Die Straßen von Innsbruck – die Templstraße
Die Templstraße wurde 1876 angelegt und noch im selben Jahr vom Wiltener Gemeinderat nach dem Gasthof zum Templwirt benannt, der damals gerade sein 50jähriges Jubiläum feiern konnte. Thomas Eller hatte 1826 seine Konzession erworben, um dort seinen Gasthof zu betreiben, für den sich erstmals 1838 die Bezeichnung Templwirt findet. Der Gasthof wurde mehrmals umgebaut und erweitert bis er schließlich 1990 seine Türen schloss. Im Jahr darauf wurde das Gebäude abgerissen.
(Werbepostkarte des Templwirts, ca. 1905, Signatur 25337)
(Der Templwirt 1955, Signatur KRNE-3075)
Die Hausnummern 1, 18, 19 und 22 wurden erlitten während den Bombenangriffen gegen Kriegsende schwere Treffer und wurden nach 1945 neu errichtet.
(Templstraße 19 nach dem Wiederaufbau zwischen 1950 und 1955, Signatur Ph-A-24372-166)
(Titelbild: Die Templstraße während des Winter 1931/32, Signatur: GoNe-004788)
Das ist ja ein sehr nettes Wiedersehen mit der Templstraße und dem alten Gasthof Templwirt, vielen Dank lieber Herr Permann!
Der Hausname „Templ“ dürfte bereits vor dem Gasthaus bestanden haben.
Die Wegkreuzung ist auch auf den historiche Detailkarten bis um ca. 1750 klar zu erkennen.
Die Namenserklärung, die ich (leider erinnere ich mich an die Quelle nicht mehr ) aufgetischt bekam: Templ = Flurbezeichnung für einen Bildstock an einer Wegkreuzung. Vielleicht blieb dort lange einer aus römischer Zeit übrig – der noch für die Lares Compitales errichtet wurde.
Der Name des Vorgänger-Gehöfts beim Templwirt war laut den historischen Karten in früheren Zeiten um 1750/1800 der Hofname Gratzennatz. Mit der Gründung und Neubenennung des Hausnamens in „Templwirt“ ist den Innsbruckern wohl (zum Glück?) eine Gratzennatz-Straße erspart geblieben….
Konrad Fischnaler berichtet in seiner Innsbrucker Chronik von einem Wirt Gabriel Templ, von dem das Gasthaus im frühen 19. Jahrhundert seinen Namen erhalten haben soll.
Auf einem Hausnummernschild aus der Zeit um 1900/1910 sieht man die in die Irre führende Schreibweise „Tempelstraße“ – es ist das Haus Templstraße 6, dessen Hauseingang seit über 100 Jahren kontinuierlich falsch bezeichnet ist.
1899 gastierte der norddeutsche Zirkus „J. Ehlbeck´s Witwe“ aus Hamburg in Innsbruck. In den Zeitungen heißt es: „Am Montag den 9. Oktober trifft mittels Sonderzugs Europas größte Menagerie und Raubthier-Karawane trifft hier ein und nimmt in ihrem eigenen Riesenzelte beim „Templ“ in Wilten!“
Das Zirkuszelt auf den freien Feldern neben dem Templwirt muss ein interessanter Anblick gewesen sein.
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„…. und nimmt in ihrem eigenen Riesenzelte beim „Templ“ in Wilten Aufstellung!“ hat es in den Zeitungen geheißen. Da wohl ein Gespenst oder Geist des Archivs ein Wort verschluckt….
Abgesehen davon, daß der Name „Templstraße“ n a t ü r l i c h von jenem alten Heidentempel stammte, dessen Reste „eindeutig“ unter dem Keller des Gasthauses liegen würden (zu dessen Eingang an der Nordostecke des alten Gasthofs ja ein Steiglein hinunterführte – und in dem vergraben jede Menge Goldschätze und Götterfiguren liegen würden – bin ich sie gerne gegangen, besonders nach der Mittagspause wieder zur Hauptpost hinunter.
Nach der Einmündung der Schöpfstraße kamen mir um diese Zeit natürlich oft dieselben Leute entgegen. Da war eine mühsam wirkende Frau mittleren Alters, die ein „Menage.Kanndele“ zur Tabaktrafik trug. Ich erfuhr, das sei die Schwester der Tabaktrafikantin (der Hochreiner Blanka) und seit einer Gehirnhautentzündung mit einem Jahr „ist sie eben so geblieben..“. aber so sei sie halt daheim und versehe den Haushalt…
Dann kam eine fröhliche – ja, was war sie wohl? Schülerin nicht mehr, aber vielleicht Studentin? – und grüßte fröhlich „herawärts“ Erst später kam ich drauf – sie hieß Lieselotte Plank, später Prof. Lieselotte Zemmer-Plank, Archäologin. Und einige Schritte weiter eine ebenfalls freundlich grüßende junge Frau – meine Diagnose: „Lehrerbildungsanstalt“.“Ja,“ erfuhr ich später irgendwoher, „das ist die Klaraa, die Klara Lang, die Schwester vom Stefan Lang, OPraem.!“Sie lebt noch.
(Lieselotte Zemmer-Plank 23.11.1931 – 19.5.2015) Wann die Frau mit dem Menagekanndele verstorben ist – ich weiß es nicht.
Aber gehen wir zum Foto: Der Steidl-Garten an der östlichen Straßenseite hinter der wilden Plakatierung reichte bis an die Fahrbahn – da gabs noch keinen Gehsteig.
Angeblich (!) habe es irgendwann schon Verhandlungen gegeben, erzählte mir ein Postkollege, auf diesem Steidlgrund (unter Einbeziehung der ehemaligen Gebärklinik!) einen neuen Postpalast zu bauen, Michael-Gaismayr-Straße-nüber- schreitend – da hätte man endlich mehr Platz gehabt – aber dann habe es geheißen, nein, nicht da, im Kaasasukasus wolle der Hitler eine neue Post- und Telegraphendirektion bauen – und sie mit Innsbnrucker Personal bestücken – weil die das Gebirgsklima vertrage…
(Beim dazumal herrschenden Geisteszustand + Größenwahn durchaus vorstellbar, daß irgendeiner so eine Schnapsidee hatte…)
Und nach der Villa Gatt – und nach der Villa Unterberger kamdas Geschäft der Frau Lackner mit „Haushaltswaren“, später übernommen von Karl Robineau, der mir die „Glyzerinseife“ anempfahl- mit den Worten „Wenn man im Gesicht keine Seife vertragt, muß man sich auf einem anderen Gebiet waschen“ (Übrigens – der bei ihm gekaufte Roßhaarbesen, zwar schon etwas in die Jahre gekommen, ist noch heute in Verwendung)
Die Gründerzeithäuser am Beginn der Straße!
Der Schulfreund eines Postkollegen hatte eines davon geerbt – und der Kollege erzählte mir, wie aufwändig die Renovierung des Hauses gewesen sei – die Ergänzung aller Fensterumraheren Eindecknungen und deren Eindeckung mit Blech….
Templstraße – Vorstadt mit Vorgärten – mit einer alten Sage -mit alltäglichen Begegnungen – übergenend in ein Gründerzeitstadtviertel- eine größere Vielfalt auf e i n e m Fleck gibts wohl nicht so bald einmal….
Ich kenn die Gegend zwar nicht – aber, Frau Stepanek, so herrlich dies alles zu lesen! Danke – machen’s bitte weiter so!
Frau Stepanek, es beruhigt mich zu hören dass ich mir die Templ-„Etymologie“ nicht eingebildet habe. Ich habe als meine Quelle nun sehr stark meinen Vater im Verdacht. Leider kann ich ihn nicht mehr fragen. Aber Ihre detailreichen Schilderungen der städtischen Vergangenheit beleben wieder sehr gut die Erinnerung an seine Schilderungen.
…..und es ist doch so herrlich, wenn das schräg hinunterführende Wegl an der Hausmauer des Templwirts, zum Teil überdeckt mit einem schrägen Holz“laden“ mit Griff, den man gegen die Mauer zurückklappen konnte, wenn man Bierfaßln hinunterrollte …. wie dieses Wegl zum geheimnisvollen Eingang in eine versunkene alte Welt voll marmorner Pracht mutierte….
Wissen Sie was? Ich träum einfach weiter!
Bitte gestatten Sie mir noch eine kleine Ergänzung:
Die Frau mit dem Menagekanndele – meine Mutter wußte, wer sie war. Vor dem Krieg kannte man einander vom Sehen aus im ganzen „Geviert“. So erfuhr ich:
„Ja, das ist eine Verwandte vom Rolli, vom Rolli P. – der ist A u t o b u s – C h a u f f e u r !“ Und das war mit dem Ausdruck tiefster Hochachtung gesprochen… Denn wer hatte schon – in der Zwischenkriegszeit! – einen Führerschein – und noch dazu einen Autobusführerschein…!!! Und wo er überall herumgekommen sein muß – und was er alles gesehen haben muß!!
Und jetzt? Bald, so scheint es, werden wir keine Busfahrer mehr haben.
Wenn doch von der ehemaligen Hochachtung vor diesem Beruf noch etwas übriggeblieben wäre……