In den Untergrund
So viele Menschen wie auf diesem Bild habe ich bei dieser Unterführung noch nie gesehen. Heute liegt diese allerdings auch etwas versteckt hinter Bäumen, außerdem ist der Zugang durch den Südring mehr oder weniger abgeschnitten und damit weniger attraktiv. Und so viel gibt es auf der anderen Seite auch nicht zu erledigen – außer man arbeitet dort. Zum Aufnahmezeit scheint der Durchschlupf hingegen deutlich frequentierter gewesen zu sein, das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Menschen damals weniger mit dem Auto gefahren sind und daher jeder eingesparte Meter zählte. Besonders nett sind natürlich auch der Blick auf das Straßenbahnviadukt und die beiden Rodler, die lässig ihre Rodel geschultert haben und wohl noch einen weiteren Weg vor sich haben.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum NI 1478-1528-31)
Oyerleyweg, jetzt umbenannt auf NeuhauserStraße
Die Unterführung unterquert die neuen heutigen Bahngleise. Gleichzeitig gibt es noch die alten Gleise im Straßenniveau unterm Straßenbahnviadukt im Hintergrund.
Zur Zeit des Baus ist das anscheinend noch ein Bedarf gewesen. Wer geht heute ohne Zwang dem Südring entlang? Ich kenne die chronologische Reihenfolge nicht, nehme aber an, die Unterführung war vor der Konzertbrücke fertig.
Die damals ultramodernen Designerleuchten im Tunnel hielten bis in die Zeit, wo Vandalismus als Akt der Selbstverwirklichung zu gelten begonnen hat.
Der Oerleyweg beginnt noch vor der Kurve, etwa auf Höhe des Eingangs zur Unterwelt. DIe Neuhauserstraße hört lustigerweise mittendrin auf.
Ja, Herr Hirsch!, als es mit dem Konzertkurvenbau ernst wurde, da gab es für die Gegend westlich der Neuhauserstraße nur zwei Möglichkeiten, zur Pfarrkirche und zum Friedhof Wilten zu kommen:
Entweder hinunter zur Fischergasse, hinüber zur Leopoldstraße und die paar Stufelen hinunter und durch den Friedhof um die Pfarrkirche vor zum Kircheneingang –
– oder eben (und bald schon „mit angehaltenem Atem“ dieses stufige unterirdische gekrümmte steinerne und nach allen Wohlgerüchen Arabiens duftende Labyrinth zu durcheilen.
Ja, da entscheidet man sich doch für die einzig richtige Alternative – oder??? – und wandert nach Wilten West aus. Was ich nicht bereut habe- und wobei ich auch geblieben bin, als die Konzertbruggn endlich fertig war.
Mir war zunächst nicht ganz klar, was hier eigentlich zu sehen ist – Westbahnhofviadukt der Straßenbahn und parallel dazu eine Unterführung – hä? Was soll denn da unterführt werden? Aber hinter dem Standort der fotografierenden Person ist schon die neue Bahntrasse der Konzertkurve in Tieflage, weswegen es auch die Unterführung bereits braucht, und die ist natürlich die Tief-Unterführung von der Neuhauser hinüber zur Duile, deren Bau ja hier schon gezeigt wurde, was ich ebenso sehr interessant fand: https://innsbruck-erinnert.at/verantwortliche-ueberfuehrt/ . Das Straßenbahnviadukt ist stillgelegt, erkennbar an der fehlenden Fahrleitung, und sein Abriss wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die neue tiefgelegte Verbindungsbahn zwischen Westbahnhof und Hauptbahnhof ist auch schon in Betrieb, weil die Durchfahrt der alten Bahntrasse im Bildhintergrund mit einem Holzzaun versehen ist und auch die Schranken bereits abgebaut sind.
Der (langsame?) völlige Umbau dieses Grätzels war da wohl gerade voll im Gange und der kleine wilde Stadtwald, den es noch Anfang der 1980er in dem Bereich zwischen der Neuhauser und der Fritz-Konzert gab, wo jetzt das Rechenzentrum steht (ich kannte dieses Wäldchen noch, hätte aber ohne dieses Bild vielleicht nie wieder daran gedacht, weil es keine Bilder davon zu geben scheint), bestand wohl, wenn überhaupt, erst aus ein paar kleinen Bäumchen.
Super, dass diese Übergangszeit auch dokumentiert wurde.
Jetzt hab ich eine Stund mit der Suche nach einem Foto vom Waldele vertan, Motto „Das gibts doch nicht“. Aber leider erfolglos.
