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Mordalarm Im Hotel Kreid

Mordalarm im Hotel Kreid

Am 5. November 1947 wurde im Hotel Kreid in Innsbruck ein schweres Verbrechen entdeckt: Die erfolgreiche Schweizer Kochbuchautorin Frieda Nietlisbach, die seit dreieinhalb Monaten im Hotel Kreid wohnte, war Opfer eines Raubmordes geworden. In der Tiroler Tageszeitung wurde am 6. November 1947 über diese Gewalttat unter anderem Folgendes berichtet: „Gestern nach 2 Uhr früh wurde die Schweizer Schriftstellerin Frieda Nietlispach, geb. am 1. März 1881 in Fulenbach, Kanton Solothurn, in einem Zimmer des Hotels „Kreid“ in Innsbruck ermordet aufgefunden. Es dürfte sich um einen Raubmord handeln. Frau Nietlichspach wurde durch Erwürgen oder Ersticken getötet.“

Das Verbrechen wurde von der Tochter der Ermordeten entdeckt. Sie fand in dem durchwühlten Zimmer die unter einer Decke versteckte Leiche ihrer Mutter. Außerdem musste die junge Frau feststellen, dass zahlreiche wertvolle Gegenstände aus dem Zimmer entwendet worden waren, darunter ein Persianermantel, eine Jacke mit Pelzbesatz, eine Reiseschreibmaschine, Druckstöcke für Farbbilder für ein Kochbuch, Sonderbriefmarken, Lebensmittel, 300 Schweizer Franken und drei Lederkoffer.

Bereits einen Tag später fand die Obduktion statt. Sie ergab, dass Frau Nietlispach erwürgt worden war. Der genaue Todeszeitpunkt konnte aber nicht eindeutig festgestellt werden, da das Opfer am Montag zuletzt gesehen worden war, ihre Leiche aber erst am Mittwoch in der Früh entdeckt wurde. Trotzdem gab es aber bereits einen Tatverdächtigen. In der Tiroler Tageszeitung vom 7. November 1947 wurde folgende Täterbeschreibung veröffentlicht: „Der Tat dringend verdächtig ist ein etwa 30jähriger Mann, etwa 170 Zentimeter groß, mit brünettem Haar, rundem Gesicht, grau-grünen Augen […]. Dieser Mann war mit der Ermordeten vor einiger Zeit in Verbindung getreten und hatte ihr Papierlieferungen gegen Devisen für den Druck des Kochbuches angeboten, das sie herausgeben wollte und sich auch erbötig gemacht, ihr gegen entsprechende Bezahlung bei einer Mietpartei in der Museumstraße zwei Zimmer in Untermiete zu verschaffen. Die Kriminalpolizei hat bereits festgestellt, daß es sich hinsichtlich der Zimmerbeschaffung um eine betrügerische Vorspiegelung handelt.“ […]

Der Raubmord konnte von der Kriminalpolizei innerhalb weniger Tage aufgeklärt werden. Am 13. November 1947 wurde in der Tiroler Tageszeitung über die erfolgreiche Lösung des Falles unter anderem Folgendes berichtet: „Die Täter sind der 25jährige angebliche Musikstudent Herfried Hendler […], der 24jährige Albin Maier […], sowie der 24jährige Student Robert Ezzelt. […] Frau Nietlispach war mit den drei jungen Burschen in Verbindung getreten, weil Bekannte ihr erzählt hatten, diese könnten ihr leicht Papier für den Druck ihres Kochbuches gegen Schweizer Franken beschaffen. Sie lud sie zu mehreren Besprechungen in ihre Wohnung ein. Die Burschen erboten sich dabei auch ihr eine Zweizimmerwohnung in der Museumstraße zu verschaffen; ebenso wurde über den Ankauf von Pelzmänteln und Schreibmaschinen verhandelt, für deren Kauf sich Hendler, Maier und Ezzelt sehr interessierten. Unter dem Vorwand dieser Verhandlungen war es den drei Burschen möglich, bei einer Besprechung am 29. Oktober zu erfahren, daß Frau Nietlispach bis 3. Nov. in die Schweiz fahren und von dort verschiedene wertvolle Gegenstände nach Innsbruck bringen wollte. Am 3. November, dem Tag der Rückkehr der Schriftstellerin, besuchten sie diese und konnten dabei leicht auskundschaften, was Frau Nietlispach aus der Schweiz mitgebracht hatte. In den Abendstunden des 3. November führten sie dann die Mordtat aus, schafften unbemerkt ihre Beute aus dem Hause und flohen damit nach Salzburg.“

(Stadtarchiv Innsbruck, KR-NE-8283)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Der wirklich einzige Vorteil der heutigen Internetbetrügereien scheint zu sein, dass man dabei nicht mehr umgebracht wird.

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