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Neues Aus Der Gruft

Neues aus der Gruft

Vergangenen Sonntag hatten Interessierte die Gelegenheit 280 Denkmale in ganz Österreich bei freiem Eintritt zu besuchen. Etwas zu feiern gab es auch: Einen Tag später, am 25.9.2023, jährte sich der Geburtstag des österreichischen Denkmalschutzgesetzes zum 100. Mal. Ich hatte die Gelegenheit bei dieser denkwürdigen ( 😉 ) Veranstaltung dabei sein zu dürfen und mein Wissen über Johann Freiherr von Sieberer (1830-1914) und seine Gruft mit dem Publikum zu teilen.

Johann von Sieberer wurde am 11.Oktober 1830 in Going bei St. Johann in Tirol als uneheliches Kind geboren. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, wir wissen allerdings, dass er 1840 im Borromäum zu Salzburg als Singknabe aufgenommen wurde. Dort ist er vom Fürstbischof von Salzburg, Karl von Schwarzenberg, entdeckt worden. Er war vom Charakter des Burschen so begeistert, dass er ihm im Borromäum eine gymnasiale Schulbildung ermöglichte. Der junge Sieberer besuchte 1845/46 auch das Franziskanergymnasium in Hall. Anschließend studierte er in Wien Rechtswissenschaften und bekam 1856, wieder durch die Familie Schwarzenberg, eine Anstellung im Hofmeisteramt des Erzherzog Albrecht (reichster Erzherzog der Familie Habsburg) als Sekretär und Güterverwalter. Während dieser Tätigkeit konnte Sieberer viele Erfahrungen für seinen weiteren Werdegang sammeln und viele wichtige Kontakte mit Leuten aus dem Hochadel und der Industrie knüpfen. Danach war Sieberer General-Inspektor bei der Versicherungsgesellschaft „Österreichischer Phönix“. Er konnte hochrangige Persönlichkeiten als potente Kunden gewinnen und erwarb folglich dementsprechende Provisionen. Ab seinem 50. Lebensjahr investierte er sein Vermögen in wohltätige Zwecke.

Für Innsbruck ist Sieberer deswegen so wichtig, weil er an der Realisierung zahlreicher Projekte in der Stadt beteiligt war, unter anderem am Sieberer’schen Waisenhaus, wo sich auch die Gruft befindet, und an den Türmen der Jesuitenkirche. Darüber hinaus stellte er auch einen Stiftungsfonds zur Verfügung, in dem er alle seine Realitäten, sechs Häuser in Wien, eine Villa in Untermeidling, in das Eigentum des Waisenhauses übertragen ließ. Er stiftete den Vereinigungsbrunnen vor dem Innsbrucker Hauptbahnhof  zur Erinnerung an die Vereinigung von Innsbruck und Wilten. Von 1908 bis 1909 ließ er das Greisenasyl in der Ing. Etzel-Straße errichten. Er spendete auch eine beachtliche Summe zur Errichtung seines eigenen Denkmals in der Nähe der Triumphpforte, was aber aufgrund des Krieges und der Geldentwertung nicht realisiert wurde.

Die Sieberergruft wurde in das Programm des „Tag des Denkmals“ aufgenommen, um den Abschluss der langjährigen Restaurierungsarbeiten zu zelebrieren. Die Krypta wurde 1896 fertiggestellt und erfreute sich über hundert Jahre lang an bester Gesundheit. Der Schulwart hatte vor circa fünf Jahren allerdings festgestellt, dass sich der Marmor des Sarkophages zersetzt, bröselt und sogar Teile ausbrechen. Als Hauptursache für den Schaden machte man eine Fuge zwischen Sarkophag und Deckel aus. Die Restaurierung erfolgte in vier Schritten. Zuerst erfolgte eine trockene Reinigung durch Abstauben mit feinen Pinseln ohne die teils noch sensible Oberfläche zu stören. Anschließend wurde das Material mit einem nicht-wässrigen Festigungsmaterial gefestigt, um die ursprüngliche Festigkeit zu erreichen. Danach wurde der Sarkophagdeckel angehoben und das Fugenmaterial entfernt, um es mit einem Kalk-Marmormehl-Putz zu ersetzen, damit der Deckel fugenlos zum Liegen kommt. Zum Abschluss kam es zur Wiederverklebung der kleinen gesicherten Marmorstücke in Originalposition und Ergänzung des ausgebrochenen Marmors an der Fuge des Nordwest-Ecks.

(Verena Kaiser)

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