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Mit Kurt Reuter 1955 Durch Innsbruck VI

Mit Kurt Reuter 1955 durch Innsbruck VI

Der verdienstvolle Fotograf Kurt Reuter hat nicht nur die Entwicklung an den Stadträndern, sondern auch die Teile der Stadt dokumentiert, von denen es sehr wenige Fotos gibt – um es einmal höflich zu umschreiben. Heute sind wir in so einer Gegend. Früher hat man sie als „Stalingrad“ bezeichnet. Die Herkunft der Bezeichnung ist nicht ganz geklärt. Die Einen sagen, dass sie wegen der zahlreichen Kriegsteilnehmer so bezeichnet wurde; die Anderen weil die Gegend so gefährlich war, wieder Andere, wegen der baulichen Situation. Vielleicht können sie mehr dazu beitragen?

Schullernstraße (links Nr. 12) und Premstraße (hier Nr. 27) hatten früher einen ganz besonderen Klang in Innsbruck. Meines Wissens hat sich das bis heute sehr deutlich geändert. Ich habe auch die Bezeichnung „Stalingrad“ schon lange nicht mehr gehört.

Wer kann mehr zu dem „Mini-Supermarkt“ am rechten Bildrand beitragen? Milch – Gemischtwaren – Kurz-, Wirk- und Papierwaren.

Für Menschen mit sehr guten Augen wären im Hintergrund die Gegend um das heutige St. Norbert und der Eingang zur Conrad-Kaserne zu erahnen.

Vielleicht kann jemand berichten, wie wohl die Kindheit des Buben, der mit den Händen in den Hosentaschen herumschlendert, abgelaufen sein könnte. War es frei und romantisch oder von Armut geprägt? Oder ganz normal wie überall anders auch?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Also:
    1) Die verfemte P.-str.:
    „Wenn über eine dumme Sache / endlich Gras gewachsen ist / kommt sicher eine Kuh gelaufen / die das Gras herunterfrißt“
    …und die bin heute ich!
    Denn in unsere Klasse in der Mädchenhauptschule Wilten (in die ich 1950 „vom Land kommend“ gegangen bin) kamen – mitten im Schuljahr! Aber das genaue Datum weiß ich auch nicht mehr – drei Pradler „Katalogverbrennerinnen“, die dieses wichtigste notenspeichernde und eintragungsbergende Schriftwerk ihrer Klasse nicht nur entwendet, sondern damit auch noch „in den Amraser Feldern“ ein Freudenfeuer entzündet hatten!!!
    Und während dkie „Maria“ und die „Melanie“, die eine unter Tränen, die andere eher wegwerfend, beteuerten, nichts damit zu tun zu haben, sagte die dritte, die Martha, in ebendieser P.-Str. wohnhaft:
    „…und i habn nacha ins Feuer g’haut!“
    Sie war „a bärigs Madl“, Kumpeltyp – hätte man später gesagt….
    W a s ? im Stadtarchiv bisher nichts aktenkundig???

  2. …und Zweitens (wenn man schon 1) sagt…!)
    Ja, man sieht zur Konradkapelle, jenes am reinsten den Jugendstil verkörpernde sakrale Bauwerk Innsbrucks, das der Pfarrkirche St. Norbert – oder, wie angegeben „dem Südring“- weichen mußte – aber hatte man nicht auch das Kreuzkirchl bei Pill u,m einige Meter….?
    Aber die Glasfenster haben sich erhalten, zuerst in der Altstadt – beim Lamprechter – und jetzt in der Kapelle auf der Pfundser Tschey.

  3. Hmh, Herr Morscher, da haben Sie jetzt aber tief in die Pradl-Trickkiste gegriffen, um Herrn Roilo wieder auf den Plan zu rufen – doch ich verstehe Sie, ich vermisse seine Kommentare auch schon 😉
    Vielleicht ist dieses Bild aber noch ein klein wenig zu weit weg von Altpradl …

