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Säulen, Die Die Welt Veränderten – I

Säulen, die die Welt veränderten – I

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine der weniger beachteten Epochen, die – in Mitteleuropa – die Weichen auf Moderne gestellt hat. Wenig andere Jahre haben die Welt so grundlegend geändert. Vielleicht auch die Gegenwart nicht. Mit dem Eisenbahnnetz wurde in wenigen Jahren alles anders. Die Liste der Neuerungen ist beinahe endlos: Telegraph, Telefon, Fahrrad, Verfassung, medizinische Forschung, Eisenbahn, Kanalisation und so viel mehr.

Und dann gab es da einen weiteren Erfinder: Ernst Litfaß (1816 – 1874). Wikipedia schreibt dazu:

„Die Idee, Plakatsäulen aufzustellen, entstand, um der damals um sich greifenden Wildplakatierung entgegenzuwirken. Litfaß schlug dem Polizeipräsidenten von Berlin, Karl Ludwig von Hinkeldey, vor, überall in der Stadt Säulen aufzustellen, an denen die Menschen ihre Plakate anhängen konnten. Nach jahrelangen Verhandlungen erhielt Litfaß am 5. Dezember 1854 die erste Genehmigung für seine „Annoncier-Säulen“. Er bekam von der Stadt Berlin ein bis 1865 gültiges Monopol für die Aufstellung seiner Säulen.“

Auf dieser Aufnahme gibt es allerdings neben der Litfass-Säule noch so Einiges zu entdecken.

Die Säulen (und ihr Innenleben) wurden je nach Bedarf der Zeit immer wieder angepasst. Auch wenn die Bedeutung der Litfass-Säulen heute durch moderne Medien und das Fernsehen deutlich zurückgegangen ist, so finden wir sie bis heute immer wieder an den Straßenecken. Auch die schönen, wertvollen und überaus informativen etc. Plakate des Stadtarchiv/Stadtmuseum finden die verehrte LeserInnenschaft auf diesen Informationsträgern…

Im historischen Innsbruck waren die Litfass-Säulen prägende Elemente des Straßenbildes. In einer kleinen Serie möchte ich Ihren Blick gerade auf diese Einrichtungen lenken. Manche werden Sie überraschen.

Stadtarchiv/Stadtmuseum, So-3-028; So-4-242.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
  1. Die wunderbare Litfass-Säule mit den 3 Laternen und 3 Uhren ist bestimmt eine der schönsten Plakatsäulen, die es in Innsbruck je gegeben hat.

  2. Die Litfasssäule mit der Uhr und den Laternen hieß „Stockeruhr“ nach der Lage am Stockereck. Diese Säule wurde 1924 weggeschafft, weil sie u.a. auch einem neuen Straßenbahngleis im Weg war. Der Tiroler Anzeiger vom 5. September 1924 berichtet:

    „Die Stockeruhr in der Maria-Thercsien-Straße ist
    nicht mehr. Gestern ist die Litfaßsäule mit der elektrischen
    Uhr beim Stockereck weggeschafft worden. Es war schon
    letztes Jahr vonseite des städt. Bauamtes geplant, die die
    Platzwirkung stark störende Plakatsäule zu entfernen, aber
    wegen des langfristigen Vertrags mit dem Plakatierungs-
    institut Neumair, der mit 1. September 1921 ablief, konnte
    nicht früher die Wegräumung veranlaßt werden, die auch
    notwendig wurde wegen des Doppelgeleises auf dem
    Burggraben, das demnächst gelegt werden wird, wobei
    auch eine Verbindung mit dem Geleise auf dem Markt-­
    graben hergestellt werden wird.“

    Im Film „Der Dritte Mann“ spielt eine Litfasssäule auch eine interessante Rolle.

  3. Sehr alt sind die beiden Litfasssäulen in der Maria-Theresien-Straße. In den Innsbrucker Nachrichten vom 26. Oktober 1889 heißt es:
    „Gegenwärtig werden vom Inhaber des Ankündigungs-
    Instituts Herrn A. Pirchner zwei Ankündigungs-Säulen aus Gusseisen in
    der Maria-Theresienstraße aufgestellt.“

  4. Ein schönes Beispiel der Wildplakatierung sieht man schon gleich an der Verhunzung der Ottoburg durch ein Riesenplakat. Weitere Beispiele waren auf den wohl auch anderen bekannten oder hier schon gezeigten Werbeaufschriften der Firma Gratl zu Beginn der Anichstraße und an der Ecke zur Meranerstraße.

    Ob sich jemand die Mühe nahm, einmal um die Litfaßsäule herumzugehen? Heute ein mißverstandenes Fuzomöbel unter dem Stichwort „Nostalgisches“ war sie vielleicht gar nicht so praktisch.

    Interessant am zweiten Bild sind wohl die Dienstmänner und ihre auch unbewacht aufgestellten Karren, wie ich sie noch längere Zeit am Bahnhof erlebt habe. Ein ausgestorbener Beruf. Oder nur ruhend? Nicht jeder will ein Lastenfahrrad betreiben…Auch wenn ich die autofreie Stadt nicht in militanter Manier verfechte, es müßte halt anders organisiert sein.

    Der Gaffer im Vordergrund verrät die kleine Balustrade über dem damaligen eleganten Marktgrabenvorbau als Standort der Kamera.

  5. In der Altstadt diente das Hauseck vom Helblinghaus sehr lange als Plakatierungsfläche. Die Fläche unter dem Erker ähnelte wegen der abgerundeten Form fast einer halben Litfasssäule.
    Das Hauseck aus Höttinger Brecchie erfüllte seinen Reklame-Zweck bestimmt genauso gut wie eine Litfasssäule.

    1. Und gerade das zu verhindern wäre der ursprüngliche Gedanke von Herrn Litfass gewesen. Aber ob man um das ursprüngliche Warum? noch wußte, bis sie nach Innsbruck kam? Eher sind uns die Hausecken ausgegangen.

      1. Der ursprüngliche Hintergedanke des Polizeipräsidenten von Berlin war freilich ein anderer:
        Die Annonciersäulen des pfiffigen Herrn Litfaß wollte man als Mittel für die politische Zensur nutzen.
        Die Verschönerung des Stadtbilds war für den Polizeipräsidenten und die Behörden sicher zweitrangig. Die Obrigkeit hoffte wohl in erster Linie, den Wildwuchs an politischen Plakaten zu unterbinden, man denke an das Revolutionsjahr 1848 oder den aufkommenden Kommunismus.

  6. Wo stehen sie noch heute, die LitfaßSäulen? Eine jedenfalls da, wo die Sonnenstraße plötzlich Frau-Hitt-Straße heist. Und wo sonst würde ich nnformiert werden welche Ausstellung gerad z.B. im Schloss Ambras zu sehen ist.

  7. Von der Gleislage her müsste das Foto vor 1905 aufgenommen worden sein. Es fehlen die Gleise der Straßenbahn und die Lokalbahn fährt noch westlich der Annasäule vorbei. Dem Fahrzeugzustand nach wahrscheinlich um 1895.

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