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In Stein Gemeißelt (XV.)

In Stein gemeißelt (XV.)

In einem früheren Beitrag dieser Serie wurde über die Heilige Liga berichtet, die das Motiv für eines der Reliefs auf dem Kenotaph lieferte. Hier haben wir nun noch eine Heilige Liga, oder auch die (Heilige) Liga von Cambrai.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die wichtigen Spieler im Grunde dieselben waren, nur, dass ein anderer von ihnen zum Ziel wurde. In der letzten Liga hatten sich Maximilian, Spanien, Venedig und der Papst gegen Frankreich verbündet; jetzt verbündeten sich Maximilian, Spanien, der Papst und Frankreich gegen Venedig. Doch kurz zur Vorgeschichte:

Maximilian versuchte, nach all den Herausforderungen, die ihn bisher davon abgehalten hatten, endlich seine Krönung in Rom zu erreichen, doch Frankreich und Venedig wollten ihn beide daran hindern. In Trient wurde Maximilian feierlich zum erwählten römischen Kaiser proklamiert und er teilte den Kurfürsten mit, dass sie ihn nun also solchen zu adressieren hatten – mündlich durften sie gnädig das „erwählte“ weglassen. Während der Kaiser (der in den früheren Beiträgen bereits inkorrekt als solcher bezeichnet wurde), in Trient feierte, rückten seine Truppen bereits in venezianischen Gebiet ein, um den Weg nach Rom zu erzwingen. Dabei gerieten sie jedoch in einen Hinterhalt und die kaiserlichen Truppen erfuhren eine empfindliche Niederlage. Siegestrunken stießen die Venezianer in die habsburgischen Territorien vor. Maximilian war außer sich vor Wut und auch im restlichen Europa war man allmählich der Markusrepublik gegenüber skeptisch. In Italien gab es schon eine ganze Reihe von empörten Nachbaren, deren Territorien unfreiwillig Teil der Terraferma wurden. Nachdem Venedig sich nun den Papst und den Kaiser zu persönlichen Feinden gemacht hatte und auch deren Territorien überfiel, war die Serenissima zunehmend diplomatisch isoliert. Doch einen wichtigen Verbündeten hatte man noch: Frankreich. Maximilian war gezwungen, einen Waffenstillstand auszuhandeln und genau dabei verlor Venedig auch diesen wichtigsten Bündnispartner. Die Franzosen hatten Venedig stark unterstützt und erwarteten, entsprechend in die Friedensverhandlungen einbezogen zu werden. Dabei wurde Geldern wieder zu Streitfrage (zum dortigen Konflikt: In Stein gemeißelt XIV.) und die Verhandlungen drohten zu scheitern, was die Venezianer dazu verleitete, das Abkommen ohne die Franzosen zu unterzeichnen, um, wie Wiesflecker es ausdrückt, ihre Beute in die sichere Scheune zu bekommen.

So wurden die Weichen gestellt, dass die alten Feinde den Plan fassten, sich zusammen gegen Venedig zu richten. Als die Verhandlungen Ende 1508 in Cambrai begannen, taten sowohl Ludwig XII. und Maximilian ihr Bestes, die Venezianer über die Vorgänge im Dunkeln zu halten. Am 10. Dezember wurden das Vertragswerk bereits unterzeichnet, etwas später folgten die geheimen Zusatzvereinbarungen, nach denen Frankreich, Spanien, der Papst und die Habsburger ihre an Venedig verlorenen Gebiete zusammen zurücknehmen sollten.

Der Vertrag sah wie ein großer diplomatischer Erfolg der Habsburger aus, doch die folgenden Jahre sollten viele unerwartete Entwicklungen bringen.

(Signatur Ph-A-10171-16)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Herzlichen Dank, aber bei dieser Gelegenheit einmal danke für die ganze Serie. Endlich habe ich mich einmal diesen Reliefs gewidmet. Das fürdiese Dinge unverständige Kindesalter einmal abgezogen, habe ich jetzt 60 Jahre verstreichen lassen, ohne viel mehr zu wissen als „weiße Reliefs am Kenotaph in der Franzidkanerkirche“. Wobei ich glaubte, alles wären Schlachtenmotive. Dieses ist ein wenig wenig, ist es nicht? Aber ich glaube fast, ich bin nicht der einzige hier.

    Andererseits gab es, glaub ich, keine FremdenführerInnen, die wirklich Tafel für Tafel erklärten, bzw. Zuhörer, die dann nicht vom Stoff erschlagen worden wären. Jetzt, so häppchenweise, ist das hochinteressant und endlich weiß man ein bisschen mehr. Eh nur in groben Zügen. Bei den historischen Verästelungen zweiten Grades fiele ich eh schon wieder durch.

    Interessant ist ja auch die Betrachtung der verschiedenen Hintergrundszenarien auf einem Relief. Neben den fein herausgemeißelten Details rund um Max Habsburger gibt es drei weitere abfallende Stufen der Präzision, die wahrscheinlich die Hierarchie der Gesellen und Lehrlinge widerspiegeln, die da mit meißeln durften. Mit dem Massenvolk und dem Wald von Landsknecht-Speeren hat sich der Meister wohl nicht abgegeben. Auf anderen Reliefs, auch bei dem von Nr. 3, sieht man Ähnliches.

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