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Österreich Braucht 18 Länder – 18 Länder Brauchen Österreich (III.)

Österreich braucht 18 Länder – 18 Länder brauchen Österreich (III.)

Obwohl debattiert wird, wie bedeutend der Anteil des ERP am raschen Wiederaufbau in Westeuropa war, ist klar, dass die Hilfeleistungen der Alliierten nach den Zerstörungen des Krieges dringend notwendig waren.

Bereits vor dem Beginn des Marshallplans 1948 erhielt Österreich große Mengen an Unterstützung aus den Vereinigten Staaten, zudem oft als Hilfe und nicht als Kredit – sie war also gar nicht zurückzuzahlen. Insgesamt erhielt Österreich in dieser Zeit Hilfe von insgesamt 600 Mio. $ – äquivalent zu knapp über 9 Mrd. $ in 2023!

Zu Beginn des Marshallplans 1948 wurden mit den Mitteln, der immer noch prekären Lage entsprechend, vorrangig Lebensmittel und Rohstoffe aus den Vereinigten Staaten in Österreich verkauft. Der Erlös aus diesen Verkäufen wurde anschließend in einen eigenen Fonds transferiert (den sog. Counterpart-Funds), mit dem nun über die Vergabe von niedrig-verzinsten Krediten (anfangs aber auch in Form von Zuwendungen, d.h. nicht zurückzuzahlen) die österreichische Wirtschaft gefördert werden konnte. 60% der Netto-Investitionen in Österreich wurden zu Beginn durch diesen Fonds finanziert.[1] Hinzu kam erneut, dass die Güter von den Vereinigten Staaten nicht auf Kredit, sondern kostenfrei geliefert wurden – was nicht bei allen Ländern, die am ERP teilnahmen, der Fall war. Pro Kopf war Österreich unter den größten Empfängern von ERP-Geldern – nur die Niederlande und Island erhielten mehr Hilfe.[2] In den Jahren 1948/49 machte das ERP ca. 14% des österreichischen Volkseinkommens aus![3]

Von dem Gefälle was Investitionen in den Tourismus betrifft war bereits im vorigen Artikel die Rede, doch auch in allen anderen Bereichen wurde Westösterreich bedeutend stärker gefördert als die sowjetisch besetzte Zone. Für den Osten kam noch erschwerend hinzu, dass sich mit Beginn des Kalten Krieges und der Gründung von Comecon (Council for Mutual Economic Assitance – der Gegenentwurf der UdSSR zum Marshall-Plan) entlang der Ostgrenze des Landes eine harte Grenze bildete und die traditionellen Handelspartner innerhalb kurzer Zeit beinahe zur Gänze aus der Bilanz verschwanden.      


[1] Roman Sandgruber, Ökonomie und Politik, Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1995.

[2] Ferdinand Lacina, The Marshall Plan – A Contribution to the Austrian Economy in Transition, in: The Marshall Plan in Austria, Günter Bischof, Anton Pelinka, Dier Stiefel (Hrsg.), Contemporary Austrian Studies, Vol. 8, 2000.

[3] Tiroler Bauern Zeitung, 21.12.1950.

(Signatur Div-5488)

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