof/Zimmertal zu verorten sein. Weiß jemand mehr dazu??

    1. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar Herr Haller. Zum Schönwehrer kann ich auf die Schnelle nichts sagen, aber ich glaube, Sie haben jetzt ein Rätsel von letzter Woche gelöst. Da gab es den Sturmknecht Hanns, und mit Ihrer Erwähnung des Sturmhof liegt es nahe, dass das wohl als „Hans, der Knecht des Sturmhofs“ aufgelöst werden könnte.

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