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Juhu, Ein Neuer Fund!

Juhu, ein neuer Fund!

Über das Höttinger Peterlespiel oder Peterl-Spiel, benannt nach seinem „Schöpfer“ Peter Vögele, wurde an dieser Stelle schon einmal berichtet. Es handelt sich um eine figürliche Darstellungen kurzer Geschichten, Sagen, oder Possen – quasi ein Kasperltheater auf „Höttingerisch“. In einer von L.M. angekauften Box befand sich zwischen verschiedensten Unterlagen dieser kleine Papierbogen, offensichtlich Ideen für Aufführungen des Peterl-Spiels, zusammengeschrieben von Karl Girardi im Winter 1877. Wer könnte Karl Girardi sein? Ich habe im Adressbuch einen in der Kirschentalgasse, und einen in Pradl, die sind aber beide mindestens 30 Jahre später. Und als Ortsangabe steht ja „Innsbruck“ und nicht „Hötting“ oder „Pradl“. Diese Tatsache zeigt aber ein wichtiges Phänomen des Peterl-Spiels. Der Ursprung wird dem Kreis um Heis/Vögele in Hötting zugeschrieben, aufgeführt wurde jedoch weit über die Grenzen Höttings hinaus. Auch in anderen (heutigen) Stadtteilen entstanden in der Folgeähnliche Puppenbühnen, welche unter anderem auch das Peterlespiel bzw. Stücke aus diesem aufführten.

Unglücklicherweise wurden von den neun genannten Stücken hier offenbar nur fünf aufgeschrieben (bzw. sind nur die ersten fünf erhalten). Glücklicherweise wiederholten sich die Stücke aber in der Regel immer wieder, und wir können den Inhalt der letzten vier Stücke aus anderen Quellen nachvollziehen.

(Stadtarchiv Innsbruck, noch unaufgenommen, aber ich mach’s bald!)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Bei den Innsbrucker Verstorbenen finden sich ein Karl Girardi, geboren am 25.09.1863 und verstorben am 14.02.1942. Weiters findet sich ein Karl Girardi, verstorben am 10.01.1902.

    Die Schrift schaut mehr nach der Handschrift eines Schülers als eines Erwachsenen aus.
    Es könnte also der 14-jährige Karl Girardi, geboren 1863 sein.

  2. In der Fischnaler-Chronik finden sich in Band V, Seite 86 einige Hinweise, dass es sich in der Tat um den späteren Kunstmaler und Kalligrafen Karl Girardi, geb. 1863 handelt. Das vorliegende Manuskript ist somit als Jugendwerk des Künstlers anzusehen. Karl Girardi war weiters Hausbesitzer in Pradl.

    Fischnaler schreibt: „Der 1826 aus Pressano eingewanderten Kleidermacherfamilie entsproß in den beiden Enkeln Karl und Ludwig ein angesehenes Malerpaar.“
    Von Ludwig Girardi, geboren 1865, heißt es bei Fischnaler, dass er für ein Peterlspiel Kopfstücke erbettelte und in der väterlichen Schneiderwerkstatt die Kostüme hergestellt wurden.
    Ludwig kümmerte sich also um die Figuren, sein Bruder Karl lieferte die Texte für das Peterlspiel.

  3. Im Nachruf von Ludwig Girardi am 21. Juni 1930 wird in den Innsbrucker Nachrichten ebenfalls das Girardi´sche Peterlspiel besonders erwähnt:

    „Am Pfingstsonntag ist in Wien der Postamtsdirektor i. R.
    Ludwig Girardi nach schwerem Leiben im 66. Lebensjahre ge­
    storben. Er ist in Innsbruck trotz seines langen Aufenthaltes
    in der Ferne kein Unbekannter und zählt Freunde und Anhänger
    in manchen Gesellschaftskreisen, nicht nur aus den Tagen seiner
    Amtswirksamkeit, sondern auch als tätiges Mitglied der Lieder­-
    tafel, der Alpenvereinssektion, besonders aber als vorzüglicher
    Maler und Graphiker.
    Die Familie Girardi ist schon 1826 aus Pressano bei
    Lavis nach Innsbruck eingewandert. Großvater und Vater
    betrieben eine sich allmählich vergrößernde Schneiderei im Gol­-
    denen Dachl-Gebäude, Ludwigs Vater Johann verwaltete auch
    durch mehr als ein Jahrzehnt die Magazinsaufsicht der neu or­-
    ganisierten städtischen Feuerwehr. Von seinen drei Söhnen, die
    ihm seine Frau Theres Gschwentner aus Stams schenkte, widmete
    sich der ältere Karl und der zweitgeborene Ludwig der Kunst:
    ersterer wirkt noch jetzt als geschätzter Glasmaler und Kalligraph
    in der Stadt. Sein Bruder Ludwig hat sich schon in früher
    Jugend durch Neigung und Befähigung zu bildlicher Darstellung
    hervorgetan und seine Kräfte mit der Nachbildung der Szenerien
    des beliebten Innsbrucker Peterspiels, sowie der großen Heilig-
    Grabwächter in der Pfarrkirche geübt und sich bereits in der
    Volksschule zu einem tadellosen Kalligraphen ausgebildet. Natür­-
    liche Veranlagung zur Kunst war bei beiden Brüdern in gleicher
    Weise vorhanden.“

  4. 1903 erschien im Verlag der Wag’nerschen Universitätsbuchhandlung „Das Höttinger Peterlspiel. Ein Beitrag zur Charakterisitk des Volkstums in Tirol“, Autor und Herausgeber A. Rudolf Jenewein, 122 S.

    Hier werden im Inhaltsverzeichnis 11 und im Anhang weitere 6 Stücke erwähnt: https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/12840/123

    Neben einleitenden allgemeinen Informationen über das Peterlspiel hat der Autor den Text der einzelnen Stücke drehbuchartig niedergeschrieben. Eigenen Angaben zufolge stammt dieser großteils von Peter Vögele, der ihm denselben gelegentlich „direkt in die Feder diktierte“.

  5. Der vielseitig talentierte Karl Girardi war neben seiner Tätigkeit als Kunst- und Glasmaler an der Tiroler Glasmalereianstalt interessanterweise auch Wirt des Gasthauses zum Goldenen Winkel in Pradl, und zwar bis zum Jahre 1904.
    Weiters war er Schriftführer des Kirchenbauvereins von Pradl.
    Verheiratet war er mit Frau Anna Girardi geb. Fritz.

  6. Zur Pfarrkirche von Pradl gibt es eine ganz besondere Verbindung:

    Karl Girardi ist nämlich der Zeichner und Kalligraph der künstlerisch gestalteten Grundsteinlegungsurkunde von 1905, welche seinerzeit in einer Kassette im Grundstein der Kirche eingemauert wurde.

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