    1. Auweh, Frau Stolz, Sie haben recht: Es kribbelt schon wieder und der Groll der letzten Woche ist auch beinahe verflogen. Danke auch für die Blumen!
      Leider hapert es bei mir aus verschiedenen Gründen ein bisserl mit der Zeit – aber es wird schon wieder werden! Herrn Morscher und auch Herrn Hirsch sollte ich auch noch antworten – das verschiebe ich noch etwas!
      Aber etwas ganz schnell zu „Stalingrad“: Dass wir als Buben um diese Gegend einen großen Bogen machten, habe ich schon in anderen Beiträgen kundgetan – ich muss das einmal zusammensuchen.
      Aber zur Bezeichnung selbst: Ich weiß nicht, ob sich noch wer erinnern kann, dass sich südwestlich der Conradkaserne ein riesiges Loch befand. Jahre lang wurde hier Schotter entnommen und irgendwann wurde eine Art Truppenübungsplatz daraus, der auch von der Wehrmacht und sogar noch von den Franzosen benützt wurde – sogar mit Panzern! Ich kann mir schon vorstellen, dass viele sagten, da ginge es zu wie in Stalingrad!
      Bald landete hier dann der Innsbrucker Bombenschutt! Ob das Stadtarchiv irgendwelche Bilder davon besitzt??
      Leider muss ich mich wieder anderen Dingen zuwenden – ein Anfang wurde wenigstens wieder gemacht!
      Übrigens: Das „Loch“ befand sich im Bereich der heutigen (südlichen) Dr.-Glatz-Straße zwischen Burgenlandstraße und Kaufmannstraße (westlich dieser Premstraßen-Häuser vom Titelbild)

      1. Schön, wieder von Ihnen zu lesen, Herr Roilo und erfreulich zu erfahren, dass Ihr Groll bereits geschrumpft ist! Tät‘ sich auch gar nicht auszahlen meine ich, viel besser, wenn Freude über die Bilder und Spaß am Miträtseln die Oberhand behalten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Zeitmanagement und sende freundliche Grüße nach Imst. Ach so: Von dem von Ihnen geschilderten „Loch“ hörte ich nun zum ersten Mal, Ihre Herleitung des Begriffs „Stalingrad“ leuchtet mir ein.

      2. Jetzt muss ich mich schnell nochmals bedanken, Frau Stolz – ebenfalls schöne Grüße hinunter nach Innsbruck!
        Was ich vorher noch vergessen habe: Dieses Loch sieht man gut im 1940er-Luftbild, wenn es auch hier nicht so als „Loch“ herauskommt. Aber in meinem Hirnkastl blieb es sogar als beeindruckendes Riesenloch haften, glauben Sie mir!!

  4. Jetzt habe ich das passende Zitat zur Wohngegend gefunden:
    „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung genau so töten wie mit einer Axt“
    (Heinrich Zille, Berliner Maler und Zeichner der Zwisc henkriegszeit, er hat gelebt von
    1858 – 1929. „Merkt denn niemand, wie durch sein Werk der Schrei geht:
    „Aber die Kinder…! Aber die Kinder!!!“Und ich erinnere mich an einen Ausspruch meiner Mutter,
    die an ihrem Arbeitsplatz „so mancherlei“ von ihren Kolleginnen gesprächsweise erfahren mußte:
    „Glaub mir’s: Die schlechteste Mutter isch no allweil besser als es beste Heim!“
    Ich gebe diese beiden Aussprüche akls „Illustration“ zur Wohngegend Südost-Pradl kommentarlos weiter,
    erlaube mir aber, auf die Seiten 1, 2 und 4 einer heutigen Tageszeitung hinzuweisen….

  5. Früher hieß es halt „Jesses, ein Koatlackler!“

    Um das „Stalingrad“ etwas zu relativieren: „Bocksiedlung“ war mir Wilten-Westler bereits ab der Volksschule ein Begriff , wo „wissende“ Mitschüler von jener Gegend im Schaudermodus berichteten. Was es mit „Stalingrad“ für eine Bewandtnis hätte, erfuhr ich erst 25 Jahre später von einem Arbeitskollegen, der aus Amras stammte. Der Begriff war im Gegensatz zur Bocksiedlung kein allgemein bekannter. Es fiel auch die Bemerkung „Premstraßler“ als Erklärung für gewisse negativere Charakterzüge eines anderen Kollegen. Stalingrad war in seiner, in Herrn Roilos Variante sehr wahrscheinlich zutreffenden, ursprünglichen Bedeutung in Richtung zur „eiskalt-ungute Gegend in der es einem schlecht gehen konnte“ abstrahiert worden. Nebenbei zeigt es, wie tief dieses Debakel in der deutschen Seele festsaß.
    Die selbe Warnkultur bediente viele der kleinen Stadtteilrassismen. Auch in Wilten konnte man sich als Kind ohne elterliche Begleitung rote Ohren holen, wenn man ungefragt unsichtbare Spielraumgrenzen anderer Hofgemeinschaften überschritt.

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