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Wie Z’ammgwürfelt…

Wie z’ammgwürfelt…

… schaut dieser westliche Teil Höttings auf unserem Bild aus. Das ist wieder mal eines der klassischen Bilder, auf denen es 1000 Sachen zu entdecken gibt. Ich mache einfach einmal den Anfang: wir stehen südlich vom Inn schätzungsweise auf Höhe der Hauptuni, etwas westlich der Universitätsbrücke (falls diese damals schon existierte – wurde erst 1930 errichtet). Unseren äußersten Anhaltspunkt bildet der Planötzenhof ganz rechts oben, darunter sehen wir einige Häuser der Schießstandgasse und den Schwabeneckweg. Darunter erstreckt sich eine große, noch unverbaute Fläche, auf der sich heute Häuser der Dorfgasse und Hinterwaldnerstraße befinden. Darunter folgt die Schneeburggasse, die aber hinter den sich auftürmenden Villen der unteren Straße fast untergeht. Zu sehen ist lediglich die West-Seite des heutigen Hauses Nr. 36 und etwas weiter westlich an der Schneeburggasse ein riesiger, zweigeteilter „Block“ mit zwei spitzigen „Hiatln“, die heutigen Nummern Schneeburggasse 52 und 54. Zwischen den beiden ist, wenn man genau hinsieht, ein großer Schornstein zu sehen, der Rauch ausstößt. Was könnte das sein? Noch weiter westlich finden sich dann einige Gebäude rund um den großen Gott bzw. schon zur Sadrachsiedlung gehörig. Zum „Abschluss“ folgt dann der Sandbichl. Wir wandern eine Etage weiter nach unten: Unterhalb der eben erwähnten Schneeburggasse 52 und 54 findet sich ein großes, prominentes Gebäude, das botanische Institut, das seit 1911 an dieser Stelle existiert. Es folgen weiter rechts Villen der Sternwarte- Brandjoch- Oppolzer- und Sonnenstraße, die bis heute weitesgehend unverändert geblieben sind. Besonders hervor sticht die Form des Hauses Sternwartestraße Nr. 20 mit Türmchen. Etwas weiter vorne zu sehen ist das Haus Oppolzerstraße 1 oberhalb der Höttinger Auffahrt. Zum Schluss geht es schließlich hinunter in die Höttinger Au. Rechts unterhalb der Oppolzerstraße 1 erkennen wir die Front des „Scherer Schlössl“ (Höttinger Au 40) und davor einige Gebäude, die heute mit Sicherheit nicht mehr existieren. Linkerhand sind einige Mietkasernen an der Höttinger Au und am hier beginnenden Fürstenweg zu erkennen.

Dieses Bild ist deshalb besonders interessant, da es die Bevölkerungsgeschichte des Stadtteils Hötting innerhalb einer einzigen Aufanahme gut fassen kann. Das ursprünglich bäuerlich geprägte Hötting zeigt sich durch vereinzelte Höfe im Bild (der alte bäuerliche Dorfkern ist hier knapp nicht zu sehen); Da Innsbruck im 19. Jhdt. noch einer Liniensteuer unterlag, drängte die dort beschäftigte Arbeiterschaft in die umliegenden Gemeinden, nach insbesondere Hötting, da die Mieten außerhalb der Stadtgrenze billiger waren. Die Gemeinde Hötting sah sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Aufgabe konfrontiert all diese Menschen, deren Einkommen bescheiden war, unterzubringen und baute „Mietkasernen“, wie sie hier in der Höttinger Au zu finden sind. Aber auch eine wohlhabende, gebildete Städter-Schicht entdeckte die sonnigen Höttinger Gründe für sich und baute sich oberhalb der Sonnenstraße schöne Gründerzeit-Villen, wie wir sie „eine Etage höher“ noch heute betrachten können. Die Diskrepanz zwischen den Wohlhabenden und den Arbeitern ist hier durch den Höhenunterschied zwischen Au und Sonnenstraße also beinahe bildlich greifbar – und doch leben die verschiedenen sozialen Schichten ganz nahe beieinander.

(Stadtarchiv Innsbruck, Sammlung Kreutz)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Der rauchende Schlot ist vermutlich der Kamin von der Heizanlage der Glashäuser des botanischen Instituts.
    (Sternwartestasse oberhalb der Bushaltestelle Botanikerstrasse,- (westlich vom Verbindungsgassl Botanikerstr.- Sternwartestr)

  2. Das gefällt mir! Die Aufnahme dürfte wirklich 1911, spätestens 1912 entstanden sein. Die Bäume im Botanischen Garten sind frisch gepflanzt. Leider sieht man das Haus Botanikerstraße 10, das Verwalterhaus in dem ich wohne, nicht. Das wurde, wenn ich mich richtig erinnere 1914 fertiggestellt. Damals gab es für DAS Glashaus (zur Mehrzahl kam es erst Jahre später) eine Kohleheizung. Inzwischen verfeuern wir Öl, wollten eigentlich seit vielen Jahren auf weniger schmutziges Gas umstellen… Vielleicht gibt es ja ein ökologischere Alternative, wenn wir endlich umrüsten dürfen.

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