Neuzeitliche Gefahren
Hier haben wir nochmal ein ähnliches Bild wie beim letzten Beitrag zum Landestheater, diesmal jedoch als Postkarte und nicht nur mit Straßenbahn, sondern auch mit Automobil. Doch der heutige Beitrag dreht sich nicht um eine der beiden, sondern um den unscheinbaren Grund auf dem sie fahren.
Vor zwei Tagen und 103 Jahren schreckte eine Explosion die Bewohner Innsbrucks hoch. Am Freitagmorgen kurz nach acht Uhr war ein dumpfer Knall in der Museumstraße zu hören. Ein Kanaldeckel wurde mitsamt dem umliegenden Straßenpflaster in die Luft gerissen. Neben dem zwei Meter breiten Loch prasselten Erde, Beton und Pflastersteine auf die Straße, wobei letztere ihre eigenen kleinen Krater hinterließen. Einige Schwellen der Straßenbahngleise wurden von der Explosion mitgenommen, die Gleise selbst blieben jedoch weitgehend intakt.
Die Explosion wurde laut den damaligen Zeitungsberichten durch zwei Arbeiter ausgelöst, die eine der Gasleitung unter der Straße warteten und dabei auf der Suche nach defekten Stellen eine Ansammlung von Gas in einem Abwasserkanal entzündeten. Das klaffende Loch fast direkt vor dem Landesmuseum wurde noch stundenlang von einem bläulichen Nebel umgeben. Zum Glück war die Straßenbahn gerade nicht in der Nähe als sich der Unfall ereignete – anders als die armen Arbeiter, deren Lampe wohl den Funken für die Explosion geliefert hatte. Über sie wird in den Artikeln der Innsbrucker Nachrichten nicht weiter berichtet, doch kann man vermutlich mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sie das Unglück nicht überlebten.
(Signatur Ph-A-24684-58)