Ich bin mir zwar sicher, daß unsere empörungssüchtige Fingerzeigkultur dem Wäldchen das Prädikat Schandfleck umgehängt und solchermaßen zu einem Foto in der TT verholfen hat, aber einstweilen begnüge man sich mit den Luftbildern.
Anfang der 70er war es schon recht stattlich, auf der „Lichtung“ stand eine Baracke. Man beachte die Abbiegemöglichkeit quer über die Straßenbahntrasse zur Neuhauserstraße.
https://postimg.cc/yDgbvSGP
Bis 1999 war der Konzertforst sogar noch üppiger geworden und um einen berühmten Würstlstand ergänzt, den ich in der Würstelstandserie leider vermisse).
https://postimg.cc/XpD6x5VH
Auf beiden Fotos sieht man auch den selbstentwickelten diagonalen Abschneider durch die Wiese, vielleicht entscheidende Sekunden zum Erreichen der Stubaier.
Das ARZ (Allgemeines Rechenzentrum gibt es nicht mehr, es wurde 2022 von einer internationalen Riesenfirma namens accenture übernommen (im Wesentlichen nur der Datenbestand) mit Österreichfiliale in Wien. Am endlich verschwundenen bewaldeten Schandfleck thront jetzt in grün statt rot die Tiroler Versicherung. Das ARZ hat sich eh lange gehalten. Die Konkurrenz, das Peter Anich Rechenzentrum in Rum, gab z.B. viel früher w.o. Der unerwartete Erfolg des PC machte vielen Servicerechenzentren den Garaus.
Sehr geehrter Herr Schneiderbauer, hallo Manni,
wenn man ganz genau schaut, sieht man, dass die Schranken noch stehen (Westbahnhof-/Viadukt-seitig kurze und ostseitig sehr lange Schranken), auch die Oberleitung der Eisenbahn hängt noch (Speiseleitung auf ganz hohem Gittermast, Fahrleitung auf Spezialkonstruktion zum Tiefspannen unter dem Straßenbahnviadukt). Im Zaun dürfte auch eine Lücke sein, die nur ganz geschickt von einem Spazieren gehenden Paar verdeckt wird… Die alten Trassen der Bahnen dürften noch in Betrieb gewesen sein, auch wenn große Teile der neuen Trasse inklusive der Unterführung schon fertiggestellt in der Winterpause verharrten.
Die Konzertkurve wurde am 30. April 1956 eröffnet, die Festschrift zur Eröffnung hat es ins Internet geschafft:
https://www.technikmuseum-online.de/homepage_dateien/beitrag_28.htm
Deshalb schätze ich den Zeitraum der Aufnahme auf Ende 1955/Anfang 1956.
Hallo und danke, wie konnte ich das übersehen, klar sind die Schranken noch da, und gerade unauffällig sind sie eigentlich auch nicht. Selbst auf der linken Seite, wo ich sie vermutet und nicht gesehen hatte, sind noch zwei weitere kurze Schranken zu sehen, die wohl den Gehweg gesperrt haben.
Auch was die Lücke angeht, stimme ich zu. Die eingleisige Strecke nutzte also nur einen Teil des Raumes, der für die Trambrücke unterfahrende Gleise vorgesehen war, und befand sich ganz am nördlichen Rand der Durchfahrt, wie auch aus diesem Foto von der anderen Seite hervorgeht:
https://postimg.cc/k2vF77CV (Foto: unbek. ital. Militärfotograf, 1918, Originalabzug aus meiner Slg., bearbeiteter Ausschnitt)
Wenn ich das richtig erkenne, versperrt auch dort schon ein Zaun den Rest des Korridors. Ob hier für eine nie realisierte Kapazitätserweiterung vorgebaut worden war? Es sieht so aus, als wäre die Situation während der gesamten Existenz des Viaduktes ziemlich unverändert geblieben.
Danke auch für den Link zu der Festschrift Eröffnung Konzertkurve. Dass bereits 1913 erste Bauarbeiten durchgeführt wurden, ist mir neu!
Beim einleitenden Text auf der verlinkten Website ist Vorsicht geboten, es wird aus dem Buch „Eisenbahnen in Tirol“ von Mißbach zitiert, das zwar schöne Fotos und einige interessante Detailbetrachtungen enthält, aber leider zumindest zu den Innsbrucker Bahnen auch jede Menge schlecht recherchierte, teils völlig falsche Angaben, so auch in diesem Einleitungstext.