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Vom Gauhaus Zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau Und Seine Geschichte

Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte

Die Meisten von Ihnen kennen das Innsbrucker Landhaus als Sitz der Tiroler Landesregierung und des Amtes der Tiroler Landesregierung, wie die Landesverwaltung offiziell heißt. Meistens kennen Sie das Gebäude auch von innen von einem Amtstermin. Aber haben Sie schon einmal über das Gebäude selbst nachgedacht?

Das Landhaus in Innsbruck wurde in den Jahren 1938/39 als Gauhaus errichtet und war damit Sitz des NS Macht- und Unterdrückungsapparates. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zogen zunächst die Besatzungsmächte in das Gebäude ein, seit 1955 dient das Gebäude als Sitz der Tiroler Landesregierung. Über Jahrzehnte wurde die NS-Vergangenheit des Gebäudes verleugnet und verdrängt. Im Jahr 2019 gab die Tiroler Landesregierung gemeinsam mit dem Tiroler Landtag den Auftrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des größten noch erhaltenen NS-Bauwerks in Tirol. Auf Basis des 2021 erschienenen Forschungsberichtes mit dem Titel „Vom Gauhaus zum Landhaus“ werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse nun im Rahmen einer Ausstellung in drei ehemaligen Räumen der Gauleitung im Landhaus präsentiert und auf spannende und anschauliche Weise vermittelt. Die Ausstellung regt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln unserer Geschichte an und richtet sich wider das Vergessen und das Schweigen. Das Land setzt damit einen weiteren wichtigen Schritt im Bereich der Erinnerungskultur und lädt zum Besuch der Ausstellung ein. Zur Vertiefung verschiedener Themenbereiche der NS-Zeit in Tirol wird begleitend zur Ausstellung ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm in Form von Lesungen, Diskussionen und Führungen geboten.

Die Ausstellung im Landhaus ist bis 4. Mai 2024 täglich von 9 bis 17 Uhr kostenfrei zugänglich (ausgenommen sind Sonn- und Feiertage). Nähere Informationen zur Ausstellung sowie zum Begleitprogramm unter www.tirol.gv.at/erinnern

Es ist dem Land Tirol ein Anliegen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selber ein Bild von der Entwicklungsgeschichte machen können. Dabei besteht am Ende der Ausstellung die Möglichkeit, eigene Gedanken zu formulieren.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Für die Kulturabteilung des Landes Tirol

von Melanie Wiener

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Ich finde diesen Beitrag äußerst interessant und werde mit Freunden und Bekannten in den nächsten Tagen die Ausstellung besuchen. Danke für diesen tollen Bericht.

  2. Kann nur zustimmen, war grade gestern dort. Nur die Jahreszahl 1948 am Foto der Landhausplatzumgebung paßt nicht zu den Autos. Imma dat Jenaue.

    1. Natürlich ist mir bewußt, dass diese Jahreszahlherumreiterei angesichts des dargestellten Schreckens dieser Zeiten am Rande der Lächerlichkeit angesiedelt ist. Innsbruck-erinnert-sich-Syndrom. Verzeihung.
      Dennoch ist die Ausstellung an einer Stelle der Erheiterung zugänglich: Die Spottzeichnung betreffend die ÖVP-Entnazifizierungsmaschine ist einfach herrlich bissig.
      In den beiden angrenzenden Räumen vergeht einem sowieso wieder das Lachen. Man betritt das Büro des Gauleiters mit seiner entnazifizierten Balkendecke, nachdem man vorher im vermutlichen Vorzimmer eine reichliche Zahl von themenbezogenen Büchern und Zeitungskopien studieren konnte. Auf dem hölzernen Wartebankerl zu sitzen mag selbst für reinrassige Nazis nicht ohne ungute Gefühle abgegangen sein. Man durfte schließlich kein falsches Wort sagen.
      Die Ausstellung bemüht sich neben der Darstellung der Holocaust Mithilfe der Politik auch die Gehirnwäsche gegenüber der „arischen“ Zivilbevölkerung zu erfassen, und die Schrecken zu visualisieren, als dann die Bomben fielen. Von der Dokumentation der haarsträubenden Praxis der Euthanasie garnicht zu reden. Man kann gar nicht genug darauf hinweisen, daß man auch als Arier vom Irrwitz dieser NS-Denkweise nicht verschont geblieben ist. Soviel denen ins Hirn gehämmert, die heute wieder glauben, das waren schöne Zeiten ehrenvoller Macht und beispielgebendem Heldentum. Das könnte man sogar noch mehr herausstreichen.

      Zum Chillen empfehle ich einen leicht anschließbaren Besuch der Gemäldegalerie der ehemaligen Landeshauptleute vom prädemokratischen Adel über bekannte Namen bis hin zu selbst noch gekannten. Jenseits des Bildes von LH Tschiggfrey, den ich als letzten ernst zu nehmenden Exponenten dieses Amtes ansehe, schrammen die Porträts zunehmend an unfreiwilliger Komik vorbei.

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