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Gas Aus Tiroler Kohle?

Gas aus Tiroler Kohle?

Im letzten Artikel wurde bereits u.a. über den Mangel an Kohle in Österreich und speziell in Innsbruck während und nach dem Ersten Weltkrieg berichtet. Besonders an Steinkohle mangelte es, aus der das Stadtgas traditionell hergestellt wurde. Die Kohle die man hatte wurde dringend für viele Betriebe benötigt und war für die junge, inflationsgeplagte Republik auch ein wichtiges Handelsgut. Das Innsbrucker Gaswerk stand so immer wieder kurz davor den Betrieb gänzlich einstellen zu müssen. Das Gas wurde so stark rationiert, dass es täglich nur noch für vier Stunden verfügbar war.   

Um überhaupt weiterproduzieren zu können, wenn auch in deutlich geringerem Umfang, stieg man in Innsbruck Braunkohle um. In Bad Häring wurde diese damals abgebaut und konnte bei Kirchbichl verladen und auf dem Wasserweg nach Innsbruck gebracht werden.

Das so produzierte Gas eignete sich jedoch nicht sonderlich gut für den Gebrauch in der Küche und brachte eine erhöhte Gefahr von Flammenrückschlägen mit sich. Das führte zwar i.d.R. nicht dazu, dass der Herd den unglücklichen um die Ohren flog, sondern nur zu Beschädigungen an den Leitungen des Herds – es konnte jedoch auch zu Gasaustritten dadurch kommen, was eine doppelte Gefahr brachte: durch das Kohlenmonoxid konnte man leicht ersticken und natürlich konnte das ausgetretene Gas auch zu einer Explosion führen. Als Gegenmaßnahme wurde den Bewohnern der Stadt geraten, die Mischdüsen ihrer Gasherde teilweise zuzukleben, was zumindest für das Ohr eines Laien nicht nach einer sonderlich beruhigenden Vorkehrung klingt. Zumindest waren die Bürgerinnen und Bürger dann vielleicht ganz froh, dass es nur noch für ein paar Stunden am Tag Gas gab.

(Signatur Ph-24731-19

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Ein wahnsinnig interessanter Aspekt von Innsbrucks Industriegeschichte. Bitte diese Serie unbedingt fortsetzen.
    Damit ich es richtig verstehe: in dem Artikel steht, die Braunkohle sei auf dem Wasserweg von Kirchbichl nach Innsbruck gebracht worden, d.h. es gab Schleppkähne am Inn? Ist darüber mehr bekannt, gibt es auch Fotos? Wo wurden die denn entladen und wie kam die Kohle dann zum Gaswerk? Diese Frage stelle ich mir schon länger, zumal nichts darüber bekannt ist, dass die Straßenbahn dafür genutzt wurde bzw. es ein Anschlussgleis dafür gegeben hätte, und das Gaswerk auch keinen Vollbahnanschluss hatte. Oder waren die Mengen dann doch so gering, dass das mit den damals verfügbaren LKW abgewickelt werden konnte?

    1. Wie oft habe ich es schon vermisst, dass es anscheinend keine Zusammenfassung der Industriegeschichte der Innsbrucker Gaswerke gibt. Ich habe in irgendeinen Beitrag auch schon erwähnt, dass dies sicher für jemand ein tolles Thema wäre, genauso wie die Geschichte des Sillkanals!

      1. Lieber Herr Rolio,

        bitte entschuldigen Sie, ich hatte vergessen mich natürlich auch bei Ihnen im nächsten Beitrag der Reihe für Ihre Kommentare zu bedanken. Das Thema ist wirklich Interessant und ich konnte mich beim Beitrag Nr. II. noch nicht ausreichend damit auseinandersetzen, ich hoffe ich finde im Laufe der nächsten Wochen die Zeit dies nachzuholen.

        Beste Grüße,

        Pascal Wirth

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