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Hundstage Anno 1901

Hundstage anno 1901

Ansichtskarten erlauben dem Absender oder der Absenderin – ohne ausgiebige Beschreibung der Destination – Urlaubsimpressionen mit Familie und Freunde zu teilen. Dank neuerer Druckmethoden und dem Anstieg des Tourismus gewann das Versenden von Postkarten ab 1890 sehr an Popularität. Mit einem Poststempel vom 30. März 1901 ist unsere Karte auf der Vorderseite versehen; sie wurde an die in Innsbruck wohnhafte Marie Daum, hier liebevoll als „Mariechen“ bezeichnet, adressiert. Das Motiv der Postkarte lässt sich am besten mit dem Wort „kitschig“ beschreiben: Zwei Hunde sind abgebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine Sandburg zu bauen. Der rechte im Bilde ist ein Yorkshire Terrier – bei dem anderen Tier bin ich mir ehrlicherweise nicht sicher. Ebenfalls ein Terrier? Ein Spitz? Vielleicht ein zu klein geratener Golden Retriever? Hier ist Ihre Expertise gefragt! Im Hintergrund können im Meer treibende Segelboote ausgemacht werden.

Wie unschwer zu erkennen ist, wurde die obere Ecke der Bildseite für die Nachricht verwendet. Aber weshalb formulierte die Absenderin ihre Mitteilung nicht auf der Vorderseite? Die Antwort ist recht simpel: Bevor Ansichtskarten mit geteilten Adressseiten im Umlauf waren (in Österreich ab ca. 1905), durfte die vordere Seite ausschließlich nur für Briefmarke, Poststempel und Empfängeradresse verwendet werden. Dementsprechend war der Platz für umfassende Nachrichten auf der Bildseite recht knapp und es wurden nur die wichtigsten Informationen niedergeschrieben:

„Liebes Mariechen! Wie geht es dir u. deinen lb. Eltern? Bei uns ist es unerträglich heiß. Herzliche Grüße sendet dir deine Ida. Bitte schreibe mir bald einmal.“

Sehr interessant, dass die Hitze schon anno dazumal die Menschen zu schaffen machte…

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Günter Sommer, Sommer-46-195)

Verfasserin: Sophie Wechselberger

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Wo hielt sich Ida wohl auf, wenn es an einem 30.März bereits unerträglich heiß war. Sie scheint dort schon länger zu wohnen. Vielleicht ist Ihr Schatz ein Offizier dem Sie nach Dubrovnik folgte?

  2. Da höre ich direkt die k.u.k. Postbeamtenhirne knacken. Wie verhindert man, daß jemand das billigere Ansichtskartenporto ausnutzt, um mit der Lupe einen ganzen Brief hinzukrakeln,den der Adressat wieder mit der Lupe lesen kann? A Vurschrift muaß her!
    Der ehrgeizige, auf Avancierung bedachte Postadjunkt Pospisil platzt heraus: Dann machma sich einfach die Adressenplacierungsvorsehfläche so groß, daß man nur die Adresse draufschreiben kann. – Aber wenn durten trotzdem jemand was hinschreibt? – Na, dann schreibma noch dazu: Ausschließlich zur Adressierung zu verwenden! In allen Sprachen der Monarchie natürlich. – und Grüße keine? – Nojo, am Bild sehen wir ein freies Eckerl vur, grad so für Servas Poldi, Rudi.
    Tatsächlich wurde der Vorschlag angenommen und der Adjunkt Pospisil zum Postoffizial ernannt. Er starb, inzwischen völlig vergessen, an einem Herzinfarkt, als ihm ein Bekannter eine Ansichtskarte mit einer Nachricht auf der Adressenplacierungsvorsehfläche sandte.

    P.S.: Bitte keine Klimadebatte, aber daß es im Sommer „schon damals“ sehr heiß war, ist weniger interessant, als vielmehr persönliche Erfahrung seit über 70 Jahren…auch meine Oma, Jahrgang 1876, hätte nie etwas Ungewöhnliches erwähnt.

    1. p.p.s.: 31, März ist was anderes. Da teile ich die Annahme daß der Gruß aus Dubrovnik kommt und ergänze „in Tiroler Winterkleidung“. Aber März hat nichts mit Hundstagen zu tunn, nur das Motiv. Das linke Hündchen könnte ein Corgi sein.

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