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Laut Und Luise

Laut und Luise

Bei einem morgendlichen Spaziergang in die Gegend des Bretterkellers kann man immer etwas erleben. Der Herr im weißen Anzug nützt die Begrenzungssteine der alten Igler Straße für eine Rast. Er betrachtet die fleißigen Bauern, wie sie das Heu auf originelle Stangger montieren; dabei wird der Herr mit Stock, Hut und Lederschuhen selbst von einer barfuß stehenden Frau mit Bugglkraxen beobachtet; die Kamera ihrerseits sieht allen gemeinsam von einem etwas erhöhten Standpunkt bei ihrem Tun und Nichtstun über die Schultern. Es ist die Großbild-Plattenkamera der Familie Winkler, deren Negativbestand wir vom Volkskunstmuseum bekommen haben und den Renate Erhart so hervorragend bearbeitet hat.

Links der gut gefüllten Sill sieht man die Eisengiesserei des Josef Oberhammer, hier noch seinem Schwiegervater TH. LANG gehörend. Erforscht man die Buchstaben auf dem Firmenschild, könnte hier auch in kyrillisch LAIS stehen; originellerweise ist das „N“ spiegelverkehrt und das „G“ als „C“ ausgeführt.

Die Familien Oberhammer und Lang, die übrigens die neben dem Winkler’schen Romahaus befindlichen Häuser Leopoldstraße 4 und Leopoldstraße 6 aus dem teil-ungelösten Rätsel besaßen und dort zeitweise auch eine Schlosserei und eine Feuerwehr-Requisiten-Erzeugung betrieben, waren eine große katholische Familie und ließen viele ihrer Kinder studieren. Die Heimatrolle nennt als Kinder des Josef Oberhammer *1856 und der Karolina geb. Lang *1870:

Maria 1894, Chorfrau der Ursulinen
Margarethe 1895, Kontoristin
Josef 1897, Kaplan
Dr. Paul 1898, Arzt
Anton 1899, Fabrikant (und Betriebsnachfolger; er hatte mit seiner Gattin Auguste geb. Ehrlenspiel ebenfalls zehn Kinder)
Dr. phil. Alois 1900, Fürsorgebeamter, später Karitas-Direktor-Stellvertreter
Dr. phil. Vinzenz 1901, Privatdozent, später Museumskustos
Anna 1904, städt. Handarbeitslehrerin bis zu Hochzeit mit Dr. Albin Oberhofer
Karoline 1907, Lehrerin
Dr. Fritz Josef 1909, Student bei Erstellung der Heimatrolle, später Arzt
Franz 1913, Hauptschullehrer

Kurz: Wenn Sie heute in Innsbruck einen Menschen namens Oberhammer kennen, wird diese Person wahrscheinlich aus der genannten Familie kommen.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. In der lästigen Tradition des Imma dat Jenaue“: Der Herr in Weiß sitzt auf einem Randstein der Straße nach Amras, der Fotograf hat seine Plattenkamera von der Iglerstraße noch unterhalb des Bretterkellers aufgestellt. Wenn der noble Herr jetzt schon rasten muß, was will der auf der Iglerstraße?

    Das Foto bietet übrigens einen netten Vergleich der hier abgebildeten Rumerspitze mit dem Jeneweinschen Rätselbild https://innsbruck-erinnert.at/ein-zweiter-versuch/ . Dort bin ich auch noch immer beim rätseln. Inzwischen glaube ich mir sicher zu sein, daß man im Hintergrund nur einen höheren Kamin eines Wohnhauses und keinen Fabrikschlot sieht…was einiges über den Haufen wirft was wir ohnehin nicht gefunden haben.

  2. So fesch und schön sieht man das Kirchlein St. Bartlmä wirklich selten, vielen Dank!

    Im Beitrag finden sich zwei versehentliche Irrtümer:
    Der Name des 1899 geborenen Sohnes war Anton, nicht Alois.
    Der Mädchenname seiner Frau Auguste war Ehrlenspiel, nicht Ehrenspiel.

  3. Man sieht noch keine Iglerbahn, sodass wir eine Ansicht vor 1900 betrachten. Die Heustangger ganz links scheinen mit Heu beladen zu werden, das man ganz unüblich zu Garben gebunden hat. Der Sinn der niederen kurzen Bretter auf Holzpfählen, die man in den Wiesen – auch nördlich der Wiesengasse – sieht, erschließt sich heute nicht mehr. Irgendwie scheinen sie „im Wege“ zu stehen. Vielleicht sind’s Parzellengrenzen.
    In einem früheren Beitrag sieht man ein ähnliches Brettergestell direkt am Sillufer.
    Ob’s Ein Zufall ist?
    https://innsbruck-erinnert.at/die-sill-mit-sankt-bartlmae/

    1. Solche – oder zumindest ähnliche – Bretterzäune gab es in Erl links und rechts der Straße von Süden her ins Dorf – aber auch am Weg in die Weidau, am Anwesen des „Blauen-Bauern („Beim Blob’m“).
      Der Sinn? Daß das Vieh von den Weideflächen nicht auf die Straße – oder- auf den Vorplatz eines Bauernhofs lief.
      Manche Wiese wurde nach Einbringen des Heus sicher im Herbst noch als Weide genutzt.
      https://photos.app.goo.gl/79SDm88b3ygCkHwTA

  4. Da haben Sie bestimmt recht.
    Es gibt jedoch auch weitere und die stehen quer zum Weg in die Wiese hinein.
    In  einigen historische Karten (um 1840) findet man die Felder ähnlich eingeteilt, sodass vielleicht tatsächlich ein Zusammenhang mit  Parzellengrenzen bestehen könnte.

    1. Wenn an der Sage vom „Stein des Riesen Haymo“ etwas dran ist – er soll ihn ja vom Stift Wilten in die Amraser Felder geschleudert haben, um die Grenze des Grundbeitzes vom Stift Wilten kennzuzeichnen … – … wenn also dieser romische Meilenstein tatsächlich einmal auch Grenzstein zwischen Stiftsbesitz und „Amras“ war – dann hätten diese Wiesen eindeutig zum Stift gehört. Damit wären auch die schönen Querbretter der Zäune (z’was hammer aStiftssag?‘) und der Eisenstangen der Abschrankungen erklärt (geliefert vom Oberhammer? – Naturalpachtzins?)

  5. Einfach schön. Nostalgie in Reinkultur!
    Ich glaube, die Straße wo der Herr mit Hut sitzt, ist die, welche zum Bretterkeller nach Igls führt.
    Die nächste Straße Richtung Osten dürfte der Beginn der Wiesengasse sein.
    Kann mich aber auch Irren – ist aber menschlich und verzeihbar……………….

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