Per Anhalter durch 1971: #Homebase
Ein fast nicht vernehmbares „Weit bisch ja nit kemmen“ entfuhr dem Autor dieser Zeilen, als er das 1971er Luftbild der Welt von Hötting betrachtete. Damals kam man im Grunde mit dieser Fläche ganz gut aus… dafür kannte man in seinem Briefmarken-Quadranten fast alle gleichaltrigen Kinder, viele Häuser auch von innen, die meisten Autos und alle Kaugummiautomaten. Die Mütter waren in den bürgerlichen Familien des Kohlwegs (damals Schneeburggasse 54a bis 54m) meist zu Hause, die Väter Freiberufler oder Beamte.
Im Ausschnitt der Befliegung vor 54 Jahren (die hier interaktiv zu betrachten ist) sind links oben die großen Glashäuser der Gärtnerei Köchler zu sehen. Sie waren für uns Kinder uninteressant, bedrohlich wurden die dicken Milch- und Drahtglasscheiben nur als messerscharfe Klingen bei Unfällen mit den Fahrrädern. Zum Höttinger Pfarrkindergarten und retour kam man mit allen anderen Dreikäsehochs in einem, selten zwei VW Käfern. Zehn und mehr Stöpsel passten damals locker auf die Rückbank und in die Hutablage. Über die noch lange ziemlich schütter bebaute Hinterwaldnerstraße wanderte man später in die Volksschule. Mit Ausnahme der Schneeburggasse und der Sonnenstraße waren gefühlt alle Straßen mit wenig Gefälle mangels Verkehr für Ballspiele geeignet.
Eine unsichtbare Trennlinie gab es zu den Kindern im Pfarr- und Volksschulrayon Mariahilf. Wir haben sie dann alle noch im Bus der Linie A kennengelernt. Am Landesfriedhof vorbei verlief der Schulweg in die Stadt. Mit dem Skateboard war man in 10 Minuten unten in der Altstadt, der Sillgasse und der Angerzellgasse, den ersten Orten außerhalb der Fototapete, die wir lange für die Welt hielten. Wir verließen also mit 10 Jahren das Viertel und sahen uns einmal im Rest der Stadt um.
Was bietet das Luftbild sonst noch? Im Mariahilfpark wird gerade gebaut. Eineinhalb der sanftbrutalistischen Wohnskulpturen sind schon errichtet. Das Freibad in Hötting dürfte schon deaktiviert ein. So viele Menschen an diesem Tag im Tivoli planschten, kann es ja nicht sein dass zu Mittag kein Mensch im Bad ist. Von der neuen Universität ist noch nichts zu sehen, hier wird noch gewohnt und geparkt.