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Unscharf, Aber Gut. Besonderes Aus Der Sammlung Kreutz – VI

Unscharf, aber gut. Besonderes aus der Sammlung Kreutz – VI

Nicht nur die Aufnahmen aus den 1960er und 1970er Jahren können unscharf sein, wie wir kürzlich in dieser kleinen Serie gelernt haben. Es gibt auch Älteres, was man sehr gern schärfer gesehen hätte. Vermutlich ist unser Titelbild deshalb auch nicht so bekannt. Dabei gibt es nur recht wenige Fotos, die weibliches Personal der Lokalbahnen in Uniform zeigen. Hier ist besonders bemerkenswert, dass die Frauen deutlich in der Überzahl sind. „Natürlich“ sind die Männer in den Chef-Funktionen.

Dabei ist es nicht ein freiwilliger Akt, der die Obrigkeit veranlasste, Frauen in den Arbeitsprozess einzugliedern. Es ist schlicht der Mangel an Männern, die gerade zu Millionen an den verschiedenen Fronten des Ersten Weltkrieges verheizt wurden, der es notwendig machte, dass man Frauen heranzog. Nach Ende des Krieges begann dann ein gesellschaftlicher Prozess, der versuchte, die Frauen wieder aus dem Arbeitsprozess an den Herd zu drängen.

Möglicherweise ist das eine Gruppenaufnahme aller weiblichen Angestellten. Umso blöder, dass man nicht so viel erkennt. Spezialisten, Tüftler und Freaks könnten sich an dem Firmenschild, das sich in den Fenstern spiegelt, versuchen, aber ich glaube, das ist vergebene Liebesmüh.

Ich kann nur spekulieren, aber wie bringen damals Frauen ihre meist langen Haare unter die Dienstmütze? Bei der vierten Frau von links könnte sich eine Frisur-Beule abzeichnen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Dieses interessante Foto ist mit ziemlicher Sicherheit im Bahnhof Bergisel entstanden. Ich werde auch gern aufschlüsseln, warum ich das glaube.

    Das Gleis, das im linken unteren Eck zu sehen ist, ist kein Rillenschienengleis in Pflaster oder Asphalt, sondern ein Vignolschienengleis mir Holzschwellen („normale Eisenbahnschienen“), eingelassen in eine mit Straßenfahrzeugen notfalls halbwegs befahrbare befestigte Oberfläche. Man sieht in Gleismitte die Vertiefung. Mehrgleisige Anlagen mit solchen Gleiskörpern gab es zwar einige, aber nur wenige, in denen solche Züge wie die abgebildeten so aufgestellt wurden. Die Maria-Theresien-Straße wäre so ein Ort, der Wiltener Platz, oder die Endstation in Hall, die durch diese Art von Gleiskörper aber alle ausgeschlossen werden können. Im Bahnhof Bergisel hingegen sah es genau so aus.
    Der Triebwagen, den wir sehen, ist ein Vierachser der Reihe 1-8, damals fast ausschließlich auf der Linie 4 eingesetzt (eine kurze Experimentierphase auf der Linie 2, verschiedene nummernlose Zubringerlinien und Einschübe auf den anderen Linien ausgenommen). Erst ab 1936 kamen zwei dieser Fahrzeuge, die Tw 2 und 3, auf die Linie 6. Wir können also davon ausgehen, dass wir am hinteren Gleis die Linie 4 sehen, und zwar fahrbereit in Richtung rechts im Bild, was an der Linksneigung des Lyrabügels (oben am Dach) zu erkennen ist.
    Das nächste Indiz ist das Zielschild auf Beiwagen Nr. 13X rechts im Bild. Mit dem Kontrastregler von Photoshop lässt sich dort eine „Hungerburgbahn“-Tafel enttarnen, es steht dort also ein Beiwagen der Linie 1. Das bedeutet, es ist entweder die Linie 1, oder es ist ein Beiwagen in Verschub, was aber für die 1er m.W. nur im Bahnhof Bergisel stattfand. Das „Firmenschild“ in der Spiegelung der Triebwagenfenster ist die Dachwerbetafel dieses Beiwagens, die oben am Beiwagen von hinten zu sehen ist.
    Alles zusammen entspricht genau der Situation im Bahnhof Bergisel zur Zeit des 1. Weltkriegs. Ordentliche Bahnsteige gab es dort noch nicht. Die Linie 1 wartete auf ihre Abfahrt Richtung Westbahnhofviadukt am im Bild rechten Gleis, das in der folgenden Linkskurve das Gleis der Linie 4 kreuzte. Die Linie 4 wartete am Gleis direkt daneben und verließ den Bahnhof Bergisel geradeaus in die Leopoldstraße, das 1er-Gleis kreuzend. Die Linie 4 endete von 1909 bis 1. Oktober 1929 im Bahnhof Bergisel, erst dann wurde sie zum Wiltener Platz verkürzt.
    Es macht auch insofern Sinn, dass das Foto dort entstanden ist, weil der Fotostandort direkt vor dem Verwaltungsgebäude der LBIHiT war.
    Der „Kreutz“ liefert schließlich noch ein weiteres starkes Indiz, denn dort in der 3. Auflage ist, bezogen auf die aufgestellten Straßenbahnen, fast exakt die Situation am Artikelfoto zu sehen, nur von der anderen Seite. Ausnahmsweise poste ich zur Illustration einen Ausschnitt, der rote Pfeil zeigt, wo ich den Fotostandort verorte: https://postimg.cc/Rqmrthfd
    Links hinter diesem Triebwagen der Linie 4, also auf der Seite die am Foto nicht zu sehen ist, dürfte das Bild also gemacht worden sein. Ich glaube, die Fahrer:innen und Schaffner:innen standen dort zwischen den Gleisen der Linien 1 und 4.

    Ob das wirklich das gesamte weibliche Personal war? Der Straßenbahnbetrieb war damals um ein Vielfaches personalintensiver als heute. Am Bild sehen wir gerade einmal das notwendige Personal für eine Schicht auf sieben Zügen.

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