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Woll-Regime?

Woll-Regime?

Als „Woll-Regime“ könnte man die jährliche Hanna Fritz’sche Verhaltensweise vor Weihnachten bezeichnen: Familienmitglieder und FreundInnen werden mit selbstgestrickten Socken, Handschuhen und Mützen eingedeckt, egal ob sie wollen oder nicht.

Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine von dem Mediziner Gustav Jäger in den 70-er Jahren des 19. Jahrhunderts angestrebte Kleidungsnorm. Nach dieser sollten sich die Menschen gänzlich mit Wolle bekleiden, da diese nach Jägers Ansicht für die menschliche Haut verträglicher sei als pflanzliche Fasern. Zudem wurde angepriesen, dass Jägers Normkleidung, welche er unternehmerisch vertrieb „wetterfest, seuchenfest und affectfest“ sei. Das Geschäft von A. Wigidak in der Maria-Theresien-Straße setzte offenbar auf die Erkenntnisse Jägers. Man stelle sich vor, wie „angenehm“ diese Schafwoll-Unterhosen doch zum Tragen gewesen sein müssen…

(Stadtarchiv Innsbruck, Historische Zeitungswerbung, 01.15.01-289)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Unlängst im Radio war ein Interview mit einem Zillertaler Schützen zu hören. Man erkundigte sich bei ihm zwar nicht nach der ‚affectfestheit‘, sondern nach der Qualität des lodenen Schützenrocks. Statt einer Huldigug dieses bodenständigen und nachhaltigen Naturproduktes wurde man aber eines Besseren belehrt. Er war ihm nämlich „im Summa zhoas und im Winta zkalt“.

    1. … und im Regen stinkt man wie ein nasser Hund, kenn ich auch von meiner Trachtenjacke. 😉

      Tatsächlich gibt’s aber auch richtig gute und angenehm zu tragende Walk- und Lodenjanker, wie Herr Hirsch schon angemerkt hat, die halten ja wirklich alles aus.

  2. Loden und Wollwäsche sind aber zwei ganz verschiedene Dinge. Ich kenne den Begriff noch von früher, wenn auch in einer abfälligen Verspottung im Sinne von Liebestöter. Aber rauh waren sie nicht, heute noch gibt es warme Unterwäsche aus Merinowolle, heißt halt anders, und die ist fein zu tragen, wenn man sich nicht genierte.
    Und ein wetterfester flauschiger Lodenmantel ist auch nicht mit der eher steifen Schützenmontur zu vergleichen. Und im Winter trägt der Mann von Verstand einen Anorak und im Sommer ein Leibele.

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