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Ein Trio Und Ein Dutzend Fragen: Mit Den Augen Des Unbekannten Fotografen XX

Ein Trio und ein Dutzend Fragen: Mit den Augen des unbekannten Fotografen XX

Wochenende, wieder einmal. Zeit, wieder einmal durch die Stadt zu spazieren. Für die Innsbruck-kundigen Leserinnen und Leser ist natürlich sofort klar, wo wir uns befinden. Aber versetzen Sie sich einmal in die Lage von flüchtigen BeobachterInnen. Da ist zunächst nur einmal klar: Wir blicken nach Norden. Die Straße, in der wir uns befinden, verläuft somit von Westen nach Osten.

Dieses große Gebäude links im Hintergrund, kann man mit einem Blick sagen, was ihr Verwendungszweck war? Könnte es sich nicht um ein großes Wohnhaus handeln, oder vielleicht ein Amtsgebäude? Wie ein herrschaftliches Palais sieht es jedenfalls nicht aus.

Und immer wieder diese kleinen, nur zweistöckigen Gebäude, samt Garten direkt zur Straße hin – gibt es die im heutigen Innsbruck überhaupt noch? Auf diesem Haus kann man übrigens ganz verblasst eine große Inschrift erahnen. „era“ dürfte es zwischen den beiden noch sehr junge Bäumen durchscheinen. Was da wohl geschrieben steht, geschrieben stand? Und warum ist die Aufschrift offenbar passé?

Nett übrigens, dass man schon damals für die Begrünung der staubigen Straßen gesorgt hat, das ist also nicht nur eine Bestrebung des späten 20. / frühen 21. Jahrhunderts. Ein wenig eng zusammen stehen die Bäume, scheint mir. Man stelle sich vor, diese Bäume wachsen hier 20, 30, 40 Jahre, wahrscheinlich reichten schon 10, damit sich die Kronen in der Luft – und die Wurzeln in der Erde – berühren. Wie lange standen diese Bäume an dieser Stelle wohl?

Und was ist das eigentlich, das da hinter dem Garten hervor lugt? Sieht aus wie eine Villa mit einem Türmchen. Diese Türmchen, gibt es die nicht immer wieder bei Schulen? Sieht man das heute noch irgendwo von der Straße aus?

So viel zum Hintergrund. Im Vordergrund steht das im Titel erwähnte Trio. drei junge Burschen, mit Knie- bzw. Dreiviertelhosen und Kappen bzw. einem Hut. Bei genauerem Blick: könnte das in der Mitte auch ein Mädchen mit Hut und Rock sein? Wie es aussieht, haben der Bursche links und rechts ein ganzes Bündel Hefte unter dem Arm. Befand sich eine Schule oder andere Ausbildungsanstalt in der Nähe? Namentlich bezeichnet sind sie nicht, aber man kann annehmen, dass es sich um die Söhne Rudolph und Bohuslav handeln könnte. Dann würden wir uns wohl in der Zeit um 1910 befinden.

Posieren sie, ebenso wie der wohl zufällig vorbeikommende Passant, für die Kamera. Oder standen Sie alle ohnehin hier wartend, auf die Straßenbahn? Eine Haltestelle ist eigentlich nicht zu sehen.

Und jetzt die große Frage vor dem Wochenende: Schaffen Sie es, liebe Leserinnen und Leser – vor allem ihr Stammleser mit eurem schier unerschöpflichen Wissen – die eine oder Antworten auf die eine oder andere Detailfrage, die ich hier in den Raum gestellt habe, zu geben? Denn die Frage nach dem genauen Standort und den abgebildeten Gebäuden aufzuklären, das haben Sie ja wirklich nicht nötig!

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-647)

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Den Turm halte ich für den der Servitenkirche. Davor müßten dann Gebäude des damals regellos verbauten Landhausplatzes sein, links das Peterlongohaus, oder Palais Sarnthein.
    Vielleicht ist das niedere Gebäude der jetzt aufgestockte Anbau des Peterlongo Hauses mit dem heutigen Torbogen, und rechts wäre dann bald einmal das Haus mit der Tiwagzufahrt.
    Die Straße somit die Salurnerstraße, wenn sich der Fotograf umdrehte hätte er die Triumphpforte gesehen. Haltestelle ist dort immer noch eine, und das Schild nicht am Gehsteig sondern auf der Verkehrsinsel.

