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Wenn Die Erde Bebt

Wenn die Erde bebt

Ein Bild der Zerstörung offenbarte sich den Einsatzkräften in der Region Friaul-Julisch Venetien. Am 6. Mai 1976 wütete ein verehrendes Erdbeben mit der Stärke 9 bis 10 auf der 12 teiligen Richterskala. Auch in Innsbruck verursachte das Erdbeben teils leichte Schäden, war es mit einem Richtwert von bis zu 6 auf der Mercalliskala für einige zu spüren. Zahlreiche Kulturgüter wie der berühmte Dom Sante Maria Assunta oder der Dom von Venzone wurden zerstört. An die 45.000 Einwohner verschiedenster Städte im Raum Südtirol verloren ihre Häuser und Wohnungen. Für 989 Menschen ging die Sonne um 20 Uhr 59 an diesem Frühlingsabend zum letzten Mal unter.

Uns vom Stadtarchiv würde es interessieren ob es Erinnerungen an das Erdbeben von unseren Lesern und Leserinnen gibt?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, BFI-NE-362-16, 1976)

Autor: Lucas Brand

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Natürlich ist die Erinnerung daran noch wach. Besonders in Erinnerung ist mir die relativ lange Dauer des Ereignisses, ein beharrliches starkes Vibrieren, ganz im Gegensatz zum typischen Innsbrucker Rumpler, der einen auch ganz schön erschrecken kann.
    Erinnerlich, weil im Freundeskreis noch immer wieder einmal zitiert, die Aussage einer amerikanischen Studentin „Wir sind in die Bränger Alm gesetzen und laaachen. Auf eimal hat die Öade geböbnet und die Banke gewaaggelt. Und ich habe gesagt Ördböben! aber die anderen haben gesagt Lastwagen!“

    Ernster war Günter Ziesel, der Moderator des immer interessanten, schon längst vergessenen(?) Alpen-Adria Magazins im Fernsehen, der all die schönen Orte, die schon Thema der Sendung waren, und jetzt für feuilltonartige Reportagen ausfielen, in Trümmern liegen sah. Am Titelbild stehen eh noch ein paar Häuser, das war nicht überall so.

    Selber wußte man – heute unvorstellbar – zuerst nicht, was los war. Ein zufällig bei uns zu Besuch weilender Bekannter vermutete zwar gleich, daß das sicher weiter weg gewesen sein muß (wie er da drauf gekommen ist ist mir bis heute ein Rätsel), aber da gab es kein Internet, welches einem schon nach wenigen Minuten mit dem Wo und Was überschüttet hätte, man mußte auf die nächsten Nachrichten warten, also mindestens eine Stunde. Wenn man überhaupt so wunderfitzig war, bei uns ist ja nichts passiert.

    Hoffen wir, daß sich unsere Inntalfurche mit dem Innsbrucker Rumpler begnügt.

  2. Dazu wird wohl noch eine Flut persönlicher Erinnerungen eingehen.
    Ich war damals 14., Mama war mit meinem älteren Bruder Kabarett – den Schweizer Emil – im Kongresshaus (dazu gab es vor Monaten, zum Jahrestag dieses Bebens, eine bewgwénde Erinnerung von Norbert Pleifer…) und ich als Ältester war, verantwortlich für meine beiden jüngeren Geschwister. Der Deckenluster schwang wie ein Pendel, der Flügel im Wohnzimmer spielte selbstständig und ich „rettete“ mich und meine Geschwister unter den Türstock des Wohnzimmers, weil, so hatte ich das in der Schule gelernt, das der sicherste Ort in einer Wohnung ist, wenn die Erde bebt. Gefühle gleichzeitig auf Panik und absoluter Phaszination angesichts dieser unglaublichen Energie.
    Der Luster hängt inzwischen in einer anderen Wohnung über einem anderen Tisch – er ist mit meiner Mutter gesiedelt – doch wie er tanzen kann, erinnere ich wie vor 47 Jahren.

  3. Ich war im Kino. Vielleicht Metropol, genau weiß ich’s nicht mehr. Als wer an meinem Stuhl rüttelte, drehte ich mich um, und schaute den Hintermann fragend, vielleicht auch ein bisschen böse an. Stellen Sie sich vor, der drehte sich seinerseits ebenfalls um. So ein Depp. Nach Ende des Films erfuhr man erst, dass es vielen so erging und eine erste Ahnung eines Erdbebens machte sich breit.

  4. An diesem Abend hatte ich Überwachungsdienst beim Haus des italienischen Generalkonsuls in der Klammstraße.
    Kurz bevor ich das Beben wahrnahm, flogen dutzende Vögel aus den Bäumen. Um 22.oo Uhr wurde ich abgelöst und fuhr mit meinem Pkw zum alten Wachzimmer Hötting, wo ich bis 01.00 Uhr meine Ruhepause verbrachte. Meine Kollegen erzählten mir, daß sie das
    Wachzimmer fluchtartig verließen, da sie befürchteten das alte Gebäude würde einstürzen.
    Ich kannte einen Vizeleutnant des Bundesheeres, der als erster Mieter im im letzten Stock des sogenannten Voest Hochhaus in der
    Kajetan-Sweth-Straße wohnte. Er nahm zur Zeit des Bebens ein Bad, wobei das Wasser über den Rand der Badewanne schwappte.

  5. Bei manchen Ereignissen erinnert man sich genau wo man sich befand, als man davon erfuhr. In meinem Fall betrifft das z. B. die Nachricht über den Tod von J. F. Kennedy, von John Lennon oder die von Nine Eleven mit den Bildern, die kaum zu fassen waren.

    Beim Erdbeben von 1976 war es kein Hören oder Sehen einer Nachricht, es war das gefühlt ewiglange Spüren dieses unheimlichen Bebens. Nicht nur ein bisschen Gläserklirren oder Tischwackeln, ich hatte das Gefühl, das ganze Gebäude schwankt wie ein riesiges Boot. Ich war zu Besuch bei meiner Schwester in Neu-Rum, die dort im 4. Stock ihre Wohnung hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt ein gemütlicher Abend. Als es los ging zunächst noch ganz kurzes Erstaunen, aber in der selben Sekunde die Erkenntnis: Erdbeben. Leichte Panik bei den Anwesenden, außer bei meinem Schwager, der meinte ganz seelenruhig, dass die Japaner ‚wegen so a bissl Wackeln‘ gar nicht anders dreinschauen würden. Wohin am besten? Unter den berühmten Türstock, unter einen Tisch oder ins Freie? Aber bei Erdbeben sollte man ja keinen Lift benutzen und ob man es zu Fuß durch das Stiegenhaus noch schaffen würde? Ein vorsichtiger Blick in jenes verriet uns, dass sämtliche Nachbarn aus dem Stockwerk die selben Überlegungen angestellt hatten, auch nicht recht wussten wohin und sich (unter ihren Türstöcken stehend) letztendes alle gegenseitig beruhigten.

    Einige Jahre später führte mich eine Urlaubsfahrt nach Istrien durch das betroffene Gebiet. Die Spuren dieser Katastrophe (z. T. Schutt- und Geröllwüsten) waren noch immer deutlich zu sehen.

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