Wolkensteinisches Damenstift
Das Gebäude im heutigen Titelbild trägt die Adresse Universitätsstraße 23. Ich bin an dem Haus zwar vielfach vorbeigefahren, habe aber bisher nie wahrgenommen, dass es sich dabei um eine gewisse Besonderheit handelt. Das Haus beherbergte nämlich das sogenannte Wolkensteinische Damenstift. Ein Stift für adelige Frauen, das jedoch weniger bekannt ist als das adelige Damenstift in der Hofburg.
Das Haus in der unteren Sillgasse, heute Universitätsstraße, war, bevor es in den Besitz der Wolkensteinischen Stiftung kam, im Besitz von Notburga Kruckenhauser, die zuvor in Rattenberg Brauereibesitzerin war. Auch in Innsbruck führte sie im Erdgeschoss des Hauses eine Gastwirtschaft mit dem schönen Namen Rosaneum. 1856 übernahm der Pächter der Bergisel Restauration Grabhofer die Gastwirtschaft bis im Februar 1859 schließlich die Familie Wolkenstein das gesamte Haus für das Damenstift kaufte.
Die Stiftung war zuvor schon von Gräfin Maria Theresia von Wolkenstein-Rodenegg, geborene von Thurnau und Witwe von Wenzel Graf von Wolkenstein eingerichtet worden. In dem Stift sollten sechs adelige Frauen unterkommen, die katholisch, ledig und arm sein mussten sowie einen sittlichen Lebenswandel vorweisen mussten. Sie nahmen ihre Wohnung im Stiftsgebäude und erhielten 630 Gulden im Jahr. Im Gegenzug war den Stiftsdamen aufgetragen, die Grabstätte der Stifterin zu pflegen und für die Stifterin zu beten. Darüber hinaus kam den Stiftsdamen eine besondere Aufgabe zu: jede musste unentgeltlich ein armes Mädchen entweder in Handarbeiten oder in Sprachen oder in Musik selbst unterrichten. Sollte eine Stiftsdame dazu nicht in der Lage sein, musste sie das Mädchen auf ihre Kosten unterrichten lassen. Die Stiftsdamen konnten jederzeit auf eigenen Wunsch aus dem Stift austreten und sich verheiraten, zumal sie kein Gelübde abgelegt hatten.
Die Stiftung existiert bis heute, der Stiftungszweck hat sich jedoch etwas gewandelt. Dieser besteht heute in der Unterstützung von in Tirol wohnhaften und bedürftigen Frau (verwitwet, unverheiratet oder verwaist). Der unbescholtene Lebenswandel ist bis heute ein zentrales Kriterium. Die Gegenleistung der Stiftungsdamen besteht darin, an der jährlichen Gedenkmesse der Stifterin (23. Juni) teilzunehmen und das Stiftungsabzeichen zu tragen. Auch die Pflege der Stiftsgruft am Westfriedhof (Arkade 41) zählt weiterhin zu Aufgaben der Stiftsdamen. Die notwendigen finanziellen Mittel erzielt die Stiftung aus der Vermietung der Wohnräume im Stiftsgebäude in der Universitätsstraße.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-10866)
In diesem Beitrag kann man auch die Rückseite des Wolkenstein´schen Damenstifts im Zustand vor dem 2. Weltkrieg aus der Luft bewundern. Das Nachbarhaus wurde demnach erst nach dem Kriege so hoch gebaut:
https://innsbruck-erinnert.at/thien-airways-ii/
Als subtilen Hinweis auf die Stifterin findet man heute noch das Wappen der Familie von Wolkenstein-Rodenegg an der Fassade. Das Wappen befindet sich mit einer Grafenkrone über dem Eingang gleich über dem Fenster im 1. Stock.
Auch ich bin hunderte Male da vorbeigegangen, ohne dass mir dieses Haus besonders aufgefallen wäre. Im Gegensatz zum Palais auf der anderen Straße
https://innsbruck-erinnert.at/die-familienresidenz-mit-den-augen-des-unbekannten-fotografen-xxviii/
Im Geist seh ich die ganze Häuserzeile vor mir.
