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Räumung

Räumung

Nachdem ich gestern schon einmal in der Museumsstraße war, geht es heute nochmal dorthin, diesmal jedoch noch ein weiteres halbes Jahrhundert in die Vergangenheit zurück.

Den „Gründungsmythos“ der Museumstraße hat mein Kollege Matthias Egger hier (Teil 1 und Teil 2) schon einmal geschildert. In wie weit die dort geschilderte Situation so stattgefunden hat oder nicht, sei dahingestellt. Grundsätzlich kann man jedoch festhalten, dass die Stadt mit dem Besitzer der Grundstücke im Angerzell, Anton Fischnaller vereinbart hatte, dass sie das neue Stadtviertel erschließt, und Fischnaller die Gründe für Bauparzellen verkaufen kann. Auf der sprichwörtlichen grünen Wiese entstand so ein neues Stadtviertel mit der Museumstraße als zentraler Achse. Allerdings gab es – und so liest man es auch im Beitrag von Matthias Egger – anfangs das Problem, dass der Bauboom nicht in dem erhofften Maße stattfand und nur zögerlich Häuser im neuen Viertel entstanden, wie auch die folgende Nachricht von Fischnaller aus dem Frühjahr 1843 zeigt.

Aufruf von Anton Fischnaller (aus Josef Schönegger. Innsbruck im hist. Kartenbild, S. 236, Orignial im TLMF)

Als einen Grund dafür machte die Stadt aus, dass der Eingang in die neu angelegte Museumstraße versperrt war. Auf dem folgenden Planausschnitt von 1845 kann man das gut erkennen. Das Haus von Joseph Tschurtschenthaler (Nr. 250) und dessen Garten stand genau dort, wo zukünftig die Museumsstraße abzweigen sollte.

Ausschnitt aus PL-55, vom April 1846. Der gesamte Plan ist hier zu sehen.

Der Magistrat versuchte daher das Haus zu kaufen, um es später einreißen und so den Eingang in das neue Viertel öffnen zu können. Allein war der Magistrat nicht in der Lage, den von Tschurtschenthaler verlangten Kaufpreis aufzubringen. So sprang erneut Fischnaller ein, kaufte das Haus um den verlangten Preis und gab es günstiger an die Stadt weiter, die nun endlich den Plan umsetzen konnte. Fischnaller profierte natürlich auch davon, gewannen nun doch die Baugründe an Attraktivität und in Folge wurden tatsächlich noch weitere Häuser gebaut.

Im Titelbild sehen Sie die Mitteilung des neuen Besitzers der Immobilie, der damit den Mietern mitteilte, dass sie ihre Wohnungen bis Georgi (23. April, also heute) räumen müssen. Darunter findet sich die Liste der Mieter und Mieterinnen mit der jeweiligen Unterschrift oder dem entsprechenden Zeichen. Diese hatten also etwas mehr als drei Monate Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen. Wenig später war das Haus Geschichte – hier sei aber kurz daran erinnert.

(Der Beitrag wurde am 29.4.2024 um den Aufruf von Fischnaller ergänzt und der Text leicht adapiert.Stadtarchiv Innsbruck, 4268/1845 Bau)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Besonders vielen herzlichen für den schönen Plan, in der Hofkirche sieht man sogar den Maximilian-Kenotaph ganz akribisch eingezeichnet.

  2. Das erwähnte Problem der geringen Nachfrage nach der Errichtung privater Gebäude in der Museumstraße und Umgebung führte 1843 zu einem interessanten öffentlichen Aufruf Fischnalers (mit einem l!), der vielleicht auch hier gezeigt werden sollte (in meinem Buch auf S. 326). Ich werde ihn Christof Aichner schicken.

    1. Lieber Herr Schönegger,

      danke für den Hinweis auf den Aufruf. Ich habe diesen nun im Text untergebracht.

      Für weitere Pläne zur Anlage der Museumstraße (und nicht nur) kann ich natürlich allen Ihr Buch wärmstens ans Herz legen.
      C. Aichner

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