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Der Goldene Schuss

Der Goldene Schuss

So lautete der Titel einer Fernsehshow, die zwischen 1964 und 1970 im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ein Titel, den man heute wohl so nicht mehr wählen würde, der damals aber wohl noch vollkommen unverfänglich war und – so kann man es in verschiedenen medienhistorischen Arbeiten nachlesen – in den 1960er Jahren bei jedem Sendetermin die Menschen in Scharen vor die Fernsehgeräte lockte.

Die Unterhaltungssendung bestand aus mehreren Spiel- und Showteilen. Während in den letzteren bekannte Größen der Film- und Musikszene auftraten, ging es im Spielteil darum, mit einer Armbrust eine Zielscheibe zu treffen. Wilhelm Tell lässt grüßen. Das klingt jetzt wenig spannend, das besondere daran war aber, dass Zuschauer*innen diesen Schuss per Telefon ausführen mussten: Die Armbrust war auf einer Kamera angebracht, die das Ziel anvisierte und der oder die jeweilige Kandidat*in gab – daheim vor dem Fernseher – per Telefon entsprechende Kommandos: Höher-Rechts-Links-Tiefer usw. Die jeweiligen Kommandos führte der Kameramann im Studio aus und gab den Schuss ab. Interaktives Fernsehen anno 1964.

Rita Pavone („Italiens berühmtester Schlagerstar“) war ein Star bei der Aufzeichnung der Sendung in der Olympiahalle (Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-5907)

Die Sendung wurde regelmäßig in unterschiedlichen Städten aufgezeichnet. Und hier – endlich – kommt nun auch Innsbruck ins Spiel. Im Jahr 1968 war die Sendung erstmals auch in Innsbruck zu Gast (17. Oktober 1968). Von diesem Ereignis haben wir allerdings leider keine Fotos im Archiv. Bei der Sendung waren die madagassische Beatgruppe Les Surfs, die französische Sängerin Dalida, das Staatsballett aus Senegal sowie ein Ensemble des „Flower-Power-Hippie-Musicals ‚Haare'“ aufgetreten (TT, 5. Oktober 1968). Im Herbst 1969 wurde Innsbruck zum zweiten Mal als Drehort für die Show ausgewählt. Das damals noch relativ neue Olympiastadion bot – wie Zeitungen damals schrieben – „ideale Arbeitsbedingungen“ für die Aufzeichnungen, noch dazu gab es mit dem ORF nun einen Partner, der vom Erfolg der Sendung profitieren wollte. Dieses Ereignis fand auch Niederschlag in Bildern, die Sie hier bestaunen können.

Bürgermeister Lugger im Vorfeld der Aufzeichnung mit dem Moderator Vico Torriani (hinten stehend) und Max Greger, Leiter der Big Band, im Filmstudio. (Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-5263)

Im Titelbild sehen Sie das Bühnenbild, das Heinz Brendel für die Aufzeichnungen entworfen hatte. Das Goldene Dachl, als das Wahrzeichen der Stadt, war natürlich prominent im Bild. Die Türme, etwas orientalisierend, sollen wohl Stadtturm bzw. die verschiedenen Kirchtürme der Stadt darstellen. Was es mit dem Papagei im Käfig auf sich hatte, kann ich leider nicht sagen, aber links im Bild sehen Sie die oben beschriebene Kamera-Armbrust-Konstruktion. Auf den bekannten Videoplattformen gibt es im Übrigen mehrere Videos der Show, leider konnte ich keine aus Innsbruck finden, dennoch absolut zu empfehlen.

Mireille Mathieu bei ihrem Auftritt in Innsbruck. (Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-5908.

Neben der oben im Bild zu sehenden Rita Pavone traten in Innsbruck noch eine Reihe weiterer Stars auf. Bei mir als Nachgeborenem wecken aber weder Horst Buchholz („vom Idol deutscher Teenager zu einem hochdotierten Hollywoodstar“ TT, 31.10.1969) noch Lolita oder Willy Hagara bestimmte Assoziationen. Einzig Mireille Mathieu, die wohl bekannteste Künstlerin, die damals in Innsbruck auftrat, ist sogar mir bekannt.

Kann sich jemand der etwas älteren Leser*innen noch an die Sendung an sich bzw. die Aufzeichnung in Innsbruck erinnern oder war sogar in Innsbruck live dabei? Über Ihre Erinnerungen würde ich mich sehr freuen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-5909)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Ja, ich war live dabei. Am Beginn der Show warf man 4 Bälle ins Publikum und wie es der Zufall will,
    Ein Ball landete genau bei mir. Ich war also ausgewählt, beim Schießen mit dabei zu sein.
    Ich musste dann gegen einen Telefonkandidaten antreten. „Peter bitte den Bolzen“ und los ging es.
    Ich gewann und durfte dann beim nächsten Mal (Dezember in Mainz) mit dabei sein. Als Preis gewann ich einen s/w Fernseher. Die Stimmung im Publikum war super. Die Show ging weiter. Mit zahlreichen Gästen ua. Marielle Mattheu. Frohgemut ging ich dann nach Hause in die Stafflerstrasse.
    Am nächsten Morgen, als ich in die Schule kam (HS Steinach) kam unser Musiklehrer mir entgegen
    Und sagte „Herr Kollege, ich habe einen Marsch komponiert – der „Goldene Schuss“. Dieser wurde auch von der Musikkapelle gespielt. So bin ich wahrscheinlich einer der wenigen, denen zu Lebzeiten ein Marsch gewidmet wurde.
    Die anderen Reaktion waren Briefe, oder beim Einkaufen in der Stadt „Ich hab sie gestern im Fernsehen gesehen, dafür gebe ich es Ihnen billiger“ etc.
    Alles in allem war dies eine schöne, bleibende Erinnerung.

    1. Lieber Herr Nendwich,

      danke, dass Sie Ihre Geschichte mit uns geteilt haben und mein Beitrag so mit einer persönlichen Erinnerung bereichert wurde. Auf den Marsch wäre ich allerdings noch gespannt.
      CA

      1. Sehr geehrter Herr Aichner,
        Der Marsch wurde seinerzeit von der Musikkapelle Steinach unter der Leitung von Prof. Anton Erich Kratz gespielt. Ich habe zwar die Noten für die gesamte Kapelle, aber leider keine Tonaufzeichnung.
        Ich habe sie damals von der ORF Sendung aufgenommen, verliehen und nicht mehr zurück bekommen.
        Der ehemalige Kapellmeister Hans Eller weiß vielleicht noch ein bisschen mehr.

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