Gesucht: Geschichten vom Zusammenleben in der Nachkriegszeit

Innsbruck, nach Kriegsende 1945. Große Teile des Wohnraums in der Stadt sind durch die alliierten Bombardierungen zerstört. In den Baracken hausen Internierte, Zivil- bzw. Zwangsarbeiter:innen. Zudem strömen Rückkehrende und Vertriebene in die Stadt. Wo sollen sie alle unterkommen?

Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen. Und so ging die Innsbrucker Stadtverwaltung in die Wohnungen ihrer Bürger:innen und erhob genauestens die Zimmeranzahl und -nutzung samt Plan und Protokoll. Wo man auf freien Wohnraum stieß, wurde jemand einquartiert. Die Akten dazu liegen bei uns im Stadtarchiv. Mit den persönlichen Geschichten hinter der (Verwaltungs)Geschichte, sieht es leider nicht so gut aus.

Am Titelbild sehen Sie ganz oben, dass 1948 in der Wohnung von Dr. Josef Peer am Boznerplatz 4 auch ein französischer Offizier namens Bourdon wohnte. Die inzwischen 88-jährige Tochter Hildegard (Zimmer links unten), erzählte mir dazu vor kurzem:

„Wir haben ja 6 Zimmer gehabt am Bozner Platz, und da hat meine Mutter gesagt: ‚Lieber nehmen wir einen, als wie eine ganze französische Familie.'“ Also hat die sehr gut französisch sprechende Mutter das Zimmer im Spätsommer 1945 der französischen Militärverwaltung angeboten. Mit Erfolg. Hildegard: „Und dann hat ein französischer Offizier bei uns gewohnt. Der war wie ein Sohn eigentlich, gell. Der Michael, ich kann mich noch erinnern. […] Und der hat zu meiner Mutter gesagt: ‚Die Hildegard, die ist kokett,‘ hat er gesagt. [lacht]. Das war wahr. Ich war kokett.“

Solche Geschichten muss es eigentlich zu Dutzenden, wenn nicht zu Hunderten geben. Wenn Sie selbst welche kennen, oder jemand kennen, der die Einquartierungen erlebt hat, senden Sie uns bitte eine Nachricht oder rufen Sie uns an!

(Städtisches Erhebungsamt, Akt Bozner Platz 4)