  2. Da Herr Hirsch bereits sämtliche Baulichkeiten angeführt hat, verbleiben mir nur noch die drei Burschen – ich nehme schon an, es sind drei Schüler, die auf die Straßenbahn warten. Damals noch in der Maximilianstraße, die ja schon am Bahnhofsplatz begann, allerdings lange nicht durchgehend war (im Gegensatz zur Straßenbahn). Ich wage noch eine Behauptung: Sie kommen aus der Handelsakademie.
    Bevor ich nun andere ‚weiterkopfen‘ lasse, noch eine Frage: Inwieweit stimmt „um 1910“, könnte das 2 – 3 Jahre früher auch sein – würde mir besser passen.

  3. Laut den Haller Kirchenbüchern starb Bohuslav Graf Vetter von der Lilie am 8. April 1918 mit ca. 20 Jahren als lediger k.k. Hofrathssohn an der Tuberkulose. Verstorben ist er zu Innsbruck im Hause Universitätsstraße 22, die Beisetzung fand vermutlich in Hall statt.

  4. Ach, und wieder wurden die großen Fragen so schnell vor den Details beantwortet! 🙂
    Herr Roilo: Die Zwillinge wurden 1898 geboren, wenn man sie hier auf 9-10 (statt 12) schätzt, dann ja, könnte es auch 2-3 Jahre vor 1910 gewesen sein. Gesetzt denn Fall, dass sie das tatsächlich sind (könnte man eventuell mit dem Sill-Foto vergleichen: http://innsbruck-erinnert.at/mit-den-augen-des-unbekannten-fotografen-ii/), ansonsten könnte der Zeitraum auch ein anderer sein.
    Herr Auer: Gratulation, Sie sind mir einen Schritt voraus. Ich hatte bislang das Jahr, aber noch keinen Todesgrund.

    1. Ich habe deshalb nach dieser zeitlichen Eingrenzung gefragt, da ich damit meine Vermutung „Handeslakademie“ als nächste Schule oder Ausbildungsstätte, untermauern wollte. Einerseits war ja die seinerzeitige „Handelsakademie“ im früheren Fuggerhaus, also nicht weit weg von hier, untergebracht, andererseits erfolgte der Neubau im Saggen 1904 – 1906

  5. Die Bäume standen 1940 noch und waren damals aber offenbar schon in ihrer Reihung ausgedünnt.
    Zum Aufnahmezeitpunkt: Jedenfalls wurde die Aufnahme nach 1902/3/4 gemacht (da sind die Stadtpläne etwas widersprüchlich), den davor gab es hier keine Straße sondern nur einen Park, der nach den Erzählungen die ich kenne, der Stadt vermacht worden wäre, um dort immerwährend eine Grünanlage zu erhalten.
    Das Gleis dürfte wohl zur neu errichteten Stadtbahn gehören – dort, wo ca. 20 Jahre später dieStadtrundlinie 0 fuhr. Die Haltestelle müsste weiter westlich liegen (dort gab es eine Verbindung von der Leopoldstraße her, sowie die Fortsetzung des Geleises im Bild geradewegs bis zur Andreas Hoferstraße – und natürlich rechtwinkig dazu durch die Triumphpforte die Lokalbahn.
    Die Aufnahme wurde wohl vom Parkrest südlich der Straße aufgenommen, in etwa dort wo die heutige Greilstraße nach Wilten hätte fortgesetzt werden sollen.

  6. Ein Luftbild aus den 1930er-Jahren ermöglicht einen interessanten Vergleich, wie sich dieser Standort im Vergleich zu 1910 verändert hat.
    In den Jahren dazwischen wurden im Stöcklgebäude Schaufenster eingebaut und die Terrassen links und rechts daneben aufgestockt. Ebenso sieht man gut, dass nur mehr drei Bäume stehen.
    Das Gebäude im Innenhof scheint ebenfalls aufgestockt worden zu sein. Bild:
    https://crowdsourcing.onb.ac.at/oesterreich-aus-der-luft/ansehen/ZmZjZTMwNjgtY2MxNy00MjNjLTg0MWEtZmZhZDNmZGViYzY3

  7. Sehr interessant, Herr Roilo, ja diese Schule würde dem Alter der Buben mehr entsprechen als die Handelsakademie, meinen Sie nicht auch?

  8. Muss ja ein wunderschöner Garten hinter dem Palais Sarnthein gewesen sein, überhaupt die ganze Gegend des heutigen Landhausplatzes bzw. des Platzes beim heutigen Casino!

    Was für eine Schande, wie man das alles kaputtgemacht hat im Sinne des „Zeitgeistes“. Vielleicht besinnt kann sich und gestaltet den Landhausplatz wieder zu einer grünen Oase um!!!
    Im Sinne eines besseren und kühleren Stadtklimas (siehe auch Hofburg-bzw. Landestheater)….

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