skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Schönster Ausflugsort?

Schönster Ausflugsort?

Um das Jahr 1900 eröffnete der Bauer Johann Dollinger am Ölberg – zwischen Hötting und der Hungerburg – ein Gasthaus, das er als „schönsten Ausflugsort in der Nähe von Innsbruck“ bewarb. Um Gäste anzuziehen, organisierte er in den Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges regelmäßig Gartenkonzerte und andere Veranstaltungen. So gastierte etwa am Sonntag, den 4. Juli 1909, das Quintett „Adler“ in seinem Gastgarten.

Inserat aus dem ATA v. 12. Juli 1909.

An einem Tag im Jänner 1912 kippte jedoch die Stimmung in der Gaststube. Die Folge: eine handfeste Wirtshausschlacht und Johann Dollinger mittendrinn. Aber lesen Sie selbst:

Im Gast­hause zum „Ölberg“, welches unweit der Stein­bruchstraße nächst dem sogen. Ölberge nördlich von Schloß Büchsenhausen liegt, wurde gestern gerauft. An der Keilerei beteiligtern sich auf der einen Seite der Wirt Johann Dollinger, der Holzmesser Joses Tragseil sowie die Mau­rer Anton Achammer und Eduard Berchtold, sämtliche aus Hötting, und als Waffen benutzte man einen Ochsenziemer, einen Spazierstock aus Weichselholz mit Eisenspitze, einen Stuhl und einen Bierfaßschlägel. Die Gegner dieser vier waren Albert Schneeweiß, Kirschentalgasse Nr. 6 wohnhaft, und ein gewisser Gruber, die als Gäste im genannten Wirtshause weilten; Gruber hatte auch seine Frau mit. Wer die Ursache des der Keilerei vorangegangenen Streites war, läßt sich, wie dies bei solchen Anlässen meist der Fall ist, nicht bestimmen, da eine jede der Parteien der anderen die Schuld zuschiebt, sicher ist nur, daß die vier erstgenannten Män­ner mit ihren Waffen den Schneeweiß und den Gruber ganz schrecklich verhauten. Achammer und Berchtold verfolgten die zwei letztgenannten sogar vom Ölberg bis zur Innbrücke herab; dort stürzte Schneeweiß, der laut um Hilfe rief, in der Nähe des „Kaiserhofes“ zu Boden. Als ihn die Verfolger eingeholt hatten, wollten sie ihn dort noch einmal durchprügeln; zu seinem Glücke war aber der Wachmann Sommer in der Nähe, welcher dies verhin­derte. Alle drei begaben sich dann ins Wachzimmer in der Innstraße, wohin auch dann Gruber nachfolgte. Da sah mann dann erst, wie die zwei Verletzten ausschauten: Schnee­weiß hatte Verletzungen an beiden Augen, das Blut rann ihm über das Vesicht; Gruber hatte keine einzige heile Stelle auf dem Kopfe, dieser glich nur einer einzigen großen Geschwulst, über­ all rann das Blut herab. Die zwei Verletzten wurden der freiw. Rettungsgesellschaft über­geben; die zwei Höttinger aber behielt die Polizei in Haft. Dem Achammer wurde auch ein Revolver abgenommen.

IN v. 27.1.1912, 3.

(StAI, Ph-30981)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche