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Von Der Herzoglichen Wasserleitung Zur Mühlauer Brücke (IV.)

Von der herzoglichen Wasserleitung zur Mühlauer Brücke (IV.)

In den 30er Jahren wurde überlegt, die Brücke durch eine modernere und tragfähigere zu ersetzen. Es gab jedoch viele Stimmen, die dagegen protestierten, und das nicht nur aufgrund des Denkmalschutzes. Es war unbestreitbar, dass die alte Kettenbrücke so manches moderne Lastfahrzeug nicht tragen konnte, aber weshalb war dies etwas Schlechtes? Würde eine neue Brücke ihren Platz einnehmen, wurde argumentiert, so würde der schwere Lastverkehr durch die Innenstadt geleitet und die ruhigeren Teile der Stadt damit ruiniert. Durchsetzen konnte man sich jedoch nicht, nach einigen Jahren der Diskussion wurde die Brücke abgerissen und durch einen modernen Bau ersetzt.

Die Brücke war zu schmal für den steigenden Verkehr und die Argumente für ein ungestörtes Stadtinneres mussten hinter die logistischen Anforderungen zurücktreten. Auch verschlang die Instandhaltung immer größere Summen, 1936 wurde sie für 52.000 Schilling renoviert, ohne dass es gelungen wäre, ihre Belastbarkeit zu erhöhen. Diese hohen Kosten sprachen auch dagegen, die neue Brücke an anderer Stelle zu errichten und die Kettenbrücke zu erhalten – schließlich wollte niemand die Aufrechterhaltung finanzieren. Die geplante Verbauung für den Inn war ebenfalls kaum mit den großen Brückentürmen vereinbar, die dann weit über das Ufer hinausragen würden. Die Abbrucharbeiten an der Kettenbrücke begannen Anfang am 21. Februar 1938, hier zusehen ist ein Foto aus dem April des Jahres.

Der Abbruch der Kettenbrücke (Ph-34139) – dazu erschien auch ein eigener Artikel: Das Ende eines Wahrzeichens – Innsbruck erinnert sich (innsbruck-erinnert.at)

Es wurde eine Notbrücke errichtet, um den Verkehr aufrechtzuerhalten, sie konnte annähernd dasselbe Gewicht tragen wie die Kettenbrücke und wurde auch zum Teil aus ihrem Holz errichtet – auch in der neuen Mühlauer Brücke wurden Teile der Brückentürme eingebaut.

Es gab verschiedene Vorschläge von Bürgern, die sich um die Ästhetik der neuen Brücke sorgten – ein Marmorbildnis des Hl. Georg wurde vorgeschlagen, ebenso eine Bronzestatue des Hl. Nepomuk; jedoch ebenfalls alle ohne Erfolg.

Die Stadt Innsbruck steuerte 100.000 Schilling zu dem Projekt bei, die Gemeinde Mühlau und die Lokalbahngesellschaft beteiligten sich ebenfalls. Das Unternehmen war nicht nur ein Infrastrukturprojekt, sondern diente auch offiziell dem Zweck der Arbeitsbeschaffung. Zahlreiche Firmen waren an dem Projekt beteiligt, darunter „Innerebner & Mayer“, „Mayreder, Kraus & Co.“, „Wayss & Freytag A.G.“ und „Meinong GmbH“. Das Stahlgerüst wurde im Herbst 1938 errichtet, es folgte der Beton im folgenden Frühjahr. Ursprünglich sollte sie schon im Mai fertiggestellt werden, der Bau verzögerte sich jedoch um etwas mehr als zwei Monate. Im August war der Bau vollendet und die neue Mühlauer Brücke nahm den Platz der kaum 100 Jahre alten Kettenbrücke ein.

(Signatur KR/NE-611)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Bei diesem Bild kann man herrlich in Nostalgie schwelgen, vielen Dank! Auf der östlichen Seite der Brücke verliefen anno dazumal die Gleise der Lokalbahn nach Hall.

    1. Und auch die Fahrleitungen für den O-Bus sind schön zu sehen.
      Auf Grund der O-Bus-Fahrleitungen, des schlechten Gleiszustandes der Linie 4 und des VW Käfers würde ich das Bild in aller Schnelle auf frühestens 1948, eher zwei, drei Jahre später datieren. Wobei allein der bei näherer Betrachtung offenbar sehr schlechte Zustand des eingepflasterten Gleiskörpers (ich glaube dort überall hervorstehende Pflastersteine, Schienenbrüche und sonstige Unebenheiten zu erkennen, oder sieht das nur so aus?) eher für nochmal zehn Jahre später spräche.

      1. Vom Gesamteindruck mit einem Auto, einem Lkw und 2 Handkarren sehe ich auch das Intervall späte Vierziger bis maximal Mitte Fünfziger. Auf der Windschutzscheibe des VW sieht man eine kreisrunde Plakette. Solche Markierungen kenne ich von Aufnahmen der Fahrzeuge der Besatzungsangehörigen. Es kann aber auch ein stolz präsentiertes „G“-Pickerl der Glocknerstraße sein, welches man oft als „mein Auto hats geschafft“ Beweis an den Autos sehen konnte. War aber eher eine 60er Jahre Mode.

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