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Kein Rätsel, Aber Rätselhaft

Kein Rätsel, aber rätselhaft

Für uns, die (mehr oder minder stark profitierende) „Erbengeneration“ ist es ja erfreulich, dass unsere (Groß-)Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg so viel wieder aufgebaut haben. Heute muss man im Stadtbild schon genau schauen, um zu erkennen, ob ein Gebäude den Krieg unbeschädigt, beschädigt oder gar nicht überstanden hat. Immerhin waren etwa 60 % der Innsbrucker Wohnungen betroffen.

Auf dieser Aufnahme aus den späten 1940-er Jahren sehen wir eine Häuserzeile, die beinahe alle Formen der Zerstörung und des Wiederaufbaus vorzeigen kann. Neben einer Ruine, die mit Holzlatten notdürftig abgedeckt ist, befindet sich ein Haus, das offenbar bereits wieder zur Gänze neu errichtet wurde. Das Eckhaus hat wohl nur Schäden in den beiden oberen Stockwerken zu verzeichnen. Ganz hinten steigt sogar bereits wieder der Rauch aus einer wichtigen Innsbrucker Produktionsstätte auf…

Heute ist es für uns kaum mehr nachvollziehbar, was damals geleistet wurde, zumal die Umstände überaus schwer waren: Materialmangel, Männer und Söhne oft tot oder in Gefangenschaft, die französische Besatzungsmacht, die schlechte wirtschaftliche Lage, der Kalte Krieg usw. Dennoch gelang es, Innsbruck binnen etwa zehn Jahren von den meisten Ruinen zu befreien. Aber wer hat denn eigentlich einen ganz wichtigen Teil der Arbeit gemacht? Richtig, es waren oft die Frauen, die nebenbei noch Geld verdienen mussten, die Kinder erziehen und auch sonst das Leben meistern mussten.

Und falls die Männer zurückkamen, dann haben diese oft die geleistete Arbeit übernommen und der enorme Anteil der Arbeit der Frauen geriet immer mehr in Vergessenheit.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph/A-24.372-38)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Der Blick zur Ecke hin täuscht ein wenig, denn das gesamte Hotel „Tirolerhof“ wurde weggebombt, somit war die Häuserzeile an dieser Stelle ursprünglich viel längergehend. Das neue Hotel „Tyrol“ als Nachfolgebau wurde übrigens 1953 eröffnet. Das wiederaufgebaute Haus ist die Hausnummer 10, der Erker rechts davon dürfte im Zuge des dortigen Wiederaufbaues abgetragen worden sein.
    Interessant ist auch der Blick zum Nordwestende des Bahnhofplatzes: Dort sieht man in der Mitte das ebenfalls beschädigte Hotel „Arlbergerhof“, rechts davon nur einen Mauerstreifen breit das total beschädigte Hotel „Sonne“ (heute: ÖGB-Haus“), links vom Arlbergerhof klafft eine riesige Bombenlücke im Haus Sterzinger Straße 6.
    Das Straßenbahngleis der Linie 3 ist mittlerweile wiederauferstanden, die Baumgruppe links im Bild täte dem Heute auch wesentlich besser zu Gesicht stehen.

  2. Immer wieder schön, wenn man auf der Suche nach etwas völlig Anderem einen alten Beitrag wiederfindet. Dieses Bild ist vor allem wegen dem Tirolerhof ein wertvolles Zeitdokument.

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