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Lokal-Geschichten: Der Rausch

Lokal-Geschichten: Der Rausch

Die Illustration dieses Beitrags ist ein Testbild. Wenn Sie oben auf dem Mond eine schwarze Katze erkennen, dann sind Sie vermutlich abergläubisch. Wenn Sie allerdings einen schwarzen Kater sehen, dann könnte es sein, dass Sie in die Zukunft der Herren auf dem Bild sehen können.

An dieser Stelle verlassen wir kurz den Pfad der Tugend, den der Untertitel unserer Gasthäuser-Ausstellung in Aussicht gestellt hat. Eine halbe Ansichtskarten-Industrie hat sich rund um die Darstellung des berauschten Gasthausbesuchers entwickelt. Die Motive in Innsbruck sind einerseits der Goldene Adler, der eine Batzenhäusl-Stube hatte. Das Batzenhäusl in Bozen hatte natürlich seine eigene Torkelkarte. Alle anderen Innsbrucker versionen zeigen den Blick in die Maria-Theresien-Straße nach Norden, für Einheimische etwas irritierend mit unter äußerster Ausreizung der künstlerischen Freiheit erlaubtem weil hinter der Nordkette platziertem Vollmond.

Die Probleme mit den vergnügt heimwackelnden Herren entstehen einerseits durch die gute Leitfähigkeit der Hauswände, was den Schall von unten geführten Gesprächen, Streitigkeiten oder Beziehungsdramen betrifft. Menschen, die in der Innsbrucker Altstadt oder der Theresienstraße gewohnt haben, können dazu viele Geschichten erzählen. Zudem scheint das Fassungsvolumen der männlichen Blase oftmals nicht auf das letzte Bier ausgelegt zu sein, weshalb das unbotmäßige Urinieren ebenfalls zu den lästigen Gewohnheiten der Betrunkenen gehört. Und doch: Was wäre eine Gesellschaft wert, die ihren jungen Leuten und alten Deppen nicht hin und wieder einmal die Möglichkeit einräumt, sich nach Einnahme einer erlaubten Droge ordentlich danebenzubenehmen.

In Innsbruck existierte als Korrektiv ab den 1870er Jahren eine ganze Reihe von Abstinenz-Vereinen, die sich der Bekämpfung der Trunksucht verschrieben hatten. Oft aus katholischen Kongregationen entstanden, pflegten die Vereine ein normales geselliges Zusammensein, natürlich bei Wasser und Fruchtsaft; da man sich
aber nicht immer nur denselben Vortrag über die Schädlichkeit des Alkoholkonsums anhören kann, wurden zum Teil auch Reiseimpressionen aus Italien in Begleitung von Farbdia-Projektionen geboten.

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