Von der Dreiheiligenstraße kommend, die ja bis zum zugeschütteten Sillkanal geht:
Da war ein kleiner Brunnen, wo (lt.Aussage meines Mannes, der alte „Seppele“, „a bißl a Häuter“ ) fließendes
Wasser für Reinigungsarbeiten (aller Art) zur Verfügung stand.
Zurückgesetzt die zwei kleineren Häuser… 1 Tapezierer, 1 Glaser…. das Papiergeschäft der Frau Rosa(?)Klein, dann die Einfahrt, dann die Mauer, dann das „Damenstift“ mit den Biedermaier-Blumenkörbchen über den Fenstern des 1.Stockes, dann die beiden schmalen Häuser, damals annähernd gleich hoch, aufgestockt wohl nicht vor 1956(?), dann wirds ein bißl unklar – war da nicht ein Radlg’schäft – und ein etwas zurückgestelltes Haus (Stöcklgebäude) mit Balkon und Außenstiege – und dann (worum ich sehr trauere) das „Stöcklgebäude“ vom Schwarzen Adler mit der südländischen Ballustrade und den bauchigen Vasen obendrauf.
Ja, vielleicht fällt im Stadtarchiv irgendwann einmal das eine oder andere Foto der Gegend zwischen Kaiserjägerstraße und dem Beginn der Dreiheiligenstraße aus einem der geerbten Fotobestände…
Hier gibt es ein besonders schönes Foto dieser Häuserzeile https://innsbruck-erinnert.at/streit-um-den-weltfrieden/
In diesem „Stöcklgebäude“ vom Schwarzen Adler besuchte ich 1957 drei Abende der hier untergebrachten Tanzschule. Nach der ersten Damenwahl bin ich ausgestiegen und bin seit damals fleißiger Nichttänzer
2x DANKE, Herr Roilo!, 1.) für den Hinweis auf das Foto der Häuserzeile –
und 2.) für den Bericht über den „Schwarzen-Adler-Stöckl“
So wie ich – ein Tua-nia-tänzer 🙂
Dafür lieben wir beide den Garten, gell! Jedem das Seine!
Die Trostlosigkeit meiner möblierten Wohnung damals in der Universitätsstraße 23, die Räume, die ich nicht mit Leben füllen konnte, wo ich nur ein kleines Stück Himmel und kaum jemals Sonne sah, und manchmal setzte ich mich aufs Klo, das nach hinten hinaus ins Grüne ging und schaute mir die Bäume an. Zudem fuhr direkt unter meinem Fenster im ersten Stock alle fünfzehn Minuten ein Bus der Linie B ab, und jedes Mal klirrten die Scheiben. Ich musste das große Wohn-Schlafzimmer mit einem Ölofen heizen. Die Kochplatte befand sich im Badezimmer (über den Gang erreichbar), das wenige Geschirr war in der Wanne zu waschen. Die spärliche Wärme kam von einer Heizsonne.
Nun habe ich zufällig auf dieser Seite erfahren, dass das Haus in der Universitätsstraße 23, wo ich vom Herbst 1979 bis zum Frühjahr 1980 wohnte (ich war 23), einst ein Damenstift war. Und jetzt ist mir klar, dass die schönen alten Möbel keine Antiquitäten waren, sondern die Möbel der letzten Stiftsdame, die hier gelebt hatte. Wenn ich das gewusst hätte! Wo ich doch alles Historische liebe!
Aha – das fromme Fräulein musste nicht kochen! Deshalb gab es keine Küche! Herr von Wolkenstein, der Vermieter, war ein sehr feiner, etwa fünfzigjähriger Herr und er hat vollkommen verstanden, als ich ihn damals um die vorzeitige Auflösung des Mietvertrages gebeten habe.
Maria Kostner, Innsbruck
Wahrscheinlich war dem auch zu kalt!
https://postimg.cc/1VzHXH0V