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Kriegsbeute

Kriegsbeute

Straßenbahnen waren bisher selten Hauptdarsteller in diesem Forum. Das hat den Grund, dass sehr viele Fragen bereits im „Kreutz“ behandelt wurden. Der „Kreutz“ ist das Buch von Walter Kreutz: Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen von Innsbruck (Innsbruck 1982) bzw. in Überarbeitung im Jahr 2011 als Veröffentlichung des Innsbrucker Stadtarchivs.

Daher will ich bei dieser Aufnahme auch erst gar nicht so tun, als wäre der Text von mir, sondern zitiere das o.g. Buch:

1944-07-02: Tw. 60 in Betrieb genommen. Da die deutschen Fabriken weitgehend mit Rüstungsaufaben ausgefüllt sind, geht man dazu über, Straßenbahnfahrzeuge und Obusse aus besetzten Städten in Frankreich und Italien abzukommandieren. Die Empfängerbetriebe mußten hierfür den Kaufpreis an die zuständigen deutschen Organisationen entrichten. Breda Mailand arbeitet zu dieser Zeit an einem großen Auftrag modernster vierachsiger Großraum-Tw. für Belgrad in Meterspur, dessen erster Wagen schon versandbereit im Werk stand. Da Jugoslawien mittlerweile auch von Truppen besetzt war, traten die IVB in den Kaufvertrag ein, und dessen TW. wird nach Innsbruck umdirigiert. Von den anderen TW. sind die Drehgestelle fertig. Die restlichen nach Innsbruck zu liefernden TW. sollen nun nach dem Muster des für Genua entwickelten Wagens Einrichtungsfahrzeuge mit einem zusätzlichen Mittelausstieg werden. Infolge der Kriegsereignisse kommt es aber nicht mehr zu deren Lieferung.“

Diese Postkarte zeigt aber noch so Einiges mehr: Einen „verdächtigen“ Polizisten, zahlreiche interessante Details entlang der Straße und schließlich den beschriebenen Triebwagen 60.

Der sog. Mailänder Wagen fuhr auch nach Kriegsende noch viele Jahre durch Innsbruck. Nicht vielen der Passagiere wird es bewusst gewesen sein, dass es sich dabei um ein Stück Kriegsbeute (unter dem Deckmantel einer vertraglichen Regelung) handelte.

Stadtarchiv/Stadtmuseum, Sommer-4-284.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Das Lustigste an dieser Postkarte ist, dass die Straßenbahn scheinbar völlig ohne Oberleitungen durch die Straße düst. Ganz so wie zu Zeiten der Dampfloks.

    Da haben der Fotograf und seine Angestellten sehr viel Arbeit mit dem manuellen Retuschieren des „Kabelsalats“ gehabt……..

    1. Ich wollte schon gestern auf diesen Beitrag hinweisen – wegen meiner Gedanken an das Bett habe ich ihn auf die Schnelle nicht mehr gefunden.
      Jedenfalls: Auf dem heutigen Bild ist das Haus der Anna-Apotheke neben der Spitalskirche noch nicht wiedererrichtet (siehe dazu „Als in Innsbruck die Sirenen heulten“ von Michael Svehla, Seite 152 und 153. Laut Anhang erfolgte der Wiederaufbau 1950 / 51)

      1. Diese Datierung ist sehr aufschlussreich, vielen Dank, Herr Roilo!

        Demnach sieht man auf dem Foto noch die originale Madonna auf der Annsäule.
        Die heutige Figur stammt ja vom bekannten Bildhauer Franz Roilo.
        Das Original befindet sich heute in der Stiftskirche Fiecht.

        Auch wenn man es von herunten nicht sieht:
        Ein schönes Detail ist, dass die Madonna barfuß auf der Säule steht.

  2. Der Gipfelkamm der Nordkette scheint teilweise nicht mit der echten Gipfel-Silhouette übereinzustimmen. Besonders der Bereich zwischen Kemacher und Seegrubenspitze macht einen etwas unwirklichen Eindruck.

    Es liegt weiters die Vermutung nahe, dass der wie Deckweiß wirkende Schnee anno dazumal wohl mühsam hineinretuschiert wurde.

  3. Ein besonders interessantes Foto des TW60 findet sich in diesem informativen Beitrag:
    https://innsbruck-erinnert.at/unterwegs-mit-pfarrer-goehlert-ii/

    Zu diesem formschönen Straßenbahnfahrzeug gibt es noch folgende Anekdote, Zitat Wikipedia:

    „Die Innsbrucker Verkehrsbetrieb waren begeistert von dem Fahrzeug und bestellten noch weitere Fahrzeuge der Bauart „Genua“. Allerdings fiel die Lieferung der Fahrzeuge einem Fliegerbombenangriff auf den Mailänder Bahnhof zum Opfer. So blieb der Triebwagen 60 ein Einzelstück in Innsbruck.“

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